Gestaltung des Arbeitsalltags spaltet Führungskräfte und Angestellte

Global Workplace Reports 2021 von NTT: Während 79 Prozent der Unternehmen glauben, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lieber im Büro arbeiten, möchten nur 39 Prozent der Angestellten ihre gesamte Arbeitszeit im Office verbringen. [...]

Roman Oberauer, Vice President Go to Market & Innovation bei NTT Ltd. in Österreich (c) NTT
Roman Oberauer, Vice President Go to Market & Innovation bei NTT Ltd. in Österreich (c) NTT

Der vor kurzem erschienene Workplace Report des weltweit tätigen IT-Dienstleisters NTT Ltd. liefert detaillierte Informationen zu den Bereichen Employee Experience, Digitalisierung des Workflows sowie Arbeitsplatzgestaltung und bietet damit wichtige Ansätze für die künftige Gestaltung von Arbeitsprozessen. Die Studie zeigt, dass die meisten Unternehmen zwar erkannt haben, welche Maßnahmen sie für die Modernisierung ihrer Arbeitsmodelle priorisieren sollten, sie aber an der effektiven Umsetzung dieser scheitern. Außerdem kommt der Report zu dem Schluss, dass Remote-Arbeit auf Dauer die Unternehmensleistung beeinträchtigt.

Die Befragung von weltweit 1.146 Personen in insgesamt 23 Ländern belegt, dass eine Mehrheit der Interviewten die Zunahme von mobilem Arbeiten kritisch beurteilt. 82 Prozent sehen dadurch die Unternehmensleistung beeinträchtigt und 81 Prozent bezeichnen Homeoffice als Herausforderung für die Angestellten. 60 Prozent der Personalverantwortlichen gaben an, dass sich das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Laufe der Pandemie verschlechtert hat: So sind nur 23 Prozent der Angestellten aktuell beim Punkt Employee Experience mit ihrem Arbeitgeber zufrieden, während bei den CEOs immerhin 64 Prozent ihrem Unternehmen ein gutes Zeugnis ausstellen.

Arbeitsmodelle müssen hybrid, flexibel und sicher sein

Neben der Diskrepanz zwischen Arbeitgebern und Belegschaft bei der Einschätzung der Employee Experience zeigt die Studie auch erhebliche Unterschiede in der Einstellung der Beschäftigten zu ihren persönlichen Arbeitsvorlieben. Demnach bevorzugen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, wenn sie die Wahl zwischen Homeoffice, hybrider Arbeit und Arbeit im Büro haben, diese Optionen zu fast gleichen Teilen. Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu der in der Studie von 79 Prozent der Unternehmen vertretenen Ansicht, dass ihre Angestellten lieber im Büro arbeiten würden. „Im Moment dreht sich alles um das Thema ‘hybride Arbeitsmodelle’. Die tatsächlichen Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aber viel komplexer und jedes Versäumnis, diese Tatsache präzise zu bewerten und darauf zu reagieren, stellt ein ernsthaftes Risiko für Unternehmen dar“, betont Roman Oberauer, Vice President Go to Market & Innovation bei NTT Ltd. in Österreich. „Wir haben festgestellt, dass die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben und die Pendelzeiten die beiden wichtigsten Entscheidungskriterien für die Wahl eines Arbeitsplatzes sind. Dies gilt es für Unternehmen bei der Personalplanung und den Angeboten für die Angestellten zu berücksichtigen.“

Employee Experience als Basis für unternehmerisches Handeln

Die Studie zeigt auch, dass in Unternehmen, die bereits zusammen mit der Belegschaft entwickelte Arbeitsplatzstrategien anwenden, sich die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdoppelt. Es ist also für Organisationen besonders wichtig, ihr unternehmerisches Handeln auf Basis gesicherter Einschätzungen der Angestellten auszurichten. Doch davon sind die Unternehmen noch weit entfernt: Daten aus strukturierten Befragungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach der Voice-of-Employee-Methode (VoE) und aus Arbeitsplatzanalysen werden nur von 52 Prozent der Unternehmen berücksichtigt.

Und lediglich 39 Prozent der Organisationen nutzen strukturierte VoE-Programme und Echtzeit-Stimmungsanalysen tatsächlich, während 54 Prozent noch klassische Befragungen verwenden.
Die Studie zeigt außerdem, dass für die Employee Experience noch weitere Aspekte eine wichtige Rolle spielen. Fast 90 Prozent der Befragten der Meinung, dass Umwelt-, Sozial- und Governance-Ziele im Mittelpunkt der Unternehmensagenda stehen sollten. Für 40 Prozent der Befragten sind die Ziele und Werte einer Organisation sogar der drittwichtigste Faktor bei der Wahl des Arbeitsplatzes.

82 Prozent der Büroräume sollen im kommenden Jahr umgestaltet werden

Laut Studie sind für die Zukunft der Arbeit folgende fünf Bereiche von entscheidender Bedeutung:

  • Sicherheit am Arbeitsplatz
  • Förderung von Hybrid- und Remote-Arbeit
  • Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
  • Verbesserte Employee Experience
  • Größere Nachhaltigkeit

„Für mich sind die Ergebnisse des Reports ein weiteres Zeichen dafür, dass wir alle in Bezug auf die Arbeitsplatzgestaltung umdenken müssen“, folgert Oberauer. „Wichtig ist nicht, was wir tun, um den Arbeitsplatz zu verbessern, sondern wie die Belegschaft tatsächlich davon profitiert – und das kann ein Unternehmen nicht wissen, wenn es nicht über einen ausgereiften Ansatz zur Erfassung der Stimmung bei Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verfügt.“

Laut Report geben immer noch zwei Drittel der Belegschaft an, dass sie noch nicht mit allen Werkzeugen ausgestattet sind, die sie für die Arbeit im Homeoffice benötigen. Und lediglich 55 Prozent der Unternehmen sind mit der Eignung ihrer Büroräume für hybrides Arbeiten sehr zufrieden. Nichtsdestotrotz wollen 82 Prozent der Firmen ihre Büroräume in den nächsten zwölf Monaten umgestalten, um ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das Innovationen und soziale Kontakte fördert. „Offensichtlich ist man sich auf einer gewissen Ebene bewusst, dass unausgereifte Personalstrategien zur Unzufriedenheit der Angestellten führen und dass sich die Arbeit an den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen orientieren sollte“, so Oberauer abschließend.

Die Studie Global Workplace Reports 2021 kann hier heruntergeladen werden.


Mehr Artikel

Rüdiger Linhart, Vorsitzender der Berufsgruppe IT der Fachgruppe UBIT Wien. (c) WeinwurmFotografie
Interview

IT-Berufe im Fokus: Innovative Lösungen gegen den Fachkräftemangel

Angesichts des anhaltenden IT-Fachkräftemangels ist schnelles Handeln gefordert. Die Fachgruppe IT der UBIT Wien setzt in einer Kampagne genau hier an: Mit einem breiten Ansatz soll das vielfältige Berufsbild attraktiver gemacht und innovative Ausbildungswege aufgezeigt werden. IT WELT.at hat dazu mit Rüdiger Linhart, Vorsitzender der Berufsgruppe IT der Fachgruppe UBIT Wien, ein Interview geführt. […]

News

ISO/IEC 27001 erhöht Informationssicherheit bei 81 Prozent der zertifizierten Unternehmen

Eine Umfrage unter 200 Personen verschiedener Branchen und Unternehmensgrößen in Österreich hat erstmals abgefragt, inwiefern der internationale Standard für Informationssicherheits-Managementsysteme (ISO/IEC 27001) bei der Bewältigung von Security-Problemen in der Praxis unterstützt. Ergebnis: Rund 81 Prozent der zertifizierten Unternehmen gaben an, dass sich durch die ISO/IEC 27001 die Informationssicherheit in ihrem Unternehmen erhöht hat. […]

News

Public Key Infrastructure: Best Practices für einen erfolgreichen Zertifikats-Widerruf

Um die Sicherheit ihrer Public Key Infrastructure (PKI) aufrecht zu erhalten, müssen PKI-Teams, sobald bei einer Zertifizierungsstelle eine Sicherheitslücke entdeckt worden ist, sämtliche betroffenen Zertifikate widerrufen. Ein wichtiger Vorgang, der zwar nicht regelmäßig, aber doch so häufig auftritt, dass es sich lohnt, PKI-Teams einige Best Practices für einen effektiven und effizienten Zertifikatswiderruf an die Hand zu geben. […]

News

UBIT Security-Talk: Cyberkriminalität wächst unaufhaltsam

Jedes Unternehmen, das IT-Systeme nutzt, ist potenziell gefährdet Opfer von Cyberkriminalität zu werden, denn die Bedrohung und die Anzahl der Hackerangriffe in Österreich nimmt stetig zu. Die Experts Group IT-Security der Wirtschaftskammer Salzburg lädt am 11. November 2024 zum „UBIT Security-Talk Cyber Defense“ ein, um Unternehmen in Salzburg zu unterstützen, sich besser gegen diese Bedrohungen zu wappnen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*