GenAI als strategisches Werkzeug für HR-Transformationen

Die HR-Agenda 2025 des Beratungsunternehmens The Hackett Group zeigt: Generative künstliche Intelligenz (GenAI) soll in Personalabteilungen zunehmend eine zentrale Rolle übernehmen. ITWelt.at hat sich die Studie angesehen. [...]

Auch bei der internen Kommunikation und im Servicebereich zeigt sich ein deutlicher Trend zur Automatisierung. (c) Pexels
Auch bei der internen Kommunikation und im Servicebereich zeigt sich ein deutlicher Trend zur Automatisierung. (c) Pexels

Im Zentrum der Analyse stehen strategische Ziele, operative Herausforderungen und der aktuelle Umsetzungsgrad digitaler Technologien in HR-Funktionen. Dabei zeigt sich, dass HR-Organisationen im Vergleich zu anderen Unternehmensbereichen GenAI schneller einführen und stärker auf dessen Potenzial zur Effizienzsteigerung setzen. Rund zwei Drittel der befragten HR-Abteilungen haben GenAI bereits zumindest in kleinem Maßstab implementiert – ein Wert, der die Einführung anderer neuer Technologien deutlich übertrifft.

HR treibt Digitalisierung voran

Laut der Studie setzen HR-Abteilungen GenAI derzeit vorrangig für die Erstellung von Stellenbeschreibungen (52 Prozent), das Verfassen interner Kommunikation (48 Prozent) und die Ausarbeitung von Interviewfragen (35 Prozent) ein. In Zukunft sollen verstärkt komplexere Aufgaben wie das Screening von Lebensläufen (39 Prozent) oder die Identifikation von Kompetenzen im Unternehmen (29 Prozent) automatisiert werden.

Diese Entwicklungen markieren einen deutlichen Übergang von der Testphase zur produktiven Skalierung. Besonders stark soll der Einsatz von GenAI bei der Unterstützung der HR-Servicebereitstellung zunehmen – etwa durch automatisierte Beantwortung häufig gestellter Fragen, die Entwicklung von Wissensartikeln oder die Unterstützung im direkten Zugang für Mitarbeitende und Führungskräfte.

Die so freiwerdenden Kapazitäten will HR nutzen, um sich stärker auf strategisch relevante Themen zu konzentrieren. Die Technologie wird dabei nicht nur als Werkzeug zur Automatisierung betrachtet, sondern auch als Hebel zur Transformation von HR-Leistungen.

Prioritäten und strategische Ausrichtung für 2025

Für 2025 definieren die befragten HR-Führungskräfte zehn zentrale Ziele, von denen vier direkt auf unternehmensweite Human-Capital-Strategien abzielen. An erster Stelle steht die Entwicklung effektiver Führungskräfte, gefolgt von der Förderung einer leistungsfähigen Unternehmenskultur und der Ausrichtung der Personalplanung auf die Geschäftsstrategie.

Ebenfalls weit oben auf der Agenda: Der Einsatz von Technologie zur Steigerung der Effizienz von HR-Diensten. Dieser Punkt stieg im Vergleich zum Vorjahr um vier Plätze auf Rang sechs und ist mit 77 Prozent Initiativenverfolgung das aktivste Ziel der befragten Organisationen.

Das Talentmanagement bleibt ein Dauerbrenner: 70 Prozent der Unternehmen planen Initiativen zur Verbesserung der Effizienz und Wirksamkeit in diesem Bereich. Angestrebt werden unter anderem der Einsatz von intelligenten Automatisierungslösungen und KI zur Analyse und Optimierung der Prozesse im Talentbereich.

Ein neuer Eintrag unter den Top-10-Zielen betrifft die Verbesserung von HR-Analyse-, Modellierungs- und Reportingfähigkeiten. Hier zeigt sich ein Wandel weg von rein rückblickenden Auswertungen hin zu prädiktiven, entscheidungsunterstützenden Datenanalysen.

Wachsender Druck bei sinkenden Ressourcen

Die Studie macht deutlich, dass HR-Abteilungen 2025 mit erheblichen Effizienzherausforderungen konfrontiert sein werden. Während die befragten Unternehmen mit einem zehnprozentigen Anstieg des Arbeitsvolumens rechnen, sollen Budgets um 1,5 Prozent und Personalressourcen um zwei Prozent reduziert werden. Daraus ergibt sich eine erwartete Produktivitätslücke von etwa zwölf Prozent.

Zur Kompensation dieser Diskrepanz planen Unternehmen eine vierprozentige Steigerung der Technologieausgaben – insbesondere für GenAI-gestützte Systeme und autonome Software-Agenten. Diese intelligenten Programme können Aufgaben nicht nur ausführen, sondern auch eigenständig Entscheidungen treffen und Prozesse steuern.

Im Zuge dessen prognostizieren die Studienautoren eine stärkere Verlagerung von Aufgaben auf automatisierte Systeme, globale Shared Services und Self-Service-Plattformen. Automatisierung steht mit einem erwarteten Plus von 4,2 Prozent erneut an erster Stelle der Bereiche mit wachsendem Arbeitsanteil. Der Anteil von Selbstbedienungsfunktionen soll um 3,8 Prozent steigen, während der Fokus auf klassische Out-Tasking-Modelle leicht abnimmt.

Praktische Einsatzbereiche von GenAI in HR

Die detaillierte Auswertung der GenAI-Nutzung zeigt eine Vielzahl geplanter Anwendungen über alle HR-Bereiche hinweg. Im Recruiting sollen Lebensläufe automatisiert gescreent, Interviewfragen generiert und Fähigkeiten systematisch dokumentiert werden.

Beim Onboarding sind automatisierte Begrüßungs-E-Mails und die Erstellung von Materialien geplant. In der Personalentwicklung stehen unter anderem die Generierung von Trainingsinhalten, Quizfragen und On-Demand-Coaching auf der Agenda. Für die Mitarbeiterbindung wird der Einsatz von KI bei Umfragen, Feedbacksammlung und der Analyse der Stimmung im Unternehmen vorgesehen.

Auch bei der internen Kommunikation und im Servicebereich zeigt sich ein deutlicher Trend zur Automatisierung. E-Mails, Mitteilungen und Kampagnen sollen verstärkt mit GenAI unterstützt werden. Zudem planen viele Organisationen, klassische Supportanfragen zu automatisieren, Wissensdatenbanken mit KI zu pflegen und Routinefragen direkt durch Chatbots oder intelligente Assistenten beantworten zu lassen.

Im Bereich der persönlichen Produktivität der HR-Mitarbeitenden soll GenAI bei Recherchen, Berichtserstellung, Erinnerungsfunktionen und dem Aufgabenmanagement unterstützen.

Veränderung des HR-Betriebsmodells

Die zunehmende Nutzung digitaler Technologien hat auch Auswirkungen auf das Betriebsmodell der HR-Abteilungen. Es wird erwartet, dass der Arbeitsanteil, der über zentrale HR-Einheiten und Kompetenzzentren abgewickelt wird, zugunsten automatisierter und selbstbedienter Prozesse sinkt. Besonders der Einsatz globaler Shared Services wird zunehmen.

Diese Entwicklung soll zu einer effizienteren Aufgabenverteilung führen und den Weg für eine strategischere Rolle der HR-Funktion ebnen. In Kombination mit den prognostizierten Kapazitätsengpässen wird GenAI dabei zu einem Schlüsselinstrument zur Effizienzsteigerung.

Handlungsfelder für HR-Verantwortliche

Die Autoren der Studie empfehlen eine Reihe konkreter Maßnahmen, um das Potenzial von GenAI im HR-Bereich besser auszuschöpfen:

  • Priorisierung: HR-Verantwortliche sollen klare Prioritäten setzen und sich auf die Vorhaben konzentrieren, die den größten Nutzen bei geringstem Aufwand bringen.
  • Komplexität reduzieren: Technologische und prozessuale Komplexität soll gezielt abgebaut werden, um digitale Initiativen nicht auszubremsen.
  • Pilotprojekte skalieren: Kleine GenAI-Piloten sollen rasch in größere, produktive Anwendungen überführt werden, um Skaleneffekte zu erzielen.
  • Automatisierung vorantreiben: Möglichst viele Transaktionsprozesse sollen digitalisiert und automatisiert werden – insbesondere dort, wo GenAI einen klaren Effizienzvorteil bietet.
  • Strategien anpassen: Talentstrategien und Prozesse sollen neu gedacht und auf eine durch KI geprägte Arbeitswelt ausgerichtet werden.
  • Kompetenzen aufbauen: Die HR-Teams benötigen neue Fähigkeiten – unter anderem in der Analyse, im Umgang mit Daten sowie beim organisatorischen und prozessualen Redesign.

Das Fazit der ITWelt-Redaktion

Die HR-Agenda 2025 von The Hackett Group macht deutlich: Die Rolle von GenAI in der Personalwirtschaft wächst rasant. Unternehmen, die frühzeitig in die Integration von intelligenten Assistenzsystemen und Agenten investieren, könnten Effizienzgewinne realisieren und ihre strategische Handlungsfähigkeit stärken. Gleichzeitig verlangt die Entwicklung einen bewussten und strukturierten Ansatz – sowohl technologisch als auch organisatorisch. Die Studie kann hier heruntergeladen werden.


Mehr Artikel

Die beiden Sprecherinnen von Women@DSAG: (links) Franziska Niebauer, Beraterin für SAP IS-H bei der Helios Kliniken GmbH, und Anna Hartmann, Geschäftsführerin der in4MD Service GmbH (c) Bild links: Helios Kliniken GmbH; Bild rechts: www.AndreasLander.de
News

Chancengleichheit der Geschlechter – überbewertet oder wichtiger denn je?

In den USA schaffen Großkonzerne auf Geheiß Donald Trumps ihre Diversitätsprogramme ab. Auch in Europa folgen Unternehmen dem „Anti-Woke-Kurs“. Die DSAG nahm dies zum Anlass, bei den Mitgliedern des Frauennetzwerks Women@DSAG nachzufragen, wie es derzeit um die Chancengleichheit der Geschlechter im Job steht. 139 Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen an der Umfrage teil. […]

"Sammlung allerhand auserlesener Reponsorum […]", Johann Hieronymus Hermann, 1736 (c) Österreichische Nationalbibliothek
News

Kulturpool – digitalisiertes Kulturerbe

Einer der Vorteile der Digitalisierung ist, dass Kulturgüter zunehmend auch in digitalisierter Version für alle online zugänglich vorliegen. So versammelt das zentrale Suchportal für digitalisiertes Kulturerbe in Österreich, Kulturpool, 1,6 Millionen Objekten, darunter historische Handschriften, Bücher, Kunstwerke und vieles mehr. Einer der Hauptbeiträger von Kulturpool ist die Österreichische Nationalbibliothek. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*