Produzierende Unternehmen, die alle Beschäftigen, unabhängig ihrer Karriere- und Ausbildungsstufe, gezielt fördern und in Optimierungsprozesse einbinden, haben ein höheres Potenzial, innovative Ideen aus dem eigenen Haus heraus zu entwickeln. Zu diesem Ergebnis kommt das Fraunhofer ISI in der neuen Ausgabe der Mitteilung aus der Erhebung Modernisierung der Produktion. [...]
Starre Berufsbilder, immer gleiche Aufgaben, wenig Gestaltungsspielraum – in einer sich stark verändernden, von Digitalisierung und Fachkräftemangel geprägten Produktionswelt wirkt das wie eine Innovationsbremse. Viele Betriebe in Deutschland haben das erkannt und setzen verstärkt auf Weiterbildung und Einbinden des eigenen Personals. Eine gezielte Strategie verfolgen allerdings nur wenige.
Dabei liegt darin ein großer Mehrwert. Ein zentrales Ergebnis der Mitteilung mit dem Titel »Fähigkeiten und Kompetenzen gezielt ausbauen«: Drei Viertel aller Betriebe, die den Beschäftigten in der Produktion entweder lose Qualifizierungsangebote oder eine gezielte Strategie zur Weiterbildung anbieten, können auf Ideen und Impulse aus dem eigenen Haus zurückgreifen. Bei den Betrieben ohne jede Förderung ist das nur zwei Dritteln möglich.
Kompetenzmanagement nicht flächendeckend verbreitet
Trotz dieser Vorteile ist das Fördern des eigenen Personals nicht flächendeckend verbreitet: Nur ein Viertel aller Betriebe verfolgt ein strategisches Kompetenzmanagement, das heißt, sie erfassen systematisch Kompetenzen ihrer Beschäftigten, erstellen Anforderungsprofile und bieten Förderprogramme an. Auch lernförderliche Arbeitskonzepte sind kein Standard: Nur zwei Drittel setzen beispielsweise Aufgabenintegration ein, bei der Werker ihre Arbeit nicht nur ausführen, sondern auch für Steuerung oder Kontrolle verantwortlich sind. Arbeitsbegleitende Qualifizierung, wie Jobrotation oder Unterweisung am Arbeitsplatz, nutzen nur drei Viertel.
Nicht alle Personalgruppen werden dabei gleich häufig gefördert: 91 Prozent aller Betriebe fördern Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Berufsausbildung, un- oder angelerntes Personal fördern dagegen nur 51%. Hier liegt offenbar noch Potenzial für Verbesserungen, denn Innovationsimpulse kommen häufiger aus dem eigenen Haus, wenn der Betrieb alle Mitarbeitenden gezielt fördert.
Besonders KMU haben oft keine Strategie zur Kompetenzentwicklung
Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) tun sich mit Fördern oft schwer. Personalmanagement ist hier oft Chefsache und erfolgt intuitiv. Interne Kompetenzen liegen dort häufiger brach und werden weniger genutzt.
Insgesamt zeigt die Studie, dass Betriebe Mitarbeiterentwicklung nicht nur als negativen Kostenfaktor wahrnehmen sollten, sondern als Investition zur besseren Bewältigung von Herausforderungen. Gerade KMU profitieren von der Weiter- und Höherqualifizierung ihres Personals am meisten, weil sie sich unabhängig von der Lage des Arbeitsmarktes weiterentwickeln können.
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