Den Start der Datenanalyse-Technik "DB2 BLU Acceleration" hatte IBM kürzlich mit Sticheleien gen SAP verknüpft: Das neue Produkt sei "zehnmal schneller als ein anderes, wohlbekanntes In-Memory-Datenbanksystem". In einem Blog teilt der HANA-Marketing-Chef nun gegen IBM aus und provoziert heftige Reaktionen. [...]
Anfang Juni hat IBM die Version 10.5 der Datenbank-Software „DB2“ vorgestellt, deren wichtigste Neuerung die integrierte Beschleunigungstechnik „BLU Acceleration“ ist. Die Lösung soll es Nutzern erlauben, Daten von analytischen Systemen In-Memory zu verarbeiten, so dass sich Zugriffe erheblich beschleunigen lassen. In der Ankündigung schwärmte IBM, die Technik sei zehnmal schneller als eine andere, bekannte Lösung. Gemeint war natürlich SAPs in-Memory-Lösung „HANA“. Das konnte SAP nicht unkommentiert lassen:
„Obwohl es nett ist, IBM’s Versuch zu sehen, in den In-Memory-Markt zu kommen und endlich auf den Zug aufzuspringen, scheinen sie noch eine Menge Arbeit und einen langen Weg vor sich zu haben, bevor sie ein Produkt anbieten können, das wirklichen Wert für die Kunden hat“, giftet Ken Tsai, Vice President & Head of SAP HANA Product Marketing in einem Blog-Beitrag. Kritik hagelt es unter anderem an den Themen Echtzeit- und Big-Data-Fähigkeit, aber auch die Verbindung von transaktionalem (OLTP) und analytischem Ansatz (OLAP) sieht er bei IBM, immerhin strategischer Partner der SAP, nicht erfüllt. „Hoffentlich hat die Diskussion dieser Punkte dabei geholfen, etwas von der Verwirrung bezüglich der substanzlosen Behauptungen und übertriebenen Bemerkungen von IBM aufzuklären. Wir freuen uns darauf, fair und partnerschaftlich mit IBM zu konkurrieren, für die wir großen Respekt haben“, schließt Tsai.
„Ich bin nicht sicher, ob es wirklich im Interesse von SAP liegt, einen „Wer hat mehr-Krieg anzufangen“, antwortet ein IBM-Mitarbeiter prompt, gibt Tsai in der eigentlichen Sache jedoch Recht. Im Lauf von einigen Tagen wuchs der Blog auf epische Länge an und liest sich wie ein Diplomaten-Krimi – es kommen neben vermeintlich auf frischer Tat ertappten Oracle-Spionen auch viele Respektsbekundungen gepaart mit einem guten Quantum Boshaftigkeit vor. Kein Wunder, dass sich ein IBM-Mitarbeiter irgendwann sorgt: „Ich hoffe nur, dass IBM und SAP einen Weg finden, dies auf freundlichem Weg zu lösen und die Beziehungen zwischen den Unternehmen nicht da enden, wo die Beziehung zwischen SAP und Oracle heute ist“. Denn dort herrscht bekanntlich tiefe Feindschaft.
*Daniela Hoffmann ist freie IT-Fachjournalistin in Berlin
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