Marissa Mayer, eine Top-Managerin von Google, wird künftig Yahoo führen. Mit dem spektakulären Personalcoup rückt die Spitzenmanagerin in die erste Reihe des Wirtschaftslebens in den USA. Sie fühle sich "geehrt" und sei "überglücklich", erklärte die 37-Jährige am Montag. [...]
Mayer findet in Yahoo ein Unternehmen vor, dem die Konkurrenz beim Werbegeschäft im Nacken sitzt, dessen Nutzer sich heute oftmals lieber bei Facebook herumtreiben und das von Personalquerelen geschwächt wurde. „Es gibt viel zu tun und ich kann gar nicht abwarten, endlich loszulegen“, sagte Mayer. Sie wird auch in den Verwaltungsrat einziehen, das oberste Firmengremium. Mayer bringt jede Menge Erfahrung im Internetgeschäft mit und gute Kontakte. Die studierte Computerexpertin war das weibliche Gesicht von Google. Sie fing dort vor 13 Jahren an als Mitarbeiter Nummer 20. Mayer half mit, aus einem Startup den heutigen Internetriesen zu formen. Am Montag kündigte sie. Bei der Personalentscheidung hat keine Rolle gespielt, dass die 37 Jahre alte Managerin schwanger ist und im Herbst die Geburt ihres ersten Kindes erwartet. „Das war nicht Bestandteil der Erwägungen. Wie jede andere berufstätige Frau muss sie alle Faktoren zwischen Beruf und Familienleben abwägen“, zitiert das Blog AllThingsD eine Person aus dem Umfeld von Mayer.
Sie hatte am Montag selbst über Twitter bekanntgegeben, dass sie zusammen mit ihrem Mann Zach Bogue ein Kind erwartet. Die Hochzeit der beiden im Jahr 2009 war ein großes Gesellschaftsereignis, das in den USA von Medien wie dem Glamour Magazine ausführlich aufgegriffen wurde.
Die Informatikerin verantwortete lange das Suchmaschinen-Geschäft bei Google, den Kern des Unternehmens. Sie gilt als verantwortlich für das schlichte Design. Zuletzt leitete sie als Vice President des Konzern die Kartendienste wie Google Maps, Google Earth und Google Street View sowie die lokalen Services um den übernommenen Restaurantführer Zagat. Bei dieser Umstrukturierung im Jahr 2010 bekam sie allerdings mit Jeff Huber einen Mann vor die Nase gesetzt, so dass Branchenbeobachter bezweifelten, dass es sich beim neuen Posten von Mayer tatsächlich um eine Beförderung gehandelt hatte.
Sie habe eine „fantastische Zeit bei Google gehabt“, sagte Mayer der „New York Times“, die als erstes über den Wechsel berichtet hatte. Es sei aber letztlich eine „ziemlich einfache Entscheidung“ gewesen, den neuen Job anzutreten. Yahoo sei schließlich eine der besten Marken im Internet. Der Internet-Pionier zählt gut 700 Millionen Nutzer, die Nachrichten auf dem bekannten Portal lesen oder ihre E-Mails abrufen.
Für Yahoo ist es bereits der dritte Chefwechsel binnen eines Jahres: Erst wurde Carol Bartz wegen Erfolglosigkeit gefeuert. Dann stolperte der vom Ebay-Bezahldienst PayPal herübergewechselte Scott Thompson über einen geschönten Lebenslauf. Seitdem wurde Yahoo von Spartenchef Ross Levinsohn kommissarisch geführt. Er galt auch als aussichtsreicher Kandidat für den dauerhaften Posten.
Yahoo braucht dringend Stabilität und eine klare Strategie: Der Internet-Pionier steht im überlebenswichtigen Werbegeschäft unter enormen Druck – ausgerechnet vonseiten Googles. Bei der Internetsuche hatte sich Yahoo bereits mit dem Software-Konzern Microsoft verbündet und nutzt dessen Suchmaschine Bing. Jüngst verbrüderte sich Yahoo zudem mit Facebook, nachdem die beiden Seiten einen Patentstreit beigelegt hatten.
Mayer muss nun entscheiden, in welche Richtung Yahoo weiter steuern soll. Sie steht dabei angesichts der Fehlschläge ihrer Vorgänger unter enormen Druck. Die Anleger trauen ihr allerdings zu, dass sie den Job erledigen kann: Die Yahoo-Aktie stieg am Montag nachbörslich um 2 Prozent. Am Dienstagabend legt das Unternehmen seine Geschäftszahlen für das zweite Quartal vor.
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