Gastkommentar: Traditionelle Marken müssen sich digital beweisen

Der digitale Fortschritt macht auch vor Traditionsmarken oder vermeintlichen Selbstläufern der Konsumgüter-Branche nicht halt – im Gegenteil. Gerade sie kämpfen derzeit intensiv darum, Marktanteile nicht an hippe, innovative Start-ups zu verlieren. [...]

Alle Welt redet über die Dringlichkeit digitaler Strategien, die eigentlich schon eher gestern statt morgen auf den Weg gebracht sein sollten. Doch scheinen die Hersteller von Konsumgütern entweder ob des rasanten Tempos der Digitalisierung in Schockstarre gelähmt, oder sie verfallen in übereifrigen Aktionismus. Noch Ende letzten Jahres offenbarte eine Studie des Research-Spezialisten Loudhouse zum Status Quo der Digitalisierung bei Fast Moving Consumer Goods (FMCG) bedenkliche Zahlen: 93 Prozent der Befragten IT- und Marketingverantwortlichen gaben an, dass es dem Unternehmen an Entschlossenheit mangelt, die digitale Transformation anzugehen. Mehr als die Hälfte (60 Prozent) befürchteten sogar, dass es zu spät sei und es bereits zu finanziellen Einbußen und dem Verlust von Marktanteilen gekommen ist.
Aktuelle Werte der Studie „Catch the waves in consumer goods“ der Unternehmensberatung Roland Berger sehen kaum besser aus: 83 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland sehen sich, trotz des Wissens um die technologischen Innovationsmöglichkeiten durch die Digitalisierung, nicht in der Lage, den Wettbewerbern die Stirn zu bieten. Beide Studien zeigen, dass die Zuständigkeiten für den digitalen Wandel nicht geklärt sind und relevante Abteilungen nicht an einem Strang ziehen. Hier offenbart sich bereits eine grundlegende Fehlannahme. Denn: Digitalisierung betrifft das gesamte Unternehmen, alle Abteilungen und letzten Endes auch jeden Mitarbeiter – vom Einkäufer bis hoch an die Spitze im Management. Das Top-Management sollte das Thema eigentlich vorantreiben, beispielsweise in Form eines Chief Digital Officers. Doch nicht einmal jedes zehnte Unternehmen der Branche hat einen solchen Posten etabliert, der die Digitalisierung hauptverantwortlich mitgestaltet. 
Nachhaltige Strategie statt blindem Aktionismus
Prozesse, Produkte und Services zu digitalisieren, erfordert ein neues kulturelles Denken und natürlich angepasste IT-Infrastrukturen, die den Ansprüchen gerecht werden. Digitalisierung bedeutet hingegen nicht, Bewährtes blindlings über Bord zu werfen und mit aller Macht den Start-ups nachzueifern. Das funktioniert schon allein aufgrund der unterschiedlichen Rahmbedingungen nicht so einfach, wie oftmals angenommen. Wie heißt es so schön? Der Weg ist das Ziel. Und der sollte ein nachhaltiger Transformationsprozess sein. Völlig verausgabende Sprints für den schnellen Erfolg mit dafür kollabierenden Systemen im Zielbereich bringt nichts. Auch müssen Unternehmen das Rad nicht neu erfinden. Zahlreiche Anbieter und Dienstleister, mit Erfahrung in der Branche und Expertise für geschäftskritische Systeme, stellen hierfür wertvolle Wegbegleiter da.
*Philip Reisberger ist Chief Strategy Officer bei Nexinto.

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