Obwohl die Zahl der Cyberattacken rückläufig ist, sind Cyberkriminelle gerade sehr aktiv. Das belegt der Bedrohungsreport von G DATA CyberDefense. [...]
Statt neuer Angriffswellen starten Cyberkriminelle gerade gezielte Attacken auf Unternehmen, die sie bereits zum Jahresende über die Sicherheitslücke infiltriert haben. Damals haben die Angreifer unbemerkt Backdoors installiert, die sie jetzt ausnutzen und weiteren Schadcode ins Netzwerk einschleusen – bis hin zur Verschlüsselung der Daten. Besonders dramatisch: Immer noch haben nicht alle Unternehmen diese Schwachstelle geschlossen. Sie sind also weiterhin ein potenzielles Ziel für Cyberkriminelle. Diese verfügen auch über entsprechende Tools, um diese exponierten Systeme zu finden und infiltrieren.
„Leider bewahrheiten sich gerade die Befürchtungen vom Jahresbeginn, was das Ausnutzen der Sicherheitslücke in Log4J angeht“, sagt Tim Berghoff, Security Evangelist bei G DATA CyberDefense. „Wegen der einfachen Ausnutzbarkeit haben Kriminelle hunderttausende Systeme erst einmal auf Vorrat kompromittiert und haben erst vor Kurzem begonnen, diese Infektionen etwa durch das Aufspielen von Ransomware zu monetarisieren. Wer frühzeitig das bereitgestellte Sicherheitsupdate installiert hat, sollte auf der sicheren Seite stehen.“
Die Zahl neuer Cyberattacken ist wie auch schon im zweiten Quartal rückläufig. Im Vergleich vom dritten zum zweiten Quartal 2022 sank die Zahl abgewehrter Angriffe um 13,7 Prozent. Dabei fällt der Rückgang bei Konsumenten stärker als bei Unternehmen aus. Die Zahl der abgewehrten Angriffe auf Businesskunden sank vom zweiten zum dritten Quartal um 7,5 Prozent, bei Privatkunden um fast 15 Prozent.
Neue Angriffswege ins Netzwerk
Aktuell setzen Cyberkriminelle auf die Schadsoftware Berbew, Neojitt und Formbook, um Systeme zu attackieren. Bei Berbew handelt es sich einen Trojaner, der Passwörter ausliest und diese an einen entfernten Webserver sendet. Außerdem fungiert Berbew als Web-Proxy, sodass Angreifern das infizierte System als Relais für den Fernzugriff auf andere Systeme nutzen können. Cyberkriminelle verteilen den Trojaner via E-Mail als Anhang mit Schadcode oder über Programme zur gemeinsamen Datennutzung.
FormBook ist ein Infostealer, der Daten von infizierten Systemen ausleitet, wie zum Beispiel in Webbrowsern zwischengespeicherte Anmeldeinformationen oder Screenshots. Zusätzlich bietet er auch eine Funktion als Downloader, sodass Angreifer bösartige Dateien auf einem infizierten System ausführen können. Formbook ist gerade so verbreitet, weil es in Undergrundforen zu einem günstigen Preis für Malware-as-a-Service-Modelle (MaaS) vermarktet wird.
Kein Grund zur Entwarnung
Trotz der rückläufigen Zahlen ist es um die IT-Sicherheit schlecht bestellt. Denn Angreifer nutzen konsequent Sicherheitslücken aus, um Firmen zu kompromittieren. Auch unaufmerksame Mitarbeitende öffnen immer wieder Cyberkriminellen die Tür ins Netzwerk, wenn sie auf Phishing-Mails hereinfallen und Anhänge mit Schadcode öffnen oder Zugangsdaten auf gefälschten Webseiten preisgeben. Hier besteht bei vielen Unternehmen noch Nachholbedarf – sowohl bei technologischen Schutzmaßnahmen als auch beim Thema Security Awareness.
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