Gefragte Datenkompetenz: Chief Data Officer verdienen Unsummen

Kaum zu glauben: Ein Chief Data Officer in den Vereinigten Staaten bringt es auf ein Jahresgehalt von 941.000 Dollar. Auch europäische Daten-Manager können von ihrem Job ganz gut leben. [...]

Daten sind die neue Yacht (c) pixabay.com

In Europa liegen die Einkommen der Chief Data Officer bei durchschnittlich 616.000 Dollar – und damit deutlich über den Gehältern für andere Funktionen auf vergleichbarer Hierarchiestufe. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Studie 2021 Europe and US Data, Analytics, and Artificial Intelligence Executive Organisation and Compensation Survey der internationalen Personalberatung Heidrick & Struggles.

Die Berater untersuchten die Einkünfte von „Managerinnen und Managern, die die Aktivitäten eines Unternehmens in den Feldern Daten, Datenanalyse und künstliche Intelligenz leiten“. Sie seien derzeit heiß begehrt, was zu den außerordentlich hohen Vergütungen führe. Die Umfrage stützt sich auf die Angaben von 179 Führungskräften aus den USA und Europa, wobei die europäischen Teilnehmer zu einem Großteil für Unternehmen in Großbritannien tätig sind.

An wen Chief Data Officer berichten (c) Heidrick & Struggles

Kristin van der Sande, Partner Global Technology & Services Practice bei Heidrick & Struggles und in Deutschland für die Besetzung entsprechender Positionen zuständig, stellt fest: „In angelsächsischen Ländern, insbesondere aber in den USA, ist die Funktion eines starken CDO (in diesem Fall ist der Chief Data Officer gemeint, nicht der Chief Digital Officer, Anm.d.Red.) deutlich verbreiteter als hierzulande.“ Auch in Deutschland gäbe es Beispiele, etwa Zalando im E-Commerce oder Bosch in der Automobilzulieferindustrie, doch die Implementierung von Data-Einheiten mit starken Managerinnen und Managern an der Spitze stünde noch am Anfang.

Chief Data Officers beziehen hohe Antrittsprämien

Ein detaillierter Blick auf die Vergütungen zeigt, dass europäische CDOs in der Finanz-Industrie mit durchschnittlich 721.000 Dollar überdurchschnittlich hohe Einkommen erzielen. Die Gehälter in Großbritannien, so ein anderes Ergebnis, liegen mit 741.000 Dollar im Mittel deutlich über denen in Resteuropa (526.000 Dollar). In den USA stechen Daten-Manager in Unternehmen der Tech-Industrie mit Einkommen von durchschnittlich 1.201.000 Dollar heraus.

Van der Sande begründet die hohen Gehälter mit dem Mangel an hochqualifizierten CDOs. Talente würden häufig von anderen Firmen abgeworben. Sogenannte „Sign-on-Boni“ spielten eine Rolle: Dabei werden umworbene Kandidaten mit monetären Anreizen zum Wechsel bewegt. In den USA liegen Antrittsprämien von einer halben Million Dollar im Durchschnitt, davon erhalten die Kandidatinnen und Kandidaten im Mittel 100.000 Dollar in bar und 400.000 Dollar in unterschiedlichen Formen von Aktienoptionen.

In Europa sind diese Vorab-Zahlungen bei Vertragsabschluss niedriger, aber ebenfalls gängige Praxis. Diesseits des Atlantiks können die Chief Data Officers mit 50.000 Dollar in bar und 88.000 Dollar in Aktienoptionen rechnen, wenn sie von außen angeworben werden.

Wenige Chief Data Officers berichten an den CIO

Wie die Studie von Heidrick & Struggles feststellt, haben sich die Berichtswege geändert. Van der Sande stellt fest, dass nur noch 13 Prozent der Befragten an den CIO und zehn Prozent an den Chief Technology Officer (CTO) berichten. 26 Prozent sind direkt dem Vorstandsvorsitzenden (CEO) unterstellt und zwölf Prozent dem COO.

In Europa verläuft die Berichtslinie laut Untersuchung sogar zu 38 Prozent direkt zum CEO. Damit, so Van der Sande, erfahre der Datenchef eine deutliche Aufwertung: „Unternehmen, die diese Funktion einführen, geben ihr inzwischen gerade in Europa eine hohe Relevanz. Dieser Trend bestätigt sich auch in der Größe der Teams, die unsere befragten CDOs führen.“

Welche Funktionsbereiche an den Chief Data Officer berichten (c) Heidrick & Struggle

In Europa leiten demnach die Datenbeauftragten zu 58 Prozent Bereiche mit mehr als 25 Mitarbeitern, in den USA sind es sogar 77 Prozent. In 20 Prozent der europäischen Fälle sind die Teams über 100 Mitarbeiter stark, in den USA führen sogar 36 Prozent Abteilungen dieser Größenordnung.

Die meisten der funktionalen Experten im Bereich Data Analytics und KI berichten an den Chief Data Officer:

  • Data Science = 77 Prozent der Befragten,
  • Artificial Intelligence/Machine Learning = 67 Prozent,
  • Business Intelligence/Analytics = 67 Prozent,
  • Data Governance = 60 Prozent,
  • Data Engineering = 58 Prozent.

Unterhalb der 50-Prozent-Grenze bewegen sich Data Architecture (47 Prozent), Data Platform (45 Prozent), Data Warehousing (42 Prozent) sowie Data Privacy (32 Prozent).

Die Studie beschäftigt sich auch mit der Frage, welche Betätigungsfelder CDOs beschäftigen. Dabei zeigt sich, dass kundenorientierte Bereiche Vorrang genießen. Immerhin 54 Prozent der Befragten geben an, die meiste Zeit mit Fragestellungen aus dem Marketing und der Kundenbindung (Customer Engagement) zu verbringen. Ein Viertel der Umfrageteilnehmer konzentriert sich primär auf Fragen rund um Vertrieb und Go-to-Market. Auch Operations (28 Prozent), IT (21 Prozent), Strategie (18 Prozent), Finanzen (14 Prozent) und Lieferketten (neun Prozent) sind Themen, mit denen sich CDOs befassen. Bei dieser Frage waren Mehrfachnennungen möglich.

Weniger weibliche Chief Data Officers

So groß sind die Teams der Chief Data Officers (c) Heidrick & Struggles

Zwischen Europa und den USA besteht ein erkennbares Gender-Gefälle. Während in den Staaten bereits 20 Prozent der CDO-Stellen von Frauen besetzt werden, sind es in Europa nur zehn Prozent. Außerdem stellt Van der Sande vor allem in Europa „ein erhebliches Gender-Gap bei der Bezahlung“ fest. Frauen in CDO-Positionen verdienen in Europa im Schnitt 481.000 Dollar, ihre männlichen Kollegen bringen es auf 646.000 Dollar. In den USA liegen die Einkommen von weiblichen und männlichen CDOs auf vergleichbarem Niveau.

*Heinrich Vaske ist Editorial Director von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO sowie Chefredakteur der europäischen B2B-Marken von IDG. Er kümmert sich um die inhaltliche Ausrichtung der Medienmarken – im Web und in den Print-Titeln. 


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