Globaler Blick auf die Datenschutz-Landschaft

Jelle Wieringa, Security Awareness Advocate bei KnowBe4, analyisert anlässlich des europäischen Datenschutztages 202 den Status quo. [...]

Jelle Wieringa, Security Awareness Advocate bei KnowBe4. (c) KnowBe4
Jelle Wieringa, Security Awareness Advocate bei KnowBe4. (c) KnowBe4

Der Datenschutz steht im Mittelpunkt der Fragen, die Regierungen in diesem Jahr beantworten möchten. Befürworter des Datenschutzes haben strengere Gesetze gefordert, und die Staaten haben darauf reagiert. Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union hat als wirksames Modell gedient. In diesem Jahr treten weitere Datenschutzgesetze in Kraft, wie die LGPD Brasiliens oder die CCPA in den Vereinigten Staaten. Im Rahmen der DSGVO wurden bereits über 146 Geldstrafen in Gesamthöhe von 417 Millionen Euro gegen Unternehmen und Einrichtungen verhängt. Unter der Führung der Europäischen Union haben über 80 Länder neue Datenschutzgesetze erlassen, weitere werden bald folgen. Dies ist die Antwort auf eine Fülle von globalen Problemen: Online-Profile, das Internet-der-Dinge (IoT), eine hohe Anzahl von Datenverletzungen, Gesichtserkennung, Datenhoheit, digitale Souveränität: die Liste ließe sich fortsetzen.

Warum ist irgendetwas davon wichtig oder wie wirkt es sich auf den Einzelnen aus?  Nehmen wir als Beispiel das Online-Profiling und bezeichnen es als das, was es ist: psychologisches Personalisieren. Dabei werden die psychologischen Merkmale von Menschen aus ihren Tweets, Vorlieben, Suchen und Einkäufen abgeleitet. Diese Daten werden gebündelt und zur Erstellung eines Profils der Person verwendet. Auf den ersten Blick scheint das harmlos zu sein, da es für nützliche Zwecke verwendet werden kann, wie Empfehlungen auf Video-Plattformen. Erst in den letzten zehn Jahren aber ist den Regierungen bewusst geworden, wie dieses Profiling als Waffe eingesetzt und böswillig verwendet werden kann. Der Skandal um Facebook und Cambridge Analytica bot einen großartigen Einblick in die Art und Weise, wie Firmen heutzutage umfangreiche Profile von Einzelpersonen erstellen und mit gezielter Werbung deren Entscheidungen stark beeinflussen. Die Profilerstellung greift sogar auf demokratische Wahlen in der ganzen Welt über. Die USA, Brasilien und das Vereinigte Königreich sind nur einige Beispiele. Jedes Land ist anfällig für den Einsatz der psychologischen Profilerstellung als Waffe. Es ist daher wichtig, zu verstehen, wie sich die Verletzung der Privatsphäre von Einzelpersonen auf globaler Ebene auswirkt. Außerdem ist diese Art der Profilerstellung nach den Datenschutzgesetzen vieler Staaten illegal.

Je mehr Gesetze in Kraft treten, desto stärker wird die Privatsphäre geschützt, aber viele Unternehmen haben Mühe, sich daran zu halten. Laut IAPP unterliegen internationale Konzerne etwa Zwei bis Fünf Datenschutzgesetzen. Die Länder verfolgen unterschiedliche Herangehensweisen, wobei es eben subtile Unterschiede gibt: Die USA verfolgen einen sektoralen Ansatz zum Schutz der Privatsphäre. Sie regulieren das Gesundheitswesen und die Finanzindustrie über unterschiedliche Datenschutzbestimmungen. Anfang Januar war der California Consumer Privacy Act von 2018 in Kraft getreten. Dagegen verfolgt die Europäische Union ein umfassenderes Konzept. Wenn die Datenschutzgesetze anderer großer Volkswirtschaften, wie Brasilien, Indien und Südafrika in Kraft treten, wird es daher für Unternehmen schwieriger, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Darüber hinaus existieren zusätzliche Bestimmungen, um die Verwendung von Cookies und viele Marketing-Praktiken zu regeln. Hinzu kommen internationale Normen, um Konzernen bei der Einhaltung eigentlich zu helfen, wie die Datenschutznormen ISO/IEC 27701 der Internationalen Organisation für Normung. Diese sind jedoch noch nicht im Alltagsbetrieb vieler Firmen angekommen.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass umfangreiche Datenschutzbestimmungen erforderlich sind. Wenn wir jedoch damit beginnen, drängende Fragen des Datenschutzes zu beantworten, müssen wir auch überlegen, wie wir es Unternehmen weiterhin ermöglichen, weltweit Geschäfte reibungslos zu tätigen. Datenschutzgesetze sollten die Fähigkeit eines Unternehmens nicht behindern, innovativ zu sein, Arbeitsplätze zu schaffen und das Leben der Menschen zu verbessern; sie sollten die Sicherheit und Qualität der Daten verbessern, statt diese zu untergraben.

*Jelle Wieringa ist Security Awareness Advocate bei KnowBe4.


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