Gastkommentar: Netzwerk und Kunden vor IoT-basierten DDoS-Angriffen schützen

Experten sind sich einig. IoT-Geräte - gerade für Endverbraucher - bekommen mangelnde Sicherheit quasi automatisch mitgeliefert. Und wir in den letzten Wochen die Quittung. Für Sicherheitsspezialisten keine große Überraschung, sie warnen schon lange. Die jüngsten Angriffe aber haben gezeigt, in welche Dimensionen uns IoT-basierte Botnetze bei DDoS-Angriffen katapultieren und welche Schäden sie in der Lage sind anzurichten. [...]

Die Attacke auf den DNS-Provider Dyn im Oktober dieses Jahres war ein solcher Weckruf. Das prognostizierte Szenario ist keine bloß theoretische Annahme mehr, sondern real. Und es gibt Handlungsbedarf. Unternehmen und Verbraucher fragen sich angesichts einer steigenden Zahl von im Internet der Dinge verbundenen Geräten wie sie sich besser schützen können.
Es ist kein großes Geheimnis, dass IoT-fähige Geräte aus sicherheitstechnischer Hinsicht wenig überzeugend sind. Die überwiegende Zahl von ihnen integriert kaum Sicherheitsmechanismen, und ist  mit äußerst simplen Standard-Passwörtern ausgestattet. Das macht die Geräte für potenzielle Angreifer zu einer leichten Beute. Die Folge: Hacker machen sie beispielsweise zum Teil eines Botnetzes von dem DDoS-Angriffe mit enormer Bandbreite ausgehen können. Dass und wie das funktioniert haben die beiden spektakulären DDoS-Attacken auf den Security Blogger und Journalisten Brian Krebs  sowie der Angriff auf den DNS-Provider Dyn ins Bewusstsein gebracht. Neben der schieren Größe kommt noch ein weiterer Faktor hinzu. Hacker sind nämlich äußerst kreativ darin, solche Attacken mit zusätzlichen Vektoren „aufzurüsten“, die dann in der Kombination mit der Power eines solchen Botnet-basierten Angriffs verheerende Schäden anrichten können. 
Seinen Feind (besser) kennen
Das Internet der Dinge hat eine breite Palette unterschiedlicher Sicherheitsrisiken im Gepäck. Jedes mit dem Internet verbundene Gerät, jede Infrastruktur, jede Applikation ist potenziell gefährdet Opfer eines Angriffs zu werden. Oder läuft Gefahr als Teil eines Botnetzes rekrutiert zu werden, das für DDoS-Angriffe genutzt wird. Solche gelegentlich auch als „Zombie-Armee“ bezeichneten Botnetze können aus tausenden, wenn nicht Millionen von Geräten bestehen. Die DDoS-Attacke dient dann unter anderem dazu Malware und Spam zu verteilen. Üblicherweise machen sich DDoS-Toolkits Internet-Dienst und Protokolle zu nutze, die offen sind oder sie nutzen Schwachstellen bei Servern und Geräten aus. Die Folge sind Angriffe, die sich praktisch nicht mehr auf ihren eigentlichen Urheber zurückführen lassen. Man bezeichnet diese Angriffe als Amplification-Attacken.
Automatisierte Systeme zur In-Line-DDoS-Abwehr sind anderen Methoden gegenüber im Vorteil. Beispielsweise weil sie den kompletten Datenstrom in Echtzeit überwachen, einen potenziellen Angriff schon relativ frühzeitig als solchen erkennen und die anschwellende Flut bereits an der Grenze zum Netzwerk abwehren. Das verhindert zunächst ein Mal Service-Unterbrechungen und Ausfälle. Vor allem aber ist die IT-Abteilung nicht mehr ausschließlich mit dem Abwehren der DDoS-Attacke beschäftigt, sondern kann sich auf schädliche Aktivitäten konzentrieren, die der Angriff im Gepäck hat.
Mehr Durchblick 
Wie bei allen DDoS-Angriffen ist es ein kritischer Aspekt möglichst schnell zu wissen, was im Netzwerk vor sich geht. Nur so lassen sich Angriffe bereits in einem frühen Stadium erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen. Aber: Die überwiegende Mehrzahl der Service Provider überwacht kein IP-Adressen. Das macht es schwierig solche Angriffe aufzudecken. Dazu kommt das schiere Volumen IoT-Botnetz-basierter Angriffe. Vereinfacht gesprochen, lässt sich jedes mit dem Internet verbundene Gerät, jeder Prozessor für einen Angriff ausnutzen. In einer idealen Welt würden deshalb sämtliche Geräte zwingend einen wie auch immer gearteten Prozess zur Netzwerkkonfiguration durchlaufen und nicht auf Default-Einstellungen basieren.
Ingress-Filter blockieren schädlichen Traffic
Ein Aspekt, der in der Vergangenheit besonders betont wurde, ist die Verantwortung der Hersteller. Sie sollen für entsprechende Sicherheitsvorkehrungen bei IoT-Geräten sorgen, bevor sie in den Handel kommen. Daneben spielen aber Service Provider eine gewichtige Rolle, wenn es darum geht DDoS-Angriffe abzuwehren beziehungsweise ihre Zahl zu senken. ISPs können auf lokaler Ebene dafür sorgen, das Volumen von DDoS-Angriffen zu reduzieren. Beispielsweise in dem sie in ihren Netzwerken Systeme implementieren, die infizierte Bots nicht nur finden, sondern auch entfernen. Zusätzlich gibt es eine ganz Reihe von Verfahren, die sich bewährt haben. Dazu gehören Ingress Filter, die unerwünschten Datenverkehr stoppen, indem sie gefälschte IP-Adressen blockieren wie sie in großem Umfang bei DDoS-Angriffen genutzt werden. Das sind vergleichsweise einfach umzusetzende Maßnahmen der Internet-Hygiene. Aber ein wichtiger erster Schritt um volumetrische DDoS-Angriffe abzuwehren.
Service Provider sind an einem Scheideweg. Gemeinsam mit Behörden und der internationalen Community können sie dazu beitragen, die dem Internet zugrunde liegende Infrastruktur zu stützen. Service Provider sind in der Lage das Volumen an Schad-Traffic deutlich zu reduzieren. Moderne DDoS-Angriffe sind aber nicht nur reine Volumenangriffe. Sie werden nicht selten mit weiteren Vektoren so kombiniert, dass sie größtmöglichen Schaden anrichten. Deshalb greifen bisherige Maßnahmen zu kurz. Service Provider haben allerdings inzwischen die Möglichkeit ihre Netzwerke mit automatischen Inline-Lösungen speziell zur Abwehr von DDoS-Angriffen besser zu schützen und Kunden damit einen entsprechenden Mehrwert zu bieten. Etwas, das mehr und mehr Kunden mehr erwarten. 
*Guido Erroi ist Regional Director bei Corero Network Security.

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