Google I/O: alles auf Künstliche Intelligenz

Google hat auf seiner Entwicklerkonferenz, der Google I/O, einen Einblick auf anstehende Apps, KI-Entwicklungen, aber auch neue Hardwareprodukte gewährt. [...]

(Quelle: Alphabet)

Die Google I/O ist neben der Präsentation der Pixel-Geräte im Oktober jeweils der ausschlaggebende Event des Suchmaschinenkonzerns. Wer im Vorfeld der diesjährigen I/O-Konferenz den Eindruck hatte, dass der Suchmaschinen-Gigant die KI-Entwicklung verschlafen habe, wurde eines Besseren belehrt.

Die Konferenz stand klar im Zeichen von AI (Kürzel für Artificial Intelligence, zu Deutsch: Künstliche Intelligenz). Das machte ihr Chef, Sundar Pichai, in seinen Eröffnungsworten bereits wenige Sekunden nach Beginn der Konferenz klar.

Konkret: Google will sich ein AI-Universum schaffen und eine neue Ära einläuten. Damit dieses Unterfangen gelingt, werden ausnahmslos alle (!) Softwaredienste, Applikationen und entsprechende Hardware, die das Ganze trägt, mit AI verzahnt – oder sind es sogar bereits. Hier kann Google, das hat die Konferenz gezeigt, aus dem Vollen schöpfen. Der Reihe nach.

«AI»: wie ein Roter Faden

Sundar Pichai: Chef von Alphabet (Google)
Quelle: Alphabet

Google selbst sieht AI als «Riesenchance, den Lebensstandard des gesamten Planeten zu verbessern», so Pichai. Und der CEO weiter: «Google habe die optimalen Werkzeuge, um dies auch schnell umzusetzen.» Konkret: Der E-Mail-Dienst «Gmail» bekommt mit «Help-me-write» eine Funktion, mit der sich Antworten automatisch generieren lassen.

«Maps» soll, per «Immersive View» ausgestattet werden. Damit ist eine vollständige 3D-Ansicht, inklusive Vogelperspektive, der zuvor vom Anwender ausgesuchten Route gemeint. Im ersten Schub wird der Service allerdings «nur» für 15 Großstädte (London, New York etc.) zur Verfügung gestellt.

Drittens hat Google den «Magic Editor» vorgestellt. Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit, Personen oder Gegenstände auf Fotos hinzuzufügen, zu entfernen usw., und so das Originalbild zu verändern. Und das mit nur wenigen Fingertipps, wie es in der Live-Demo auf dem Event gezeigt wurde.

Wichtig: Solche per AI veränderten Bilder sollen mit einem Wasserzeichen kenntlich gemacht werden (können), um einem sogenannten «Deep Fake»-Bild vorzubeugen.

Viele Live-Demos

In einer Live-Demo wurde per KI das persönliche Lieblings-Velo gesucht
Quelle: Videostill/Screenshot PCtipp.ch

Und auch das wohl mächtigste Google-Tool, die Suchmaschine selbst, kommt in den Genuss von AI: Auf der Google-I/O-Konferenz wurden diverse praktische Anwendungsfälle gezeigt.

Zum einen wie man ein geeignetes, individuelles Reiseziel findet und bucht, dann half die Suche, sich beim Shopping sein passendes Velo aus dem riesigen Fundus an Rädern herauspicken. Und drittens wurde den Anwendern gezeigt, wie man bei einem Flugzeugausfall eine Rückerstattung beantragt.

Dazu schlug die Suchmaschine nicht nur die passende Anlaufstelle vor, sondern generierte auch gleich den passenden Text zur Beanstandung und versandte das Schreiben abschließend – und das alles innert Sekunden und direkt auf die entsprechende Fluggesellschaft zugeschnitten.

Per KI gebucht: ein Familienausflug zum Bryce Canyon
Quelle: Videostill/Screenshot PCtipp.ch

Eher auf den Bereich Office und Business zugeschnitten waren hingegen Googles Workspace-Tools wie Docs und Sheets. Auch diese bekommen ein «intelligentes» KI-Upgrade: Hier wurde in einer Demo gezeigt, wie sich aus ein paar Wortschnipsel ein Text vervollständigen, eine Tabelle aus wenigen Vorgaben erstellen lässt oder auch, wie sich bei einem vorhandenen Text passende Bilder automatisch hinzufügen lassen.

Hardware als Zünglein an der Waage

Nach AI-getriebener Software und Serviceleistungen, kamen anschließend Hardware-Fans voll auf ihre Kosten. Google kündigte offiziell mit dem Pixel 7a nicht nur das neue Mittelklasse-Smartphone an. Zudem gab es detaillierte Infos inklusive Verkaufsstart und Preis zum brandneuen Pixel-Tablet respektive dem Falthandy «Pixel Fold».

Wichtig: Google wird die Hardware, wie bisher, in der Schweiz nicht direkt verkaufen, sondern über seine Handelspartner, zu denen u. a. Brack.ch, Microspot, Melectronics, Interdiscount oder auch Steg Electronics zählen.

Pixel 7a: neues Mittelklasse-Smartphone
Quelle: Alphabet

Pixel 7a: starkes Mittelklasse-Phone

Das Mittelklasse-Handy Pixel 7a mit Android 13 wird ab sofort in den USA für 499 US-Dollar verkauft. Zu den Spezifikationen des 6,1 Zoll großen Pixel 7a gehört der Tensor-G2-Chip als Rechenzentrale. Ihm steht eine Arbeitsspeicherkapazität von 8 Gigabyte zur Seite, die Auflösung des OLED-Displays liegt bei 2400 × 1080 Bildpunkten (90 Hz Wiederholfrequenz).

Angeboten wird das Handy mit einem Nutzspeicher, der 128 GB groß ist. Der Akku kommt auf eine Kapazität von 4385 mAh. Zudem gibt’s eine Schnellladefunktion und auch kabelloses Laden gehört zur Grundausstattung.

Das rückseitige Kamerasystem umfasst eine 64 Mpx große Weitwinkel- respektive 13 Mpx große Ultra-Weitwinkel-Cam. Schön: Updates für das Betriebssystem und Sicherheitsfunktionen gibt’s laut Google für insgesamt 5 Jahre.

Vorbestellen lässt sich das Pixel 7a bereits auch hier, und zwar zu einem Verkaufspreis von Eur. 499.-. Verkaufsstart ist der 31. Mai 2023.

Pixel Tablet mit Docking-Station
Quelle: Alphabet

Pixel Tablet: ein neues Google-Tablet

Das mit Spannung erwartete Gerät kommt auf eine Spannweite von 11 Zoll. Dank des recht leichten Aluminiumgehäuses wiegt das Tafelsilber gerade mal 493 Gramm. Erhältlich sein wird das Pixel Tablet in den USA im Juni 2023 sein.

Zu den weiteren Spezifikationen gehören der Tensor-G2-Chip, insgesamt vier Lautsprecher, 8 GB an RAM. Des Weiteren zu kaufen gibt es das erste Google-Tablet entweder als 128- oder 256 GB-Variante. Außerdem gehören ein Fingerprint-Sensor wie auch eine Chrome-Built-In-Funktion zur Ausstattung des 499 Euro teuren Android-Tablets.

Und: Das Tablet wird zusammen mit der Charging-Dock gebundelt ausgeliefert. Ein echter Mehrwert. Die Serviceleistungen für Betriebssystem-Upgrades und Sicherheits-Updates sind von Google ebenfalls auf 5 Jahre ausgelegt.

Pixel Fold: Googles erstes Foldable-Gerät
Quelle: Alphabet

Pixel Fold: mit Spannung erwartet

Das Pixel Fold ist zusammengeklappt 5,8 Zoll gross (Auflösung: 2092 × 1080 Bildpunkte), ausgeklappt misst es 7,6 Zoll, wobei das OLED-Display dann auf eine Auflösung von 2208 × 1840 Bildpunkten kommt.

Es wird ab 1800 US-Dollar angeboten. Wann dies in den USA der Fall sein wird und wann es danach nach Europa kommt, steht noch in den Sternen. Brancheninsider halten allerdings das Weihnachtsgeschäft (ab ca. Ende Oktober 2023) für ein sehr wahrscheinliches Szenario.

Bei der Live-Präsentation wurde ein Video im zugeklappten Modus abgespielt, danach das Fold aufgeklappt. Daraufhin wechselte das Video, nahezu ohne Verzögerung, auf den «inneren» Doppelbildschirm. Zudem ließ sich das Gerät während der Vorführung auch im geteilten Splitscreen, oder auch erweiterten Multitasking-Modus – Video plus Anwendung(en) – auf den beiden inneren Displayhälften betreiben.

Eine weitere Besonderheit ist der halb aufgeklappte Tablet-Modus, bei dem auf der oberen Hälfte ein Video abläuft, und unten «frei» navigiert werden kann. Als Taktgeber arbeitet auch hier der G2-Tensor-Chip.

Hinten befinden sich eine 48-Mpx-Hauptkamera, respektive zwei Linsen für die Ultra-Weitwinkel- und Telefotografie. Letzteres hat sogar einen 5-fachen optischen Zoom zu bieten.

Außerdem ist das Fold nach IPX8-Standard wasserdicht. Das gezeigte Modell hatte eine Kapazität von 256 GB. Außerdem wird noch eine identische Variante mit 512 GB für einen Preis von 2099 Dollar angeboten.

Fazit: Nicht alles eitler Sonnenschein

Rollen wir das Feld für einmal von hinten auf. Die gezeigten Hardwareprodukte sind spannend. Das Mittelklasse-Phone Pixel 7a ist ein würdiger Nachfolger der 6a-Variante. Es ist grösser und mit mehr Power ausgestattet. Und vor allem ist es aber kein Papiertiger, sondern auch tatsächlich sofort erhältlich.

Auch das Pixel Tablet kann unterm Strich noch überzeugen. Es ist handlich, baut innen drin auf G2-Tensor-Power und ist, zumindest als 256 GB-Variante konzipiert, mit einer genügend großen Kapazität ausgestattet. Mit der größte Pluspunkt aus unserer Sicht ist allerdings das zumindest in Deutschland gratis mitgelieferte Charging-Speaker-Dock, die dem Gerät einen echten Mehrwert gibt.

Aber genau das ist auch der Knackpunkt. Oder andersrum: Wird das Gerät in der Schweiz mit dem Add-on mitgeliefert, finden wir es eine prima Sache. Wenn nicht, muss man nochmals über den Preis reden.

Stv. Chefredaktor PCtipp: Daniel Bader
Quelle: PCtipp.ch

Das wohl mit Abstand interessanteste Gerät ist das Pixel Fold. Es komplettiert die Hardware-Infrastruktur zusammen mit dem Pixel Tablet und 7a. Der Formfaktor ist spannend, das Design ansprechend, der Nutzwert hoch.

Und dennoch sind wir nicht ganz zufrieden: Da ist zum einen der Preis von stolzen 1800 Dollar, die bereits für die 256-GB-Variante fällig werden. Klar ist Google da mit seinem Preis in guter Gesellschaft, bedenkt man die anderen Foldables, die es mittlerweile auf dem Markt gibt.

Dennoch liegen hier Nutzwert und die notwendige monetäre Investition zu weit auseinander. Oder ums es klipp und klar zu sagen: Das Gerät ist einfach zu teuer.

Und zweitens sah man in der Präsentation, dass der Falz (also der Knickpunkt der beiden Displayhälften) sichtbar zum Vorschein kam. Das ist ein Schwachpunkt der Foldables, muss aber auch bei dieser Variante wohl noch genauer untersucht werden.

Fluch und Segen

«KI» oder eben «AI» mag schön und gut sein. Und klar ist auch, dass KI der Treiber für IT in naher Zukunft sein wird. Der damit einhergehende Fortschritt ergibt immer dann Sinn, wenn er dem Menschen direkt hilft, und seine eigene Kreativität fördert und eben nicht stutzt.

Vieles, was gut erscheint, kann aber auch die eigene Triebfeder bremsen oder begradigen. Zum andern sind es auch Sicherheitsaspekte, die unbedingt beachtet werden müssen: Gerade Deep-Fakes (= Falschnachrichten, gefälschte Bilder usw.), lassen sich kaum mehr als solche erkennen.

Konkret betrachtet stehen dabei Googles Software, damit verzahnte Dienstleistungen wie auch handfeste Hardware-Produkte im Fokus. Ob ihr Anspruch, damit ein neues KI-Universum aufzubauen, sich tatsächlich auch in der Praxis bewerkstelligen lässt, steht aber auf einem anderen Blatt. Zum einen gibt es da die Konkurrenz, namentlich Apple, Amazon, Microsoft und vor allem auch Nvidia, die alle etwas vom lukrativen KI-Kuchen abhaben wollen.

Zum anderen bestimmt auch immer das «schwächste», aber wohl spielentscheidende Glied in der Kette, nämlich der Mensch als Konsument selbst, wann und inwieweit er die KI-Innovationen mittragen (will). Und das ist auch gut so. Denn es ist beileibe nicht alles Gold, was in der schönen, neuen KI-Welt vor sich hin glänzt und uns schmackhaft gemacht wird.

*Daniel Bader: Spezialist für Drucker, Netzwerke, TVs und Heimkino. Aber auch PCs, Smart Home, coole Haushaltsgeräte und alles, was nachhaltig ist, begeistern mich.  


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