Gedanken-Steuerung erobert Videospiele

Die Steuerung von Computerspielen mittels Gedanken macht erste Schritte in Richtung Massenmarkt. Über 1.700 Softwareentwickler arbeiten allein an Videospielen und anderen Anwendungen, die das ein EEG-Headset der Firma NeuroSky als Eingabemethode akzeptieren, berichtet das Wall Street Journal. [...]

Das Plastikgestell um 129 Dollar misst die Hirnströme von außen und setzt sie in Befehle für den Computer um. Bislang erlaubt die Gedankensteuerung lediglich einfache Befehle, die von Testpersonen durch Konzentration oder Entspannung gegeben werden. Die Entwicklung geht schnell voran und soll auch eine positive Beeinflussung der menschlichen Psyche ermöglichen.
„Im Bereich Computerspiele halte ich Gedankensteuerung auf absehbare Zeit noch für eine Spielerei. Einfache Eingaben wie links, rechts, oben oder unten sind zwar möglich, erfordern allerdings immense Konzentration. Spaß machen kann das trotzdem, vor allem wenn zwei Spieler gegeneinander simple Spiele spielen. Gewinner ist, wer sich stärker konzentrieren kann“, erklärt Spiele-Experte Hans Solar gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext. Die Forschung steckt zwar noch in den Kinderschuhen, potenzielle Anwendungen in der Medizin, etwa Computersteuerung für Querschnittsgelähmte, treiben die Forschung aber voran.
Neben Software können mit Hirnströmen auch reale Gegenstände gesteuert werden. In den USA wurde schon 2009 das Kinderspielzeug „Star Wars Force Trainer“ vorgestellt, das es Benutzern ermöglicht eine Plastikkugel mittels gedankengesteuertem Ventilator zum Schweben zu bringen. „Die Eingabegeräte sind noch nicht perfekt. Hautwiderstand und Frisuren wie Dreadlocks können Probleme machen“, sagt Solar.
Erste Spiele, die Gehirn-Eingabe unterstützen, gibt es für fünf bis 20 Dollar schon zu kaufen. Die meisten bauen auf den EEG-Helm von NeuroSky. Medizinisch relevante Spiele, die etwa zur Verbesserung der Aufmerksamkeitsspanne verwendet werden, kosten bis zu 150 Dollar.
„Für Konzentrationstraining ist die Technologie durchaus zu gebrauchen. Vor allem für Kinder ist die Verknüpfung mit einem Videospiel motivierend“, so Solar. Auch Spiele, die zur Entspannung beitragen, sind erhältlich. Hier kann ein Spieler nur in den nächsten Level aufsteigen, wenn seine Hirnströme auf hinreichende Entspannung hindeuten. Die britische Firma MyndPlay arbeitet sogar schon an einer Technologie, die es Nutzern erlaubt, das Ende von Filmen durch ihren Entspannungszustand zu beeinflussen. Mediziner sehen längerfristig auch Einsatzmöglichkeiten für Verhaltenstherapien.
„Die Technologie ist mittlerweile preiswert zu haben, es handelt sich ja lediglich um eine handvoll Elektroden. Deshalb ist es für Unternehmen durchaus möglich, kommerziellen Erfolg zu haben, auch wenn es keinen Massenmarkt gibt“, erklärt Solar. Andere Anbieter wie Emotiv Systems bieten vergleichbare Eingabesysteme ebenfalls im niedrigen dreistelligen Dollarbereich an. Bis komplexere Steuerungs-Modelle mittels EEG-Lesegerät umgesetzt werden können, wird es auch nach optimistischen Schätzungen noch einige Jahre dauern. (pte)

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