Geschäftsberichte zunehmend im Netz publiziert

Aufgrund der Möglichkeiten, die sich durch die neuen Medien bieten, ändern sich sowohl Aufgaben als auch Formen für die Berichterstattung von Unternehmen. Zu diesem Schluss kam Christian Pieter Hoffmann von der Universität St. Gallen gestern, Dienstag, im Rahmen seines Vortrags zum Thema "Zukunft von Geschäftsberichten" auf Einladung der Public Relations Gesellschaft Ostschweiz/Liechtenstein in Lustenau. [...]

„Ein klarer Trend ist derzeit nicht auszumachen. Die Firmen befinden sich in einer Experimentierphase. Die Vorgehensweise variiert je nach Zielgruppe“, sagt Hoffmann gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext.
Geschäftsberichte zielen heute oft auf ein breites Publikum ab. Investoren, Analysten, Journalisten, Privatanleger, Mitarbeiter, Geschäftspartner, Kunden oder Politik interessieren sich zeitweise für die Entwicklung eines Unternehmens. Durch die breite Zielgruppe und die Möglichkeiten der neuen Medien entstehen neue Anforderungen an die Berichte. „Das Reporting wird immer umfassender. Die Vorgehensweisen der Firmen sind unterschiedlich. Vom schlanken Bericht bis zu Online-Diskussionen gibt es diverse Präsentationsmöglichkeiten“, hebt Hoffmann hervor.
Laut dem Experten sind Geschäftsberichte für Unternehmen heute von strategischer Bedeutung. „Vor allem kunden- und marketingorientierte Unternehmen sowie Firmen in sozial oder ökologisch brisanten Geschäftsfeldern nutzen Berichte als Werkzeug. Online können sämtliche Stakeholder erreicht und sogar auf unterschiedliche Weise angesprochen werden“, so Hoffmann. Durch den in den USA für Geschäftsberichte schon gebräuchlichen Standard XBRL lässt sich die Personalisierung sogar auf die Spitze treiben. In Europa wird das Format teilweise ebenfalls schon verwendet
„Durch die Maschinenlesbarkeit kann sich jeder aus der Datenbank suchen, was er braucht. Ein klassischer Geschäftsbericht wird dadurch sogar obsolet“, so Hoffmann. Der gedruckte Geschäftsbericht wird laut dem Fachmann trotzdem nicht aussterben. „Zwar verschicken mittlerweile praktisch alle Unternehmen zumindest eine PDF-Version ihrer Berichte, die gedruckte Variante stirbt aber nicht aus. Das Gefühl, etwas in der Hand zu haben, ist wichtig. Zudem hat ein Geschäftsbericht auch eine Marketingkomponente“, unterstreicht Hoffmann.
Vor allem in Asien werde er häufig wie eine Visitenkarte gesehen, erklärt der Fachmann. In den USA gibt es grundsätzlich ein anderes Verständnis von den Aufgaben von Unternehmensberichten. Das tatsächliche Reporting findet oft über Formulare statt. In Europa sind die Berichte dagegen Text- und Bildlastiger. Die unterschiedlichen Kulturen nähern sich einander aber langsam an.
Neben der Automatisierung durch neue Standards droht den Unternehmensberichten auch von anderer Seite Gefahr. „Bei den Web-Auftritten der Firmen verschmelzen Berichterstattung und normale Netz-Präsenz zunehmend. Der Stichtagcharakter eines Berichts lässt sich online zwar nur schwer rekonstruieren, aber die Entwicklung geht in diese Richtung“, so Hoffmann.
Eine Trivialisierung der gelieferten Information befürchtet Hoffmann nicht: „Gesetzliche Verpflichtungen und das Verlangen verschiedener Gruppen nach Kontrolle sind effektive Kontrollmechanismen. Auf fundierte Berichte werden Unternehmen nicht verzichten können, egal wie sie präsentiert werden“, sagt Hoffmann. (pte)

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