Videospiel-Golfen mit Bewegungssteuerung hilft dabei, ein besserer Golfer zu werden. Das hat eine Studie von US-Forschern der University of Minnesota-Duluth ergeben. Sie konnten nachweisen, dass Spieler, die mit der Wii das Putten geübt haben, nachher auf dem echten Golfplatz besser einlochten. Das Team nimmt an, dass ähnliche Lerneffekte beispielsweise auch beim Spielen von Instrumenten möglich sind. Dafür verantwortlich machen die Wissenschaftler, dass Games dank moderner Technologien die Realität immer besser nachbilden. [...]
„Es scheint, dass wir in der Games-Geschichte eine Evolutionsgrenze überschritten haben, an der Videospiele nicht mehr einfach Spiele, sondern zu Simulationen geworden sind“, meint Edward Downs, Kommunikationswissenschaftler an der University of Minnesota-Duluth. Denn ein Versuch mit 161 Freiwilligen hat ergeben, dass Teilnehmer nach nur 45 Minuten Videospiel-Putten mit Wii-Bewegungssteuerung auf dem echten Golfplatz besser einlochten als eine Kontrollgruppe, die direkt auf das echte Green geschickt wurde. Probanden, die vorher mittels abstrakter Controller-Steuerung golften, waren beim echten Putten am schlechtesten.
Die Erfahrung mit der abstrakten Steuerung dürfte sich negativ ausgewirkt haben, weil sie vom eigentlichen Bewegungsablauf ablenkt. „Die Kontrollgruppe musste nicht 45 Minuten damit verbringen, Knopfdrücken in Putt-Verhalten zu übersetzen“, erklärt Downs. Eine sinnvoll gestaltete Bewegungssteuerung simuliert dagegen reale Bewegungsabläufe offenbar gut genug, um einen Lerneffekt zu bewirken. Games, die derart schon eher Realitäts-Simulationen sind, dürften also neue Möglichkeiten eröffnen. Dazu könnten in Zukunft auch VR-Brillen wie Oculus Rift beitragen.
„In unserer Studie reden wir über eine Bewegung, die als Feinmotorik-Koordination zu sehen ist. Putten verwendet keine großen Muskelgruppen“, betont Downs. Das Einlochen aus ein bis drei Metern Entfernung ist insofern ein relativ einfacher Bewegungsablauf. Inwieweit Games mit Bewegungssteuerung auch reale Fähigkeiten trainieren können, die eine Koordination sehr vieler Muskeln erfordern, wie beispielsweise beim Golf der Abschlag, muss dem Team zufolge erst genauer erforscht werden.
Die Forscher sind jedenfalls zuversichtlich, dass ein Videospiel-Training realer Bewegungsabläufe breiter anwendbar ist. Doch warnen sie auch vor möglichen Kehrseiten. Wenn es möglich ist, mittels Bewegungssteuerung in Games Fähigkeiten für die reale Welt zu lernen, gilt das theoretisch auch für Genres wie Shooter. Für die Wissenschaftler überwiegt freilich das positive Potenzial. „Unsere Ergebnisse sind breit anwendbar. Das ist relevant für alles von Sport über Musikspielen bis hin zu Physiotherapie“, sagt Mary Beth Oliver, Professorin für Medienwissenschaften an der Pennsylvania State University. (pte)
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