Frauen verdienen durchschnittlich weniger als ihre männlichen Kollegen - immer noch. Auch wenn die Gender Pay Gap in den letzten Jahren leicht rückläufig war, ist der Missstand noch längst nicht behoben. [...]
In der Freelancer-Branche fällt der Einkommensunterschied mit „nur“ sieben Prozent zwar relativ gering aus, trotzdem hat er weitreichende Konsequenzen. Wie das Verdienstgefälle in den einzelnen Fachgebieten und Rollen aussieht, welche Rolle Geld für Freelancerinnen spielt und wie sich die Gender Pay Gap im Alter auswirkt, hat freelancermap anlässlich des Equal Pay Day am 17. März ermittelt.
„Gleiche Arbeit = gleiches Geld“ ist Mythos
Für eine Stunde Arbeit werden Freelancerinnen im Schnitt mit ungefähr 88 Euro bezahlt, damit liegt ihr durchschnittlicher Stundensatz sieben Euro unter dem der männlichen Kollegen. Hochgerechnet auf den ganzen Monat verdienen weibliche Selbstständige somit 5.545 Euro – eine stattliche Summe, aber trotzdem über 1.500 Euro weniger als das Nettoeinkommen von frei arbeitenden Männern. In bestimmten Fachgebieten ist das Verdienstgefälle deutlich kleiner als in anderen. Arbeiten freie Expertinnen im Bereich Grafik, Content und Medien, so verdienen sie sogar ca. 60 Cent mehr pro Stunde als ihre männlichen Kollegen! Auch der SAP-Sektor lohnt sich für selbstständige Frauen: Ihr Stundensatz fällt hier um durchschnittlich nur 40 Cent niedriger aus. Wie stark die Gender Pay Gap zu Buche schlägt, hängt auch von der Rolle ab, die die Selbstständigen im Projekt einnehmen. Im Schnitt 31 Euro weniger pro Stunde verdienen Freelancerinnen im Management. Statt dem Stundensatz von durchschnittlich 110 Euro, der Männern bezahlt wird, erhalten sie im Schnitt nur 79 Euro. Am kleinsten ist der Einkommensunterschied, wenn freie Expertinnen eine Funktion in der Beratung erfüllen – ihr Stundensatz ist hier nur knapp drei Euro niedriger als der von Männern und liegt bei ca. 102 Euro.
Freelancerinnen wollen finanzielle Sicherheit
Für mehr als ein Drittel der freien Expertinnen (38 Prozent) stellt es eine Herausforderung dar, bei ihrem Auftraggeber eine bessere Bezahlung für sich selbst auszuhandeln. Gut zu verdienen spielt bei selbstständigen Frauen nämlich schon eine große Rolle, wenn sie sich nach neuen Projekten umsehen. Stimmt der Stundensatz nicht, bewerben sich über 80 Prozent gar nicht erst. Wenn das Einkommen jedoch ihren Vorstellungen entspricht, hat ein Auftrag auch schnell das Potenzial zum Liebling der freien Expertinnen (bei 68 Prozent) zu werden. Weil nicht jedes Projekt mit dem gleichen Stundensatz ausgeschrieben wird, schwankt das Einkommen der Freelancerinnen. Diesen Nachteil empfinden 60 Prozent als besonders unangenehm. Mit Blick auf ihre festangestellten KollegInnen hingegen gehen trotzdem mehr als die Hälfte der selbstständigen Frauen davon aus, besser zu verdienen. Während Freelancerinnen, laut Freelancer-Kompass, mit einem nur sieben Prozent niedrigeren Stundensatz, also 88 statt 95 Euro, nach Hause gehen, ist die Gender Pay Gap in der Festanstellung laut Zeit Online mit 21 Prozent sogar knapp dreimal so hoch wie unter Selbstständigen.
Gender Pension Gap: Große Sprünge im Alter sind nicht drin
Freie Expertinnen legen im Schnitt nur 762 Euro – und damit 280 Euro weniger als männliche Freelancer – pro Monat für eine ruhige Rente zurück. Das Verdienstgefälle beeinflusst also auch, wie unbeschwert Selbstständige ihren Ruhestand verbringen. Ehemals frei arbeitende Frauen erhalten nur 73 Prozent der Altersversorgung, die ihren Ex-Kollegen zuteil wird. Die sogenannte Gender Pension Gap trifft berentete, früher festangestellte Frauen sogar noch härter. Sie erhalten nicht mal die Hälfte der Rente der Männer, so der Warburg Navigator. Fest steht nur eines: Weder die unterschiedlichen Rentenniveaus, noch die Gender Pay Gap sind unserer Zeit würdig – Bezahlung muss endlich unabhängig vom Geschlecht werden!
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