Glasfaserausbau als Schlüssel zur digitalen Souveränität Österreichs

Laut einer aktuellen Studie der Open Fiber Austria Association (OFAA) bildet Glasfaser das technologische Fundament für Österreichs digitale Entwicklung. [...]

vl: Martin Wachutka, Prof. Jens Böcker und Herbert Flatscher. (c) Martin Steiger
vl: Martin Wachutka, Prof. Jens Böcker und Herbert Flatscher. (c) Martin Steiger

Die digitale Zukunft Österreichs hängt am Glasfaserkabel. Das ist das zentrale Ergebnis einer Marktanalyse der Open Fiber Austria (OFAA). Um bis 2035 eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen, sind jährliche Investitionen von rund 500 Millionen Euro erforderlich. Zwar wurden in den letzten fünf Jahren jährlich zwischen 670 und 850 Millionen Euro in die Netzinfrastruktur investiert und die Zahl der Breitbandanschlüsse stieg seit 2020 um fast ein Fünftel auf 14,8 Millionen. Dennoch rangiert Österreich bei der Glasfaserverfügbarkeit noch hinter dem europäischen Durchschnitt.

„Diese Mittel kommen vor allem der Bauwirtschaft zugute“, so Studienautor Jens Böcker von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg bei der Präsentation der Studie. Das stabile Wachstum von rund drei Prozent pro Jahr zeigt, dass der Telekomsektor auf einem soliden Fundament steht. Derzeit arbeiten mehr als 11.000 Personen in der Glasfaserbranche. OFAA-Vizepräsident Martin Wachutka betonte die gemeinschaftliche Verantwortung für den Ausbau: „Förderungen bleiben ein zentrales Instrument, um Versorgungslücken zu schließen. Glasfaser ist ein wesentlicher Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge.“

Ländlicher Raum als Wachstumstreiber

Besonders stark wächst laut Analyse die Zahl der High-End-Anschlüsse vom Typ FTTH (Fiber to the Home) in ländlichen Gebieten. In den vergangenen fünf Jahren stieg die Anzahl dieser Anschlüsse um 300 Prozent auf rund 373.000. Böcker führt dies auf die zielgerichtete Förderpolitik zurück, die Regionen außerhalb der Ballungsräume bevorzugt. Während große Städte wie Wien noch Versorgungsdefizite aufweisen, profitieren Länder wie Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark deutlich von den staatlichen Fördermitteln. Diese drei Bundesländer erhielten gemeinsam etwa 77 Prozent der gesamten Breitbandförderungen.

Energieeffizienz und Resilienz

Die Analyse stellt Glasfaser auch als nachhaltige Technologie heraus. Netzwerke auf Lichtwellenleiterbasis sind laut Bewertung der Technischen Hochschule Mittelhessen bis zu sechsmal energieeffizienter als Koaxialnetze und benötigen nur minimale Wartung. Zudem können Glasfasernetze selbst bei Stromausfall für begrenzte Zeit betriebsfähig bleiben.

Während im ländlichen Raum bereits viele Haushalte mit Glasfaser versorgt sind, bleibt der urbane Ausbau hinter den Zielen zurück. Wachutka fordert daher einen klaren Masterplan für offene Glasfasernetze in Städten. Diese sollen den Wettbewerb fördern und Bürgern die freie Anbieterwahl ermöglichen.

Glasfaser als Basis moderner Infrastruktur

Die Studie unterstreicht, dass moderne Mobilfunknetze untrennbar mit Glasfaser verbunden sind. Jedes Mobilfunkgerät nutzt letztlich die Glasfaseranbindung eines Funkmastes. Nur das Zusammenspiel beider Netze gewährleistet stabile, krisensichere Kommunikation. „Mobilfunk ohne Glasfaser bleibt Stückwerk“, resümiert Herbert Flatscher, Vorsitzender des OFAA-Fachbeirats. „Erst durch leistungsfähige Backbones wird digitale Souveränität realisierbar.“

Informationsdefizite bei Privatkunden

Während Unternehmen zunehmend auf symmetrische Hochgeschwindigkeitsanschlüsse setzen, bleibt das Wissen um die Vorteile der Glasfaser bei Privatkunden ausbaufähig. Wachutka regt deshalb eine nationale Informationskampagne an, wie sie in Deutschland bereits etabliert ist.

Angesichts der unterschiedlichen Förderquoten zwischen den Bundesländern appelliert die OFAA an die Politik, Fördermittel gezielt für offene und diskriminierungsfreie Netze einzusetzen. Nur so könne ein flächendeckender Ausbau gelingen.


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