Gaia-X-Leuchtturmprojekt schafft digitale Geschäftsmodelle für den maritimen Raum

Marispace-X soll den Meeres- und Klimaschutz voranbringen, die Energiewende beschleunigen und die Räumung der Munitionsaltlasten aus dem Meer erleichtern. [...]

(c) Christian-Albrechts Universität zu Kiel

In Kiel ist gestern der Startschuss für ein Vorzeige-Projekt für die Gaia-X-Initiative gefallen. Ziel von Marispace-X ist es, einen virtuellen Raum für alle verfügbaren maritimen Daten zu schaffen und so neue Businessmodelle sowohl auf lokaler, regionaler als auch internationaler Ebene zu ermöglichen. Cloud-Anbieter IONOS ist Konsortialführer, das Software-Haus north.io übernimmt die technische Projektleitung. „Wir wollen maritime Geodaten nutzbar machen, sie mit anderen Quellen verknüpfen und teils unter Wasser verarbeiten“, fasst north.io Geschäftsführer Jann Wendt zusammen. Das 15 Millionen Euro große Kooperationsprojekt wird vom Bund gefördert.

Auch die anderen Beteiligten sparten bei der Vorstellung des Projekts nicht mit Vorschusslorbeeren. Claudia Müller etwa, Koordinatorin der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus, betonte bei der Pressekonferenz den ökonomischen Mehrwert: „Marispace-X bildet die Grundlage für maritime digitale Geschäftsmodelle, ermöglicht neue Formen digitaler Wertschöpfung und schafft Hightech-Jobs im maritimen Sektor in Deutschland.“ Und Martin Endreß, Chief Customer Officer von IONOS, erklärte: „Marispace-X ist ein Paradebeispiel, was mit Gaia-X gelingen kann. Hochinnovative Ideen kommen über enge Kooperation auf Basis gemeinsamer Standards zustande. So können europäische Unternehmen datengetriebene Geschäftsmodelle entwickeln, die wir sonst nur aus den USA oder Asien kennen.“

Kurzfristig drei Use Cases

Die beteiligten Firmen und Organisationen versprechen sich ein breites Anwendungsspektrum für Marispace-X. In einer ersten Phase sind zunächst konkret drei Anwendungen vorgesehen:

  • Schätzungen zufolge liegen über 1,5 Tonnen an Altmunition auf dem deutschen Meeresboden. Marispace-X soll es ermöglichen, diese Altlasten in Nord-und Ostsee schneller zu finden und zu räumen.
  • Für die Speicherung von Kohlendioxid spielen Seegraswiesen eine entscheidende Rolle. Mit Marispace-X soll erforscht werden, wo in Nord- und Ostsee ideale Bedingungen für Seegras herrschen, um den gezielten Anbau zu steuern.
  • Für das Gelingen der Energiewende spielt der weitere Ausbau von Off-Shore-Windkraftanlagen eine zentrale Rolle. Mit Hilfe von Marispace-X soll die Ausbaugeschwindigkeit signifikant erhöht werden, indem es beispielsweise die Geschwindigkeit der Datenverarbeitung bei der Flächenerkundung vervielfacht. 

Breites Bündnis

Marispace-X ist getragen von einem breiten Schulterschluss zwischen Wirtschaft, wissenschaftlichen Einrichtungen und politischen Akteuren. IONOS stellt die Cloud-Infrastruktur und leitet ein Konsortium aus 16 Mitgliedern, darunter die Unternehmen north.io, TrueOcean GmbH, Stackable GmbH, MacArtney Germany GmbH und Siemens Gamesa Renewable Energy. Darüber hinaus beteiligen sich zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen, öffentliche Institutionen und Verbände, unter anderem das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und das Ministerium für Energie, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung Schleswig-Holstein.


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