Die Logistik gilt gemeinhin als Männerdomäne. Doch beim Grazer Logistiksoftware und -systemhaus ISA ist das Projektmanagerteam zur Hälfte weiblich. [...]
Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Software-Entwicklung und Steuerungstechnik bilden sie die ISA-Task Force. ISA ist ein Unternehmen der Jungheinrich AG. Mit dem Warehouse Management System ISASTORE/Jungheinrich WMS werden logistische Abläufe in Logistikzentren effizient abgewickelt. Die Logistiksoftware ist in über 30 Ländern im Einsatz und wird ständig weiter entwickelt.
Die Technikerinnen punkten mit Know-how, Erfahrung und einem Gespür für die sensible Kommunikation mit dem Kunden. Beweisen muss man sich immer, aber das gelte für die Kollegen schließlich auch. Was macht den Job so attraktiv? Die kleinen und großen Erfolgserlebnisse im Projektalltag: Die gelungene Inbetriebnahme eines Lagers, dynamische, perfekt aufeinander abgestimmte Prozesse und zufriedene Kunden. Die Projektleiterinnen der ISA möchten noch mehr Frauen für eine Karriere in der Logistik und in der IT begeistern.
Dabei kamen die technikaffinen Frauen nicht immer geradewegs in diese Position. Astrid Zollneritsch sieht sich als Quereinsteigerin. Sie startete in der technischen Dokumentation bei ISA und wechselte erst später im Rahmen eines internen Qualifikationsprogrammes in die Projektleitung. Als Junior Projektleiterin war sie beispielsweise für die Inbetriebnahme des Kleinteilelagers mit 10.000 permanent verfügbaren Artikeln bei Elesa & Gantner, Brunn am Gebirge, verantwortlich. Elesa & Gantner entwickelt, produziert und vertreibt Normteile und Sonderanfertigungen für den Maschinenbau. Zusätzlich zur Einführung des Warehouse Management Systems (WMS) mit Datenfunk und Schnittstelle zu Axapta wurde unter anderem auch eine beleglose Kommissionierung mit Multi-Order-Picking realisiert. Durch die bereits zuvor gesammelte Erfahrung mit dem WMS und den Einsatz erfahrener Kollegen als Mentoren fühlte sich die Junior Projektleiterin in jeder Phase des Projektes optimal unterstützt.
Softwareentwicklerin Cornelia Müller hat ihre Wurzeln weiter im Norden. In Nordrhein-Westfalen absolvierte sie eine dreijährige technische Ausbildung. Das zusätzliche Informatikstudium ebnete den Weg zum direkten Einstieg in die Softwareentwicklung. Im Vergleich zu Österreich sei in Deutschland in jedem Fall der Frauenanteil in der technischen Ausbildung und folglich auch in technischen Berufen höher, meint die Spezialistin, die aktuell an der Entwicklung des Warehouse Management Systems für das Jungheinrich Ersatzteilzentrum in Kaltenkirchen federführend mitarbeitet.
LEIDENSCHAFT FÜR TECHNIK
Michaela Riedl ist zudem überzeugt, dass viele Eltern eine für Mädchen „passend traditionelle“ Ausbildung eher befürworten. Sie selbst sollte die HAK absolvieren. Die Leidenschaft für die Technik sei zwar schon immer vorhanden gewesen, die Ausbildungsmöglichkeiten in der Umgebung jedoch so gut wie nicht existent. „Die Chance eine HTL im Rahmen eines Tages der offenen Tür kennenzulernen, ergab sich dann eher durch Zufall. Beeindruckt von den präsentierten Projekten war die Entscheidung klar und bestätigte sich in den ersten Wochen an der HTL: Ich werde Programmiererin“, erinnert sich Riedl schmunzelnd. Die technische Projektleiterin hat bereits eine Vielzahl an Projekten erfolgreich abgewickelt, wie z.B. die Ersatzteilzentren von KTM in Mattighofen und Amherst (Ohio).
Olga Iakusheva kommt ursprünglich aus der Ukraine. Ihre Eltern sind Ärzte. Sie selbst hat Flughafenautomatisierung studiert. Sie hätte gerne noch mehr Frauen in technischen Berufen gesehen. Eine der Grundvoraussetzungen sei logisches Denken, das sie auch eindrucksvoll bei einem erst kürzlich realisiertem Logistikprojekt unter Beweis stellte. In nur acht Wochen – vom Projektstart bis zum Go-Live – verantwortete sie die Einführung des WMS-Systems und die Optimierung der Intralogistikprozesse im Schmalgang-Hochregallager der Samson AG in Frankfurt am Main.
Für Tanja Fleck, HTL Absolventin und Mitarbeiterin im Bereich der Steuerungstechnik, ist es wiederum selbstverständlich neben dem Beauty Case und dem Notebook auch den Werkzeugkasten in das Reisegepäck zu geben. Dass dieser nicht nur zur Dekoration eingepackt wird, wird deutlich, wenn sie eines „ihrer“ Regalbediengeräte zum Leben erweckt. „Ein besonderes Erfolgserlebnis ist es dabei eine Maschine zum ersten Mal in Bewegung zu sehen und die Abläufe im Zuge der Inbetriebnahme zu perfektionieren“, so Tanja Fleck.
PSYCHOLOGIE SCHADET NICHT
Projektleiterin Sabine Manrique kam über Umwege zur ISA. Neben ihrem Psychologiestudium mit dem Schwerpunkt Organisationspsychologie hat sie im internationalen Prozess- und Softwarequalitätsmanagement gearbeitet. Der Übergang zur Projektleitung war fließend – und die Psychologie schadet nicht. Ein internes Intralogistik-Ausbildungsprogramm trug maßgeblich zum schnellen Aufstieg von Sabine Manrique vom „Junior“ zur Projektleiterin bei. Federführend wirkte sie bei der WMS-Implementierung bei Synthesa, dem Marktführer für Baufarben in Österreich, mit. Die Einführung des Warehouse Management Systems erfolgte zuerst im Hauptwerk in Perg, Oberösterreich, danach startete das Rollout in den neun Niederlassungen. Im Endausbau verwaltet das WMS in Summe 28.000 Artikel und 20.000 Lagerplätze.
Aktuell arbeiten 300 User aktiv mit dem System. Obwohl sich die Logistik für den weiblichen Part der ISA Task-Force aus ihrer Sicht kaum mehr als reine Männerdomäne darstellt, sind Frauen noch selten im Bereich der Logistik anzutreffen. Die Projektteilnehmer und Anwender beim Kunden reagieren sehr positiv auf die Logistikspezialistinnen. Die Logistikerinnen unisono: „Leistung und Kompetenz sind auschlaggebend, aber auch Durchsetzungskraft! Nur so lassen sich veraltete Vorurteile abbauen!“
FLEXIBILITÄT
Die ISA-Projektleiterinnen sind für die Abwicklung der Kundenprojekte von Anfang bis zum Ende verantwortlich. Projektleitung und Softwareinstallationen im Lager passieren nicht am Schreibtisch. Reisebereitschaft und teilweise längere Aufenthalte sind dazu gehörige Jobanforderungen. Logistik ist international, der Exportanteil bei der ISA liegt bei mehr als 80 Prozent und das bedeutet, dass man auch als Frau die nötige Flexibilität mitbringen muss. Auch wenn bei der Zuteilung von Projekten die individuelle Reisebereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berücksichtigt wird.
Dadurch, dass die ISA die Rahmenbedingungen geschaffen hat, Wochenenden während der Inbetriebnahmen so gut wie möglich arbeitsfrei zu halten, ist auch der Erholungsfaktor gegeben und es bleibt Zeit die jeweilige Stadt, das Land für sich zu entdecken. Ein besonderes Highlight war beispielsweise die Inbetriebnahme des Lagers bei KTM in Ohio. Der Kunde überraschte mit einem Rahmenprogramm – unter anderem mit dem Besuch bei den Cleveland Cavaliers in der NBA, einer ausgiebigen Einführung in die Blues-Szene von Cleveland und nicht zuletzt mit einem Besuch der Niagarafälle. Auch andere teilweise exotische Destinationen vom Lions Park in Südafrika bis zu den Straßenmärkten in Shanghai, oder auch die Pommes- und Bierkultur in Belgien konnten so ausgiebig genossen werden.
Für ISA-Geschäftsführer Markus Skof gibt es keine Diskussion um Frauenquoten. Egal ob männlich oder weiblich – Know-how, Lösungskompetenz, Kollegialität und Kommunikationsfähigkeit sind für ihn wichtige Kriterien bei der Bewerberauswahl. „Wir haben ein sehr gutes Betriebsklima. Ich bin überzeugt, dass der hohe Frauenanteil in unserem Unternehmen wesentlich dazu und zum Unternehmenserfolg schlechthin beiträgt“, meint Skof.
ISA ist auf Expansionskurs und sucht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Projektleitung, im Kundensupport, in der Software-Entwicklung sowie in der Steuerungstechnik und Elektroplanung. Laut Markus Heinecker, Geschäftsführer bei der ISA, sind durch die stark international geprägte Kundenbasis, die Integration in den Jungheinrich-Konzern mit über 12.000 Kolleginnen und Kollegen sowie den damit verbundenen Wachstumsplänen die Aufstiegschancen bei ISA außerordentlich gut. (pi)
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