Österreichs Gesundheitssystem muss effizienter werden, um die Herausforderungen des demografischen Wandels und einer älter werdenden Bevölkerung zu stemmen. [...]
Gleichzeitig muss es oberste Priorität sein, die Gesundheitsversorgung im Sinne der Patienten zu verbessern und jedem Menschen den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Dieser Spagat lässt sich durch den Einsatz neuer Technologien, wie künstlicher Intelligenz, bewältigen.
Österreichs Gesundheitswesen ist gut, hat aber als Krankenhaus-orientiertes System auch seinen Preis. Dennoch gibt es eine Menge Potential für Effizienzsteigerungen, das nur erkannt werden muss. Wichtig ist, an den richtigen Stellen zu sparen und das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren: die Gesundheit der Menschen. Hier können neue Technologien, wie künstliche Intelligenz (KI), eine wichtige Rolle spielen. Dazu müssen wir den derzeitigen Hype um KI und die damit verbundenen Science Fiction Vorstellungen überwinden und ihr „wahres Wesen“ erkennen: KI ist nicht mehr und nicht weniger als die Möglichkeit, riesige Datenmengen schnell und intelligent zu verarbeiten und daraus wertvolle Erkenntnisse ziehen zu können.
Derzeit geht rund 60 % der Arbeitszeit bei Medizinern für administrative Tätigkeiten drauf – kostbare Zeit, die in der Betreuung der Patienten fehlt. Dank KI können wiederkehrende Prozesse automatisch erledigt werden, unnötige Abläufe und Abstimmungen komplett eingespart und der Einsatz von Ärzten und medizinischen Geräten verbessert werden. Künstliche Intelligenz bietet damit das Potential, Zeit und Geld in eine bessere Patienten-Betreuung zu investieren. Durch die KI-Unterstützung können sich Ärzte mehr Zeit für ihre Patienten und komplexere Diagnosen nehmen. Damit bringt KI wieder mehr Menschlichkeit in die Medizin.
Maschine und Mediziner sind ein unschlagbares Team
Künstliche Intelligenz spielt aber auch eine wesentliche Rolle in der Forschung sowie in der Diagnose und Behandlung. Ein AI-basiertes Tool von Ochsner Health System kann beispielsweise bei Patienten mit Herzstillstand-Risiko sofort feststellen, wenn sich ihr Zustand verschlechtert. So kann die potentiell lebensrettende Behandlung rechtzeitig beginnen.
Es gibt auch KI-Modelle, die zeigen, wann Patienten entlassen werden sollten, damit sie sich optimal erholen können. Auch Operationen können durch sie vermieden werden, indem nötige Behandlungen rechtzeitig angezeigt werden.
Der Einsatz von KI in der Krebsdiagnose zeigt besonders eindrucksvoll, dass Maschine und Mediziner ein unschlagbares Team sein können: bei der Analyse radiologischer Bilder erreichen Ärzte mittels KI-Unterstützung eine Treffgenauigkeit von 99,5 Prozent – ohne KI lesen sie die Bilder zu 95 Prozent richtig aus, ein Computer erreicht allein nur 93 Prozent. Die Kosten von Krebs belaufen sich derzeit weltweit auf geschätzte 1.16 Trillionen Dollar im Jahr. Der Einsatz neuer Technologien wird hier also bahnbrechend sein.
Aus diesem Grund hat Microsoft das richtungsweisende Projekt InnerEye initiiert, das derzeit im Addenbrooke’s Hospital in Cambridge Anwendung findet. Hier werden für die Analyse von radiologischen Bildern zwei Kernbereiche von KI genutzt: Machine Learning und Computer Vision, also die Fähigkeit von Maschinen, Bilder zu erkennen. So ist es möglich, Tumore in Sekundenschnelle zu identifizieren, die Diagnose zu beschleunigen und die Durchführung von Therapien zu verbessern. Zum Beispiel ermöglicht die Bilderkennung in der Strahlentherapie eine exakte Abgrenzung von Krebs- und normalem Gewebe. Darüber hinaus verspricht InnerEye die bessere Überwachung des Krankheitsverlaufs. Je nachdem, wie der Patient reagiert, kann die Therapie angepasst werden. So wird die Wirksamkeit der Therapie erhöht und Nebenwirkungen verringert.
Alles in allem kann KI sowohl die Pflege als auch die Gesundheit der Patienten verbessern, die Effizienz steigern und Kosten senken. Davon profitieren Patienten, Krankenhäuser und das gesamte Gesundheitswesen.
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