In der männerdominierten IT-Welt sind Frauen noch immer die Exoten - erst recht in Führungspositionen. Cynthia Stoddard, CIO bei Adobe, erläutert im Interview, worauf es als Frau in der IT-Branche ankommt. [...]
Cynthia Stoddard verkörpert in ihrem Berufszweig eine Seltenheit. Nicht nur weil sie eine Frau ist, sondern auch weil sie die IT-Geschicke eines international erfolgreichen Unternehmens verantwortet. In ihrer Position als Senior Vice President und CIO leitet sie sämtliche weltweiten Teams für IT und Cloud Operations von Adobe.
Zu ihren Aufgaben gehören dabei insbesondere die Bereitstellung von Unternehmens-, Mitarbeiter- und Datenlösungen und der Betrieb des Cloud-basierenden Geschäfts. Stoddard, zuvor in der Programmierung und Versicherungsbrache tätig, schätzt an ihrem heutigen Job vor allem den einzigartigen Blickwinkel des CIO auf das gesamte Unternehmen: „Die IT-Organisation erstreckt sich über alle Funktionen und Geschäftseinheiten, sodass wir stets eine ganzheitliche Sicht auf das Geschäft haben.“
Ihr Arbeitgeber setzt bei seinen Lösungen wie der Experience Cloud, Creative Cloud und Document Cloud auf neue Technologien wie Machine Learning, KI und Virtual Reality. „Wir können zum Beispiel neue Technologien wie Automatisierung auf die Systeme anwenden, um die Effizienz und künftiges Wachstum immer weiter zu optimieren“, erklärt die IT-Managerin.
Frauen als Manager in der Männer-Domäne
Stoddard ist eine Ausnahme, denn bis heute ist die IT eine hauptsächlich von Männern dominierte Branche. Trotz Gleichberechtigung, Förderungsprogrammen sowie Stipendien gibt es zu wenige IT-Spezialistinnen, erst recht in den Führungsetagen. Doch woran liegt das? Wie können sich Frauen auch hier durchsetzen und erfolgreich sein? Stoddard meint dazu: „Unabhängig von der Umgebung müssen Frauen darüber nachdenken, wie sie ihre Führungsqualitäten kultivieren und sich konsequent weiterentwickeln.“ Unternehmen vertrauten prinzipiell auf Knowhow, Erfahrung und Fachwissen.
Sie habe früh gelernt, dass sie sprechen, Fragen stellen und ihre Interessen und ihr Wissen bekannt machen sollte. Das schaffe Glaubwürdigkeit und Vertrauen bei den Teammitgliedern. Auf dem Weg nach oben gebe es jedoch auch Stolperfallen: „Frauen müssen mit der Einstellung an die Sache herangehen, dass sie ebenso qualifiziert sind und Führungspositionen verdienen. Klar ist aber auch, dass der Wettbewerb um solche Positionen auch von Frauen verlangt, sich überdurchschnittlich zu engagieren.“
Fünf Tipps für weibliche IT-Führungskräfte
- „Stretch yourself“: Verlassen Sie Ihre Komfortzone. Seien Sie immer offen und empfänglich, Neues zu lernen und neue Aufgaben zu übernehmen.
- Bauen Sie ein Vertrauensnetzwerk auf: Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre Kollegen und Vorgesetzten kennenzulernen, um Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu schaffen. Dies ist ein Riesenvorteil und eine effektive Möglichkeit, Vorurteile abzubauen.
- Vermarkten Sie sich selbst: Erzählen Sie Menschen über Ihren Background, Ihre Erfahrungen und Interessen. Die Leute können Ihre Gedanken nicht lesen. Ich habe schnell gelernt, ob ich an einem Projekt arbeiten möchte oder eine Idee beisteuern kann, die das Projekt vorantreibt. Ist dies der Fall, ergreifen Sie die Initiative, um Ihren Ansatz bekannt zu machen.
- Seien Sie ein Vorbild: Nehmen Sie sich immer die Zeit, ein Mentor zu sein sowie Erfahrungen und Wissen mit anderen Teammitgliedern zu teilen. Nur so entsteht eine wechselseitige Beziehung, von der auch Sie am Ende profitieren werden.
- Lernen Sie aus Misserfolgen und reagieren Sie: Es braucht Führungskompetenz, wenn Sie sich eingestehen müssen, dass die Dinge gerade nicht so gut laufen oder nicht das gewünschte Ergebnis bringen. Gute Leader lernen aus ihren Fehlern und reagieren schnell mit einer Kurskorrektur.
* Hans Königes ist Ressortleiter Jobs & Karriere bei IDG Deutschland.
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