Freiheit 2.0: Tabulos nörgeln in Anonym-Netzwerk

Das Netzwerk hinter der App "Thoughts Around Me" garantiert Anonymität und die Möglichkeit, völlig ohne Zuordnung einer Identität über Dinge herzuziehen. Ganz ohne Profilbild und Name erleben User die Faszination völliger Tabufreiheit oder der Angst, sich bei Freunden und der Familie unbeliebt zu machen. [...]

Gerade unter dem Deckmantel der Anonymität fällt es Nutzern der App leicht, sich über die Unarten des Arbeitskollegen, dem Stress mit dem Ehepartner oder ernsten Gedanken mit Freuden auszulassen. Über 6.000 Briten haben sich deshalb bereits angemeldet. Beim ersten Blick in ein Nutzer-Profil wird klar, dass die gewährleistete Anonymität oberste Priorität hat. Es gibt keine Usernamen und auch keine damit verbundenen Anzeigebilder. Sogenannte thoughts (Gedanken) können von den Mitgliedern entweder in Schriftform oder auch als Bild gepostet werden.

„Wenn nun die Anonymität auffliegt, fühlen sich Betroffene bloßgestellt und entwickeln unter Umständen starke Schamgefühle. Man verliert das Gesicht, empfindet sich in diesem Moment als entwertet, ungenügend oder schlecht. Wer sich schämt, möchte sich verstecken, sich zurückziehen, den Blicken anderer entziehen. Oft findet man bei den Betroffenen auch psychische und physische Reaktionen wie das Gefühl einer inneren Lähmung, ein vermindertes Energieniveau, Fluchtverhalten, innerer Rückzug oder Wut“, so Regina Harringer vom Institut für Partnerschaftsberatung gegenüber dem Nachrichtenportal pressetext.

Wie auf anderen Plattformen üblich, besteht für jeden die Möglichkeit, Posts mit einem „Like“ zu unterstützen oder mit einem nach unten zeigenden Daumen zu kritisieren. Mithilfe einer integrierten Standort-Funktion können Beiträge zudem nach Distanz gefiltert werden und sind für User somit von höherem Interesse.

„Du kannst alles, was du willst schreiben. Drück dich so ehrlich und frei aus, wie du magst. Das ist eine ganz befreiende Erfahrung“, sagt Entwickler Kassem Younis zu den Möglichkeiten seiner App „Thoughts Around Me“. Auf der Hand liegt jedoch auch der potenzielle Missbrauch des Dienstes für radikale Ansichten und Inhalte aller Art. (pte)


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