Forum Alpbach: „Kann Technologie die Welt retten?“

Nachhaltigkeit hat bei Microsoft höchste Priorität. Unter dem Titel "Kann Technologie die Welt retten?" lud Microsoft Österreich bei den Alpbacher Wirtschaftsgesprächen zu einer top-besetzten Podiumsdiskussion, die als Live-Webcast über die Bühne ging. [...]

Diskutierten bei den Alpbacher Wirtschaftsgesprächen: (von links:) D. Ritz, C. Milborn, R. van de Kerkhof und virtuell Ministerin E. Köstinger (c) Microsoft

Hybrid. Wenige Teilnehmer vor Ort, viele vor den Bildschirmen. Einige Diskutanten vor Ort, einige virtuell zugeschaltet. Das hybrid-virtuelle Veranstaltungsformat prägte heuer das gesamte Forum Alpbach. Bei den Wirtschaftsgesprächen, wo Microsoft traditionell eine Breakout-Session ausrichtet, wurde heuer Microsofts Beitrag auf eine Panel-Diskussion reduziert.

Vor Ort diskutierten dabei Dorothee Ritz, General Managerin Microsoft Österreich, Alois Rosenberger, Direktor der Bundeslehr- und Forschungsanstalt Francisco Josephinum und Robert van de Kerkhof, Chief Commercial Officer bei Lenzing AG unter der Leitung von Puls 4 Info-Chefin Corinna Milborn. Virtuell war Landwirtschafts- und Tourismus-Ministerin Elisabeth Köstinger zugeschalten. Im Zentrum der Diskussion standen dabei, geprägt von den letzten Monaten der Corona-Krise, die Chancen und Bedingungen von Technologie und insbesondere Informationstechnologie, mit besonderem Fokus auf Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen – global wie national.

„Wir brauchen die Technologie. Ohne sie wird die Lebensmittelversorgung in Zukunft nicht funktionieren“, legte Alois Rosenberger ein ganz klares Commitment für Technologie ab. „Für Microsoft ist Nachhaltigkeit und Klimaschutz klar ein Fundament. Es geht also um das Essenzielle, etwas unbedingt Notwendiges, das fundamental für unsere Gesundheit, unser Glück und unsere Weiterentwicklung ist. Wir können ein Problem jedoch nur dann bewältigen, wenn wir es im Kern verstehen. Dafür braucht es die notwendigen, technologischen Ressourcen, um verlässliche Daten zu generieren“, betonte Dorothee Ritz.

IT-Technologien für Klima- und Umweltschutz nutzen

Die weltweite Krise, ausgelöst durch Covid-19, beschäftigt die Gesellschaft auf allen Ebenen und verlangt unsere Aufmerksamkeit. Dennoch steht der Kampf gegen den Klimawandel weiterhin ganz oben auf der Agenda. Das Bewusstsein gegenüber den Vorteilen der Digitalisierung ist gerade in den letzten Monaten stark gestiegen. Laut einer aktuellen Studie im Auftrag des deutschen Umweltministeriums erfahren die Möglichkeiten der Digitalisierung für Umwelt und Klima jetzt breitere Akzeptanz. Der Anteil der befragten Personen, die die Vorteile der Digitalisierung sehen, ist von 33 auf 47 Prozent gestiegen. Ein Momentum, das es zu nutzen gilt. „Wir benötigen Technologie, um nachhaltig zu wirtschaften und den Planeten zu retten“, waren sich Alois Rosenberger und Robert van de Kerkhof einig. „Gleichzeitig sehe ich Technologie jedoch auch als Teil des Problems. Wir müssen als Industrie, aber auch als Konsumenten, bewusster werden im Umgang mit unseren Ressourcen. Dazu kann jede und jeder einen Beitrag leisten“, fügte van de Kerkhof hinzu. Um den systematischen Wandel vollends durchführen zu können, werden strategische Partnerschaften über Branchen- und Organisationsgrenzen bis hin zu Landesgrenzen hinaus immer wichtiger. „Unser Nachhaltigkeitsziel ist nicht nur emmisionsfrei zu werden. Es geht darüber hinaus. Wir engagieren uns und unsere Partner, auch Abfallprodukte zu recyceln und den Energiebedarf so gering wie möglich zu halten“, so Dorothee Ritz. „Als Teil der Allianz für Netto-Null arbeiten wir gemeinsam mit führenden Unternehmen auf globaler Ebene am Umbau der gesamten Wirtschaft in Richtung Netto-Null-Emissionen.“

Bekenntnis zu Digitalisierung in der Landwirtschaft

„Digitalisierung in der Landwirtschaft eröffnet uns das Potential für noch höhere Lebensmittelqualität und Regionalität. Durch Precision Farming lassen sich Lebensmittel auch mit weniger Dünger und Pestizideinsatz produzieren. Das schont die Umwelt und den Ressourceneinsatz. Digitale Plattformen ermöglichen auch die Vernetzung der Konsumentinnen und Konsumenten mit Direktvermarktern und somit zu mehr regionalen Lebensmitteln – nicht zuletzt die Coronakrise war hier ein Katalysator. Und alle gewinnen dadurch: der Konsument kann auf regional produzierte, frische Ware zugreifen. Die kürzeren Transportwege wirken sich positiv auf das Klima aus. Und die Landwirte gewinnen durch die Direktvermarktung an Selbstbestimmung“, stellte Elisabeth Köstinger fest.

Die Digitalisierung der Landwirtschaft ermöglicht nicht nur eine effiziente Lebensmittelproduktion, sondern erzielt auch eine Kostensenkung und sorgt für erhöhtes Tierwohl. Beispielsweise kann durch kameragesteuerte Hackgeräte eine Reduktion des Pestizideinsatzes erwirkt werden. Die Nutzung von Satelliten-, Drohnen- und Handybildern, GPS oder Bodenanalysen ermöglichen die exakte Anpassung an den individuellen Bedarf. Der Einsatz von Düngemitteln kann so eingegrenzt werden. „Die Digitalisierung in der Landwirtschaft ist essenziell für eine nachhaltigere Wirtschaftsweise“, brachte es Alois Rosenberger auf den Punkt und erklärte: „Es ist eine Illusion, dass wir ohne technologische Unterstützung fähig sein werden, die ganze Welt zu ernähren. In ein paar Jahrzenten wächst die Weltbevölkerung auf zehn Milliarden Menschen an – da werden wir technologische Unterstützung benötigen, um nachhaltig und effizient Landwirtschaft betreiben zu können.“

Der Wille ist vorhanden, Lösungen ebenso, aber oft scheitert es an den Grundbedingungen. Das beste Auto bringt uns nicht nach vorne, wenn dafür die notwendige Autobahn fehlt. Die Plattform „Digitalisierung der Landwirtschaft“, die vom Landwirtschaftsministerium eingerichtet wurde, forciert zudem die Ausbildung junger Landwirtinnen und -wirte und soll die Digitalisierung für Bäuerinnen und Bauern greifbar machen. „Neben der Entwicklung der notwendigen Lösungen, müssen wir zudem sicherstellen, dass es genug Fachkräfte gibt. Die digitale Weiterbildung ist ein vitaler Teil der Nachhaltigkeitsarbeit“, fügte Dorothee Ritz hinzu.

Köstinger: Invest von 1,3 Mio. Euro für Landwirtschafts-Schulen

Wichtig sei es, auf die Anwender nicht zu vergessen. „Die Nutzung von technologischen Lösungen darf für die Anwender auch nicht zu komplex werden. Daher haben wir die Digitalisierung in der Landwirtschaft in den Lehrplänen der Land- und Forstwirtschaftlichen Schulen verankert und 1,3 Millionen Euro für die digitale Aufrüstung dieser Schulinfrastrukturen in die Hand genommen. Spätestens seit der Coronakrise wissen wir, wie wichtig es ist breitflächig digitale Lösungen nutzen zu können – das beginnt im Schulalltag und geht bis zu autonomen Lenksystemen“, betonte Ministerin Köstinger. Die Frage der Nutzung der Technologie ist auch immer eine der Ethik. „Wir erreichen mehr, indem wir Expertisen verbinden. Die Technologie ist bereits vorhanden und muss am richtigen Ort zum Einsatz kommen“, so Ritz und führte weiter fort: „Deshalb haben wir Microsoft AI for Earth ins Leben gerufen, um den Forscherinnen und Forschern, die sich für den Erhalt unserer Erde einsetzen, die notwendigen technologischen Ressourcen zur Verfügung zu stellen.“ Denn je schneller die Daten, mit Hilfe von künstlicher Intelligenz, analysiert werden können, desto schneller können passende Maßnahmen, wie zum Beispiel zum Erhalt gefährdeter Tierarten, entwickelt werden.

„Die Herausforderung ist das Ungewisse. Wir müssen unzählige Daten sammeln, interpretieren und diese für den richtigen Zweck nutzen“, fasste van de Kerkhof zusammen und warnte: „Wir machen aber konsequent einen Fehler, wenn wir jedes Jahr behaupten: es ist Fünf vor Zwölf. Es ist bereits Fünf nach Zwölf, wenn wir unseren Blick auf die immer sichtbareren Auswirkungen werfen. Die ganze Textilbranche muss sich ihrer Verantwortung bewusstwerden und auch handeln. Wir wünschen uns ein globales Ziel, für das die Politik den globalen, aber auch fairen Rahmen zügig schafft und an dem sich alle orientieren können und müssen.“ Für einen zielgerichteten und sinnvollen Einsatz von technologischen Lösungen sei Transparenz ausschlaggebend. Heute könne sich kein Unternehmen und keine Institution mehr vor dem Thema Nachhaltigkeit und dem effizienten Einsatz von Ressourcen verschließen, waren sich alle Diskutanten einig.

Eine Gesamt-Nachlese zum Forum Alpbach finden Sie in der kommenden Printausgabe der Computerwelt, die am 16. September erscheint.


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