In diesem Jahr mussten Krypto-Fans bereits viele Rückschläge erleiden. Viele Unternehmen waren gezwungen, Insolvenz anzunehmen und die digitalen Währungen waren hohen Kursschwankungen ausgesetzt. Jetzt folgte die bekannte Handelsplattform FTX in die Insolvenz. Das Unternehmen wurde schon vorher beschuldigt, Kundengelder zu veruntreuen. [...]
Nach Mittelabzügen und Kundenflucht kam es zu Zahlungsunfähigkeit. Doch es ist nicht sicher, ob das die wahren Gründe für den Pleitegang sind. FTX-Leitung Sam Bankmann-Fried erklärt, dass illegale Transaktionen schuld sind. Die Wahrheit der Aussage konnte bisher nicht bewiesen werden.
Klar ist nur, dass FTX jetzt insolvent ist. Doch was bedeutet das für die gesamte Krypto-Welt? Werden weitere Unternehmen in die Insolvenz folgen? Oder hat die Pleite von FTX eventuell sogar Vorteile?
Weitere Insolvenzen befürchtet
FTX hatte viel Einfluss in der Krypto-Welt. So standen sie auch in Zusammenarbeit mit einigen anderen Unternehmen, wie beispielsweise der Kryptobörse BlockFi, dem Lending-Dienst Voyager sowie Singapurs Staatsfonds. Diese drei kämpfen aktuell mit Zahlungsproblemen.
BlockFi hat im Sommer dieses Jahres die Zusammenarbeit mit FTX begonnen. Sie mussten bereits einige Mitarbeiter entlassen und Zahlungen pausieren. Das Unternehmen steht demnach auch kurz vor einer Insolvenz. Angeblich befindet sich BlockFi bereits in der Insolvenz-Vorbereitung.
Daneben wollte FTX Gelder im Wert von 1,4 Millionen Dollar vom Lending-Dienst Voyager übernehmen. Deswegen entschied sich aber der bekannte Krypto-Broker Genesis, keine weiteren Kredite mehr zu gewähren.
So soll die Liquidität des Unternehmens gesichert werden. 175 Millionen Dollar von Voyager sind aktuell auf einem FTX-Konto eingefroren und sie mussten nun ebenfalls Rückzahlungen einstellen. Das Unternehmen sucht derzeit nach neuen Möglichkeiten, Mittel zu beschaffen. Unterstützung haben sie bisher von der Muttergesellschaft Digital Currency Group erhalten.
Als Ausgleich boten sie Voyager Gelder in Höhe von 140 Millionen Dollar an. Weiterhin hat sich die FTX-Insolvenz negativ auf Singapurs Staatsfonds ausgewirkt. Dieser hat in Vergangenheit einen geschätzten Wert von 200 bis 300 Millionen Dollar in FTX investiert. Auch der Staatsfonds hat somit finanzielle Schwierigkeiten zu befürchten.
Allein der Lending-Dienst Celsius konnte sich vor den negativen Folgen bewahren. Sie beendeten ihre Zusammenarbeit mit FTX bereits vor dessen Insolvenz. Insgesamt werden jedoch noch weitere Insolvenzen in der Krypto-Branche erwartet.
Die Krypto-Welt muss sich erst einmal wieder fangen, die finanziellen Schäden müssen ausgeglichen werden. Laut der Aussage von Analysten könnte der Krypto-Winter noch ungefähr ein Jahr andauern. Erst dann soll es wieder genügend Mittel geben.
Absicherung für Anleger
Nach der FTX-Insolvenz sind viele Anleger von Unsicherheiten geplagt. Sie fragen sich, wie sie sich am besten vor den Auswirkungen von Insolvenzen schützen können. Denn dadurch läuft u.U. auch jeder Nutzer Gefahr, angelegtes Geld zu verlieren. Insbesondere die Transparenz ist bei der Sicherheit einer Krypto-Handelsplattform ist essenziell.
Folgende Fragen sollte man sich als Anleger vor einer Nutzung stellen: Was geschieht mit den Kryptowerten im Falle einer Insolvenz? Werden sie zurückgehalten oder wieder an ihre Besitzer übergeben? Und mit welchen Banken steht die Handelsplattform in Kooperation? Auf Grundlage dieser Antworten lässt sich Vertrauenswürdigkeit jedes Unternehmens bewerten.
Außerdem ist ein Blick in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) lohnenswert. Diese enthalten bereits viele nötigen Informationen und sollten sorgfältig gelesen werden. Nur so können große Risiken ausgeschlossen werden.
Weiterhin können Hardware Wallets genutzt werden. Ein Beispiel dafür ist das Offline-Wallet von Trezor, welches eine zusätzliche offline Aufbewahrung ermöglicht. So sind die eigenen Coins einmal mehr abgesichert. Zuletzt ist es empfehlenswert, eine lokale Börse zu wählen.
Änderungen der Bedingungen können in einem anderen Land zu Komplikationen führen. Die Regeln im eigenen Land kennt man jedoch im Normalfall. Der Hauptsitz von FTX befand sich in Nassau auf den Bahamas. Als deutscher Anleger ist die Nutzung dieser Handelsplattform demnach nicht sinnvoll.
Eine Chance für lokale Börsen
Generell haben lokale Börsen jetzt eine große Chance, Kunden dazuzugewinnen. Anleger zieht es jetzt eher dahin, weil die Insolvenz von FTX die Risiken bewusst gemacht hat, die mit der Nutzung außerländlicher Plattformen eintreten können. Auch kleinere, lokale Börsen bekommen nun mehr Andrang und die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln.
Eric Demuth, CEO der Kryptobörse Bitpanda erklärt z.B., dass sie unmittelbar nach der FTX-Insolvenz einen größeren Kundenzufluss erreichen konnten. Bitpandas Hauptsitz ist in Wien. Das österreichische Unternehmen hat sich bereits in einigen Ländern, wie beispielsweise Italien, Frankreich und England etablieren können.
Weitere positive Auswirkungen durfte kürzlich die App Bison erleben. Die gleichnamige Handelsplattform mit Sitz in Stuttgart konnte seit der Insolvenz von FTX viele neuen Kunden verzeichnen. CEO Ulli Spankowski erklärt, dass viele Anleger aktuell auf der Suche nach vertrauenswürdigen Unternehmen sind.
Bison konnte mit ihrer Transparenz überzeugen und Kunden dazugewinnen. Einen ähnlichen Kundenzufluss durfte auch das Start-up Relai verzeichnen. Die App des Schweizer Unternehmens wurde zuletzt häufiger als zuvor heruntergeladen. Ebenso freuen sie sich über mehr Handelsvolumen und Website Traffic. Vor allem der Bitcoin-Verkauf ist dort drastisch angestiegen. Nach dem Pleitegang von FTX haben sie über 120 BTC verkauft.
Fazit
Die Insolvenz der Krypto-Handelsplattform FTX zieht einige Konsequenzen nach sich. Schon bald könnten weitere Unternehmen der Branche insolvent gehen. Doch genauso bietet die Insolvenz auch eine große Chance, und zwar für lokale Börsen.
Insgesamt sollte man als Anleger immer auf die Transparenz achten, bevor man sich für eine Kryptobörse entscheidet. Es gilt, sich eine vertrauensvolle Plattform auszusuchen, die bei einer Insolvenz die Krypto-Assets an alle Kunden zurückgibt.
Auch ist es lohnenswert, ein Offline-Wallet zur zusätzlichen Absicherung zu verwenden. Nur mit ausreichend Informationsbeschaffung im Voraus kann man sich sicher sein, dass die eigenen Assets gefahrlos verwaltet werden.
*Jacqueline Lehmann ist Managerin für Crypto Assets bei Green Capital und Beteiligungen AG. Sie hat jahrelange Erfahrung mit Krypto und Fintech und konnte sich so ein umfangreiches Know-How in diesen Bereichen aneignen.
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