Der Gemalto Breach Level Index ist eine globale Datenbank für gemeldete Datensicherheitsverletzungen. Laut der aktuellen Ausgabe stieg die Zahl der verlorenen, gestohlenen oder kompromittierten Datensätze im ersten Halbjahr 2018 um 133 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. [...]
Laut der heute veröffentlichten neuesten Ausgabe des Brech Level Index (BLI) von Gemalto kam es in der ersten Hälfte des Jahres 2018 zu insgesamt 945 Verstößen, die weltweit 4,5 Milliarden Datensätze kompromittierten. Die Gesamtzahl der Sicherheitsverletzungen ging zwar im gleichen Zeitraum leicht zurück, die Schwere der einzelnen Störfälle stieg jedoch deutlich an.
Insgesamt sechs Vorfälle in den sozialen Netzwerken, darunter der Skandal um Cambridge Analytica und Facebook, verursachten mehr als 56 Prozent der Datensicherheitsverletzungen. Bei 189 der 945 Sicherheitsverletzungen (20 Prozent aller Verstöße) war die Zahl der kompromittierten Datensätze unbekannt oder ungeklärt.
Der Breach Level Index zeigt Datenschutzverletzungem auf
Der Breach Level Index ist eine weltweite Datenbank, die Datenschutzverletzungen verfolgt und den Schweregrad basierend auf mehreren Angaben berechnet. Hierzu werden unter anderem die Anzahl der gefährdeten Datensätze, die Art der Informationen, die Quelle der Datenschutzverletzung, der Einsatzzweck und der Einsatz von Verschlüsselung als Bewertungsfaktoren herangezogen. Indem jedem Vorfall ein Schweregrad zugeteilt wird, erstellt der Breach Level Index eine vergleichende Liste von Datenschutzverletzungen, in denen weniger schwerwiegende Fälle denen mit weitreichenden Auswirkungen gegenübergestellt werden.
Laut dem Index waren, seit er im Jahr 2013 mit der Analyse und Aufzeichnung öffentlich bekannter Datenschutzverletzungen eingeführt wurde, fast 15 Milliarden Datensätze gefährdet. In der ersten Jahreshälfte 2018 wurden mehr als 25 Millionen Datensätze pro Tag bzw. 291 Datensätze pro Sekunde gefährdet oder preisgegeben, darunter auch medizinische Daten, Kreditkarten- und/oder Finanzdaten sowie personenbezogene Informationen. Diese Tatsache ist besonders besorgniserregend, da nur ein Prozent der gestohlenen, verlorenen oder kompromittierten Datensätze durch Verschlüsselungstechnik geschützt waren, um so die Informationen unbrauchbar zu machen. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2017 ist dies ein Rückgang um eineinhalb Prozentpunkte.
„Ganz offensichtlich standen in diesem Jahr die sozialen Netzwerke an erster Stelle beim Missbrauch personenbezogener Daten – eine Entwicklung, die sich voraussichtlich in immer mehr Branchen fortsetzen wird, die diese Plattformen nutzen, um ihre Zielgruppen zu erreichen. Dies gilt insbesondere für Politiker, die sich auf wichtige Wahlen vorbereiten“, erklärt Jason Hart, Vice President und Chief Technology Officer for Data Protection bei Gemalto. „Wir gehen außerdem davon aus, dass immer mehr Datensicherheitsverletzungen von den Ländern der Europäischen Union gemeldet werden, die an die neue Datenschutzgrundverordnung gebunden sind. Gleiches gilt für Australien seit der Einführung des Gesetzes über die Meldepflicht von Sicherheitsverletzungen. Wir sollten dies nicht als einen Anstieg der Gesamtzahl der Vorfälle in diesen Bereichen missdeuten, sondern es eher als genaue Abbildung dessen sehen, was tatsächlich geschieht.“
Primäre Quellen für Datenschutzverletzungen
Der Missbrauch durch Außenstehende machte den größten prozentualen Anteil der Datenschutzverletzungen (56 Prozent) aus – ein leichter Rückgang von fast sieben Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2017 – und war die Ursache von über 80 Prozent aller gestohlenen, kompromittierten oder verlorenen Datensätze. Über 879 Millionen (9 Prozent) der in dieser Jahreshälfte verlorenen Datensätze ließen sich auf Nachlässigkeit zurückführen, der zweithäufigsten Ursache von Sicherheitsverletzungen, was über einem Drittel der Vorfälle entspricht. Die Zahl der von Insider-Angriffen betroffenen Datensätze und Vorfälle sank in dieser Jahreshälfte um 50 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2017.
Hauptarten der Datenschutzverletzungen
Identitätsdiebstahl bleibt weiterhin die häufigste Art der Datenschutzverletzung, seit Gemalto 2013 mit der Aufzeichnung der Verstöße begann. Während die Zahl der Identitätsdiebstähle im zweiten Halbjahr 2017 um 13 Prozent auf knapp über 64 Prozent anstieg, nahm die Zahl der auf diese Weise gestohlenen Datensätze um 539 Prozent zu, d.h. 87 Prozent aller gestohlenen Datensätze.
Die Zwischenfälle im Finanzsektor weisen eine beunruhigende Zunahme im Schweregrad auf. Obwohl die Gesamtzahl der Vorfälle im 1. Halbjahr 2018 gegenüber dem 1. Halbjahr 2017 rückläufig ist (171 in H1/2017 und 123 in H1/2018), stieg die Zahl der kompromittierten Datensätze im Vergleich zu H1/2017 im ersten Halbjahr 2018 an (von 2,7 Millionen auf 359 Millionen).
Die von Datenschutzverletzungen am häufigsten betroffenen Branchen
Die meisten Branchen erlebten einen Anstieg der Vorfälle gegenüber dem vorherigen Halbjahr. Davon ausgenommen waren Regierungsstellen, Fachdienstleistungen, Einzelhandel und Technologie. Allerdings verzeichneten Regierung und Handel einen Anstieg der kompromittierten Datensätze, die auf weniger Vorfälle zurückzuführen waren.
Der Gesundheitssektor führt erneut im Hinblick auf die Zahl der Verstöße (27 Prozent). Bei dem schwerwiegendsten Vorfall, 211 LA County, wurden 3,5 Millionen Datensätze durch unbeabsichtigten Verlust enthüllt.
Die sozialen Netzwerke führen bei der Zahl der kompromittierten Datensätze (56 Prozent) aufgrund der vielbeachteten Kundendatengefährdungen bei Facebook und Twitter. Betroffen waren 2,2 Milliarden bzw. 336 Millionen Datensätze.
Geografische Verteilung der Datenschutzverletzungen
Die Mehrheit der Datenschutzverletzungen und Gefährdungen von Daten finden noch immer in Nordamerika statt: 59 bzw. 72 Prozent. Die USA sind nach wie vor das bei Weitem beliebteste Ziel für Angriffe und verzeichnen über 57 Prozent aller Sicherheitsverletzungen sowie 72 Prozent aller gestohlenen Datensätze weltweit. Allerdings ging die Gesamtzahl der Vorfälle gegenüber dem vorherigen Halbjahr um 17 Prozent zurück.
Mit der Einführung der Meldepflicht von Sicherheitsverletzungen stieg die Anzahl der Vorfälle in Australien erwartungsgemäß deutlich von 18 auf 308.
In Europa gingen die Verstöße zwar um 36 Prozent zurück, gleichzeitig fand jedoch ein Anstieg von 28 Prozent bei den kompromittierten Datensätzen statt, was auf einen höheren Schweregrad der Angriffe schließen lässt. Großbritannien verzeichnet weiterhin die meisten Datenschutzverletzungen in der Region. Mit Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung im zweiten Halbjahr 2018 dürfte die Zahl der gemeldeten Vorfälle ansteigen.
Be the first to comment