Gekünstelte Intelligenz: Hacker kopieren KI-Tools für ihre Zwecke

Der IT-Sicherheitshersteller ESET warnt vor Cyberattacken im Fahrwasser der KI. Die aktuellen Methoden in diesem Bereich reichen von Fake-Werbung über Phishing bis hin zu Fake-Apps. [...]

Die Menge an KI-Werkzeugen wächst in gleichem Maße wie ihre Bekanntheit. Hacker nutzen das aus und tarnen ihre Spionage-Malware als nützliche KI-Apps oder neue Versionen existierender Anwendungen. Danach wenden sie Tricks an, um ihre digitalen Wanzen an ihre Opfer zu bringen. (c) stock.adobe.com/AntonKhrupinArt

Der Trend um KI-Werkzeuge wie ChatGPT & Co. lässt auch Cyberkriminelle nicht kalt. Sie hilft ihnen nicht nur dabei, täuschend echt aussehende Phishing-Mails zu schreiben oder Schwachstellen im Code zu finden: Hacker fälschen auch legitime KI-Dienste, um an Daten und Geld argloser Nutzer zu gelangen. ESET erklärt die aktuellen Trends der Cybergauner und gibt Tipps, wie sich Anwender vor diesen neuen Bedrohungen schützen können.

„Die Möglichkeiten, die uns KI-Werkzeuge bieten, sind spektakulär. KI ist in aller Munde und immer mehr Anwender nutzen diese Tools im Alltag. Hacker haben diese Trends ganz genau im Blick und wollen diesen für ihre Zwecke ausnutzen. Wir sehen hier eine deutliche Zunahme an kriminellen Maschen“, erklärt ESET IT-Sicherheitsexperte Christian Lueg. „Die aktuellen Methoden in diesem Bereich reichen von Fake-Werbung über Phishing bis hin zu Fake-Apps. In den nächsten Monaten erwarten wir in diesem Bereich noch ausgefeiltere Maschen und eine deutliche Zunahme der Aktivitäten.“

Wie gehen die Hacker vor?

Chat-GPT, Bard, Suno: Die Menge an KI-Werkzeugen wächst in gleichem Maße wie ihre Bekanntheit. Hacker nutzen das aus und tarnen ihre Spionage-Malware als nützliche KI-Apps oder neue Versionen existierender Anwendungen. Danach wenden sie Tricks an, um ihre digitalen Wanzen an ihre Opfer zu bringen. Dazu gehören:

  • Fake-Werbung in sozialen Netzwerken: Im ersten Schritt übernehmen Hacker den Social-Media-Auftritt eines Unternehmens, beispielsweise im Rahmen einer erfolgreichen Phishing-Attacke. Danach schalten die Hacker über diesen Kanal offensiv Werbung, die z. B. die neueste Version von Googles KI-Assistenten Bard vorstellt. Wollen Nutzer die neuen Funktionen ausprobieren und klicken auf die Anzeige, werden sie auf eine Fake-Website weitergeleitet, auf der sie sich mit Malware infizieren. Meta warnte 2023, dass viele dieser Kampagnen darauf abzielen, Unternehmen mit Zugang zu Werbekonten im Internet zu kompromittieren.
  • Phishing: Hacker erstellen Webseiten, die denen legitimer KI-Anbieter zum Verwechseln ähnlich sehen. In der zweiten Hälfte des Jahres 2023 blockierte ESET über 650.000 Versuche, auf potenzielle Phishing-Webseiten zuzugreifen, die „chapgpt“ oder ähnliche Stichworte enthielten. Die Opfer gelangen höchstwahrscheinlich dorthin, nachdem sie auf einen Link in sozialen Medien oder über eine E-Mail bzw. Mobilnachricht geklickt haben. Einige dieser Phishing-Seiten enthalten Links zur Installation von Malware, die sich als KI-Software ausgibt.
  • Gefälschte Apps: Eine weitere beliebte Masche: Hacker imitieren eine KI-App und bieten sie zum Download in einem App Store an. Viele dieser Apps enthalten Schadsoftware und stehlen nach der Installation Informationen vom Gerät des Benutzers. Dazu gehören Anmeldedaten, persönliche Identifikationsdaten und finanzielle Informationen. Andere wiederum bombardieren ihre Nutzer mit Werbung oder verlangen Abonennements für die weitere Nutzung. Kommen Nutzer dem nach erhalten sie im Gegenzug entweder keine oder ungenügende Dienste.

Warum Hacker so erfolgreich mit dieser Masche sind

„Menschen fallen aus unterschiedlichen Gründen auf diese Kampagnen herein. Zum Teil sind diese auch sehr gut gemacht und der Betrug nicht sofort erkennbar“, so Lueg weiter. „Sei es Neugier, Leichtgläubigkeit oder schlicht die Angst, etwas zu verpassen: Hacker wissen, wie sie diese menschlichen Eigenschaften für ihre Zwecke missbrauchen können.“ Der Trend um generative KI-Tools ist dabei nur ein weiteres Werkzeug, um an Daten zu kommen. Mit ihnen können Cyberkriminelle die Identitäten ihrer Opfer stehlen, Kredite aufnehmen oder sogar ihre Arbeitgeber hacken.

So schützen sich Nutzer

  • Apps nur aus offiziellen App-Stores installieren: Nutzen Sie Google Play oder den Apple App Store, um bösartige Apps zu vermeiden.
  • Entwickler und Bewertungen prüfen: Überprüfen Sie die Anmeldedaten des Entwicklers und lesen Sie Nutzerbewertungen vor dem Herunterladen.
  • Vorsicht bei digitaler Werbung: Suchen Sie Apps direkt im offiziellen App-Store, um schädliche Versionen zu vermeiden.
  • Webbrowser-Erweiterungen überprüfen: Prüfen Sie den Entwicklerhintergrund und Bewertungen, bevor Sie Erweiterungen installieren.
  • Sicherheitssoftware verwenden: Installieren Sie zuverlässige Sicherheitssoftware auf all Ihren Geräten.
  • Phishing-Gefahren beachten: Seien Sie vorsichtig bei unaufgeforderten Nachrichten und überprüfen Sie die Identität des Absenders.
  • Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) aktivieren: Schützen Sie Ihre Konten durch zusätzliche Überprüfungsmethoden, die die gängige Kombination aus Benutzernamen und Passwort um einen weiteren sicheren Faktor erweitern.

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