Die Google-Panne mit der verfrühten Zahlenvorlage war zugleich auch ein einzigartiges Experiment: Was passiert eigentlich, wenn man enttäuschende Quartalszahlen direkt auf eine Meute aufgeheizter Börsenhändler loslässt? [...]
Die Google-Panne mit der verfrühten Zahlenvorlage war zugleich auch ein einzigartiges Experiment: Was passiert eigentlich, wenn man enttäuschende Quartalszahlen direkt auf eine Meute aufgeheizter Börsenhändler loslässt? Das Ergebnis zeigte eindrucksvoll, warum es besser ist, wenn man die Anleger sonst lieber erst einmal über die Zahlen schlafen lässt.
Die Google-Aktie wurde binnen weniger Minuten um zehn Prozent heruntergeprügelt, Milliarden Dollar an Börsenwert verpufften. Auch nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, ging das Papier noch mit einem Minus von acht Prozent aus dem Handel. Das waren gut 60 Dollar (45,74 Euro) pro Anteilsschein weniger. Google war auf einen Schlag 20 Mrd. Dollar weniger wert.
Für die panikartige Reaktion der Investoren sorgte vor allem, dass die Geldmaschine Google ausgerechnet in ihrem wichtigsten Kernbereich stotterte, der selbst in der schlimmsten Finanzkrise nahezu unverwundbar schien: Den Anzeigen im Umfeld der Suchergebnisse. Den allgemeinen Einbruch des Konzerngewinns um ein Fünftel kann man noch mit der Integration des notorischen Verlustbringers Motorola erklären. Aber der Rückgang der Google-Einnahmen pro Klick auf eine Werbeanzeige um 15 Prozent traf die Anleger mitten ins Mark – denn das ist das Geld, mit dem Google nach wie vor den Großteil seines Geschäfts bestreitet. Dass die Zahl der Anzeigen-Klicks, die Google Geld brachten, insgesamt um ein Drittel zulegte, fiel da nicht mehr ins Gewicht.
Der Grund für den Rendite-Knick ist der Vormarsch der Smartphones und Tablet-Computer, auf denen die Anzeigen-Tarife auch angesichts der kleineren Bildschirme niedriger sind. Dabei ist Google inzwischen der König im Smartphone-Geschäft mit seinem Betriebssystem Android, das mehr als die Hälfte des Marktes hält. Das alles rief nach einer Erklärung durch den Chef.
Leise und etwas stockend – seine Stimme war im Sommer nach offiziellen Angaben wegen einer nicht näher genannten Krankheit zeitweise verschwunden – erklärte Page dann, wie Google die mobile Zukunft meistern wolle. Neue Technologien würden es dem Konzern erlauben, auch mit Anzeigen auf Smartphones und Tablets mehr Geld zu verdienen. Und damit werde sich auch die gigantische Nutzer-Basis auszahlen. Inzwischen seien rund eine halbe Milliarde Android-Geräte im Umlauf, jeden Tag würden 1,3 Mio. weitere aktiviert. Das Tempo steigt: Noch vor wenigen Tagen hatte Google von 1,2 Mio. Aktivierungen gesprochen. Google sei derzeit auf Kurs für jährliche Einnahmen von rund acht Mrd. Dollar im mobilen Geschäft, sagte Page. Allerdings kommen in dieser Zahl viele verschiedene Posten zusammen, von Werbung bis hin zum Verkauf von Inhalten oder Spielen.
„Wir werden in Zukunft viele verschiedene Bildschirme nutzen“, sagte Page. Google sei in der Lage, auf allen – egal ob PC, Smartphone, Tablet oder Fernseher – mithilfe von YouTube eine starke Position zu haben. Die aufgeschreckten Investoren konnte er mit seinen Visionen zumindest ein wenig beruhigen: Die Aktie legte nachbörslich wieder um gut ein Prozent zu.
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