Fraud Finder überprüft Dokumente auf Fälschungen

Fälschungen in einem Doument zu erkennen und nachzuweisen wird immer schwerer. Experten benötigen dazu durchschnittlich 100 Minuten. Die Software Fraud Finder automatisiert diesen Prozess und verkürzt ihn auf weniger als 30 Sekunden. [...]

Fraud Finder, Product Screenshot (c) Homeppl
Fraud Finder, Product Screenshot (c) Homeppl

Fraud Finder ist eine vom britischen Unternehmen Homeppl entwickelte Software. Die Zielgruppe sind Unternehmen verschiedenster Größen und Branchenzugehörigkeit. Auch in Österreich soll Fraud Finder schon bald vermehrt zum Einsatz kommen – aktuell testet ein bekanntes Bankhaus die Software. Zudem erhält Fraud Finder strategische und finanzielle Unterstützung unter anderem von Linde Digital, der auf Legal-Tech spezialisierten Tochter des österreichischen Linde Verlags.

Was also macht Fraud Finder? Die Software unterzieht Dokumente einem rigorosen Check, stellt gelöschte Daten wieder her und macht vorgenommene Änderungen im Schriftbild sichtbar. Der Beginn von Fraud Finder liege im Immobilienbereich, erklärt Alexander Siedes, Gründer des Start-ups. Dort wollte man „unter anderem die Bonität potenzieller Mieter und Mieterinnen überprüfen, um das finanzielle Risiko für Vermieter zu reduzieren“, erklärt Siedes. „Ein hoher Anteil der von uns untersuchten Betrugsfälle beruhte auf der Fälschung von Bankunterlagen, und wir erkannten den branchenübergreifenden Bedarf an einem Analyse-Tool für Dokumente aller Art.“ Das sei der Beginn von Fraud Finder. gewesen, der mittlerweile seit sieben Jahren für die Risikobewertung von Mietern eingesetzt wird. 

2023 erfolgreich als eigenständiges SaaS-Produkt eingeführt und bereits branchenübergreifend in Anwendung, erkennt Fraud Finder, wann, wo und wie ein Dokument – sei es ein Kontoauszug, eine Stromrechnung oder eine Gehaltsabrechnung – manipuliert wurde. Fraud Finder prüft Dokumente auf über 215 verschiedene Betrugsmerkmale und erstellt in Sekundenschnelle einen Bericht über die vorgenommenen Fälschungen. Bei Dokumenten, für deren Bewertung der Algorithmus trainiert wurde, hat die Software eine Trefferquote von 97 Prozent. Zu ihren nützlichsten Funktionen gehören die Analyse von Schriftarten, die Wiederherstellung früherer Dokumenten-Versionen sowie die Analyse von Strichcodes.

Beispiel mit falschen Schriftarten (Fonts). (c) Homeppl

Den erwähnten Bedarf belegen – neben der hohen Nachfrage aus diversen Märkten inner- sowie außerhalb Europas – nicht zuletzt eine Reihe internationaler Studien. So zeigt der Global Fraud Data Report des Analytik-Unternehmens FICO, dass 23 Prozent der 28.000 Befragten Dokumentenfälschung für die Einreichung von Anträgen unter bestimmten Bedingungen für akzeptabel halten. McKinsey stellte fest, dass ein Team aus Experten wie eingangs erwähnt durchschnittlich 100 Minuten benötigt, um die Fälschung von Bankdokumenten auf manuellem Wege nachzuweisen. 

Vom KMU bis zum Konzern 

„Alleine schon in puncto Aufwand bieten wir einen klaren Mehrwert“, so Harry Foster, Head of Growth bei Fraud Finder. „Um ein Dokument auf Herz und Nieren zu überprüfen, benötigt unsere Software im Schnitt 30 Sekunden. Häufig erhält man das Ergebnis bereits nach zehn Sekunden.“ Generell gebe es zwei Möglichkeiten, die Technologie zu nutzen. Entweder über ein Webportal, in dem Dokumente via simples Drag-and-Drop abgelegt werden können, oder über eine API-Schnittstelle zum System des Kunden. „Die erste Variante ist vor allem für KMU geeignet, die weniger als 100 Dokumente im Monat überprüfen möchten. Für unsere Großkunden bis hin zur Konzernebene, die mehrere tausend Dokumente im Monat einspeisen, ist die Schnittstelle sicher besser geeignet.“ Fraud Finder stellt jene Daten wieder her, die zuvor von Betrügern aus dem jeweiligen Dokument gelöscht wurden. Darüber hinaus werden Änderungen im Schriftbild – beispielsweise nachträglich geänderte Zahlen auf einem Kontoauszug – mittels „Font Analysis Test“ in unterschiedlichen Farben markiert. „Fraud Finder authentifiziert die Informationen auf einem Dokument und verwandelt es in eine ‚Source of Truth‘. Diese Informationen werden automatisch standardisiert, entweder im JSON- oder CVS-Format“, fasst Alexander Siedes zusammen. 

Rückenwind durch Linde Digital

Benjamin Jentzsch, Geschäftsführer
Linde Verlag (c) Caro Strasnik

In Österreich ist die Technologie von Fraud Finder bisher noch nicht im großflächigen Einsatz. Das soll sich künftig auch durch die Unterstützung von Linde Digital ändern. Die Tochter des österreichischen 1925 in Wien gegründeten Linde Verlags investiert in vielversprechende Start-ups aus dem Legal-Tech-Bereich und ist an Fraud Finder beteiligt. 

Man sei begeistert von den Möglichkeiten, die Fraud Finder im Kampf gegen Betrug eröffne, ist Benjamin Jentzsch, Geschäftsführer von Linde Digital, von der Leistung der Software überzeugt. Er betont: „Ein vergleichbar effizientes Tool gibt es derzeit nicht auf dem Markt. Entsprechend groß ist das Potenzial, das wir in diesem Start-up sehen – und das wir mit unserer Expertise und unserem hervorragenden Netzwerk stärken werden.“ 


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