Apple sollte nicht für immer an allem festhalten, was es herstellt, auch wenn es gute Produkt sind. Es ist an der Zeit, die Veränderungen in der Technologielandschaft neu zu bewerten und die Produktpalette neu auszurichten. [...]
Während Apple in neue Bereiche vorstößt (wie Kopfhörer, Streaming–TV und vielleicht auch Autos?), könnten folgende fünf Produkte durchaus in Rente gehen.
1. AirPort-Router
Ob man’s glaubt oder nicht, Apple verkauft immer noch drei Wireless Router: AirPort Express, AirPort Extreme und AirPort Time Capsule. Der Express unterstützt nur 802.11n und die anderen beiden 802.11ac. Als sie auf den Markt kamen, war die Leistung durchaus wettbewerbsfähig, kritisiert wurden der Mangel an Einstellungen und das wirklich ärgerliche Interface.
An diesen Produkten hat sich in den letzten fünf Jahren nichts geändert. Die Wi-Fi-Netzwerkwelt hat sich seitdem auf 802.11ad ausgeweitet, und der letzte Schrei ist Mesh-WLAN. Wenn Apple im Bereich der Vernetzung keine Neuerungen bringt, sollte es dem Markt den Rücken zukehren.
Im Jahr 2016 wurde gemunkelt, dass Apple die WLAN-Router-Abteilung aufgelassen hat. Wenn man bedenkt, wie wichtig Firmware-Updates für die Router-Sicherheit sind (vor allem bei der Time Capsule, die zudem Daten beherbergt), scheint es unverantwortlich, weiterhin drei Router zu verkaufen – zwei Jahre nachdem das Team, das sie entwickelt hat, aufgelöst wurde.
Router gehörten nie zur Kernkompetenz von Apple, die in der Entwicklung schöner Produkte liegt, die zudem einfach zu bedienen sind. Router sind normalerweise versteckt, und – obwohl sie leicht einzurichten sein sollten – erfordert die Fehlersuche bei der Vielzahl Wi-Fi-fähiger Produkte oft den Zugriff auf die erweiterten Einstellungen. Das ist nicht wirklich ein Apple-typischer Ansatz.
Ich würde gerne sehen, dass Apple diese Router durch ein neues Netzwerkspeicherprodukt ersetzt. Apple könnte ein erschwingliches, kompaktes, leises und energieeffizientes NAS-Gerät mit Hot-Swap-fähigen Laufwerken entwickeln. Dieses könnte Time Machine-Backups speichern, als Medienserver dienen, schnellen Zugriff auf große Datenspeicher wie Videoprojekte bieten – eben alles, was NAS-Systeme heute ermöglichen. Die User brauchen das Gerät nur über Ethernet mit dem bestehenden Netzwerk verbinden und haben damit eine echte Plug&Play-Methode, um viele Daten im Netzwerk zu speichern.
Derzeit scheint der NAS-Markt zwischen „Das ist im Grunde nur eine USB-Festplatte“ und „Wie bitte? Wieviel soll das kosten?“ zu pendeln – mit nur wenigen vernünftigen Optionen dazwischen. Apple könnte jenes Unternehmen sein, das durchschnittliche private Nutzer von der Sinnhaftigkeit eines NAS-Systems überzeugen könnte.
2. iPod Touch
iPod touch! ist eine erschwingliche Möglichkeit, Kindern ein „iPhone“ zu geben, das nicht wirklich ein iPhone ist. Aber Apple hat offensichtlich nicht die Absicht, den iPod touch auf dem neuesten Stand zu bringen. Das aktuelle Modell hat eine veraltete Kamera, einen fast vier Jahre alten A8-Prozessor und einen Home-Button – nicht TouchID. Es ist so, als würde man für ein iPhone 6 für Hunderte US-Dollar ausgeben, das keine Mobilfunk-Fähigkeit oder Apple Pay besitzt. Niemand möchte, dass die Kinder Datenkosten verursachen. Es wäre aber schön, wenn sie im Notfall anrufen könnten.
Im Zeitalter der digitalen Musikdienste ist die Notwendigkeit von „iPod“ -Geräten, die Musik speichern und über Apps ausführen, einfach nicht gegeben. Und wenn Sie ein nicht-iPhone für Ihre Kinder benötigen, um etwa Apps zu nutzen, ist ein günstiges iPad die viel bessere Wahl. Selbst ein überholtes altes iPhone mit einem begrenzten Datentarif wäre eine bessere Idee (vorausgesetzt, Apple bringt die Kontrollfunktionen für Eltern auf Hochtouren).
3. Mac mini
Der Mac mini hat eine kleine, aber lautstarke und hartnäckige Fangemeinde, von denen viele denken, dass das Gerät wesentlich beliebter ist als in Wirklichkeit. Die hartgesottenen Apple-Enthusiasten sind in das Konzept eines Mac verliebt, den sie für „nur“ 500 Dollar kaufen können, um ihn als Streaming-Server zu nutzen oder ihre Eltern als Computer-Analphabeten beim E-Mail-Check zu unterstützen. Die Beweggründe sind verständlich, nur denke ich, dass der Mac mini ein wirklich schlechter Weg dafür ist, diese Bedürfnisse zu erfüllen. Und Apple selbst legt auf das Modell offensichtlich nicht viel Wert.
Der Mac mini ist alt und überteuert. Er hat einen alten Prozessor, nicht genug RAM und zu wenig Speicher. Er ist nicht gar nicht so günstig, wie er scheint, wenn man bedenkt, dass dafür auch eine Tastatur, eine Maus oder ein Touchpad und ein Monitor benötigt werden, um damit arbeiten zu können.
Für diejenigen, die Mac Minis als Medien- und Speicherserver betreiben wollen, gebe ich zu bedenken, dass ein neues NAS-Gerät diesen Zweck besser erfüllen würde, insbesondere weil der Mac-mini-Speicher in der heutigen Welt von 1080p und 4K-Video so begrenzt ist. Apple sollte sich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden: entweder etwas wirklich Leistungsstarkes und Modernes (etwa eine Apple-Version des Intel NUC) oder eine Innovation in Sachen Portabilität.
4. iPad Mini
Wer braucht heute eigentlich ein iPad mini? Als es 2012 auf den Markt kam, hatte es durchaus seine Berechtigung. Das iPhone 5 mit seinem 4-Zoll-Display war einfach zu klein, um länger darauf zu lesen oder Videos anzusehen. Große Handys waren noch nicht populär: Das Galaxy Note war nur ein Jahr alt und immer noch ein Nischenprodukt. Auf der anderen Seite waren die iPads groß und schwer – zu viel, um sie beim Lesen eines E-Books bequem in der Hand zu halten.
Aber die Zeiten haben sich geändert. Alle Telefone sind jetzt viel größer. Das iPhone 8 Plus verfügt über ein 5,5-Zoll-Display (die gleiche Größe wie das Galaxy Note II, das etwa zur gleichen Zeit wie das iPad Mini herauskam). Wenn Sie glauben, das größere 8-Zoll-Display des iPad mini zu brauchen, können Sie auch das 9,7-Zoll-iPad wählen, das deutlich weniger wiegt als das iPad von 2012 und den Apple Pencil unterstützt.
Generelles zu den Displaygrößen: Da die Telefone größer und die Rahmen schmaler werden, gibt es keine Lücke mehr, die mit einem eigenen Produkt gefüllt werden muss. Apples Priorität sollte sein, die Gesamtgröße und das -gewicht zu reduzieren, ohne aber die Bildschirmgröße signifikant zu verringern.
5. iTunes
Ja, Sie haben richtig gelesen: iTunes. iTunes ist zu einem aufgeblähten, langweiligen, fehleranfälligen, verworrenen Chaos geworden. Es ist ein Shop, ein Musikmanagement- und Wiedergabe-App, es ist Internetradio, Podcast-Manager, Videoplayer und Gerätemanager. Was als einfacher Musik-Store begann, führt jetzt so viele verschiedene Funktionen aus, dass es unter seinem eigenen Gewicht zusammenbricht. Höchste Zeit also, das Zeitliche zu segnen. Damit meine ich nicht, dass Apple alle Funktionen von iTunes über Bord werfen soll. Ich denke nur, dass die Zeit gekommen ist, iTunes durch eine Reihe von speziellen Anwendungen zu ersetzen.
iOS bietet eine ideales Vorbild für den Ersatz von iTunes. Es hat alle iTunes-Funktionen inkludiert: Musik, TV, iTunes U, Podcasts, iBooks und eine spezielle iTunes Store-App zum Kauf von Audio- und Videoinhalten. Auf dem Mac sollte Apple iTunes auf die gleiche Weise aufteilen und die gleichen Funktionen der iOS-Schwester realisieren. Dazu ein Geräte-Manager, mit dem lokale Backups durchgeführt und Firmware auf iOS-Geräte geladen werden kann. Apple muss nicht alle diese Apps unter Windows replizieren – nur Musik, den Store und den Geräte-Manager. Die Kopie der iOS-App-Suite auf dem Mac würde es nicht nur einfacher und intuitiver machen, zwischen Plattformen hin- und herzuspringen, sondern auch neue Handoff-Szenarien ermöglichen, die heute nicht wirklich möglich sind.
Angesichts des sehr ehrgeizigen Vorstoßes von Apple in Sachen eigenem Video-Content wird das Unternehmen wahrscheinlich ohnehin eine spezielle Video-App benötigen. Bei iOS und Apple TV bedeutet das vielleicht, dass die TV–App einfach neu designt wird, aber auf dem Desktop? Nun, das Letzte, was iTunes braucht, ist, dass es zum Ort wird, an dem man Hunderte Stunden eigener Apple-Programme konsumiert. Content auf iTunes zu finden ist bereits jetzt ein Albtraum.
iTunes zu kappen, wäre zweifellos eine große Sache. Einige Features würden wahrscheinlich in den neuen Apps verschwinden und Hardcore-Fans würden nonstop darüber twittern. Aber es gibt weit mehr Vorteile, die den heutigen Nutzern weniger schaden, als den Kopfhöreranschluss zu entfernen – und Apple hatte den Mut, dies zu tun.
*Jason Cross ist Redakteur des US-Magazins Macworld.
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