Großaktionär fordert Aufspaltung von Qualcomm

Der Qualcomm-Großaktionär Jana Partners LLC fordert, dass Qualcomm seine Chip-Sparte vom Hauptgewinnbringer abspaltet, dem Lizenzgeschäft. [...]

Ein diesbezüglicher Quartalsbrief an die Jana-Investoren wurde am Montag verschickt und liegt dem „Wall Street Journal“ vor. Qualcomm selbst hatte eine solche Trennung schon einmal vor 15 Jahren vorgeschlagen und später wieder abgeblasen. Jana hält Qualcomm-Aktien für mehr als 2 Milliarden Dollar und gehört damit zu den größten Aktionären von Qualcomm. Außer der Abspaltung des Chip-Geschäfts fordert der Hedge Fund Kostensenkungen, beschleunigte Aktienrückkäufe sowie Änderungen an der Management-Vergütung, der Finanzberichterstattung und im Verwaltungsrat. Insgesamt hofft Jana, das insgesamt Vermögenswerte von 11 Milliarden Dollar verwaltet, so den dümpelnden Aktienkurs von Qualcomm zu beflügeln.

Qualcomm selbst hatte zwecks Kurspflege im vergangenen Monat bereits ein Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von 15 Milliarden Dollar angekündigt, von denen es 10 Milliarden in den nächsten zwölf Monaten ausgeben will. Jana ist das zuwenig, der Funds hält das Chipgeschäft von Qualcomm angesichts dessen Bedeutung für drastisch unterbewertet. Der Konzern aus San Diego hat auf das Ansinnen nur mit einer Wischiwaschi-Stellungnahme reagiert. Man überprüfe die Konzernstruktur regelmäßig, heißt es darin, und werde auch weiterhin nach Möglichkeiten Ausschau halten, den Stockholder Value zu steigern und den richtigen Kurs im Sinne aller Anleger zu steuern.

Laut „Wall Street Journal“ ist übrigens das Lizenzgeschäft als größte Profitquelle für Qualcomm in Gefahr. Trotz intensiver Lobbyarbeit habe der Konzern – obwohl selbst nicht direkt betroffen – nicht verhindern können, dass die Direktoren des mächtigen Insitute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) im vergangenen Februar mehrere neue Regeln verabschiedeten, die ähnlich lukrative Lizenzgeschäftsmodelle wie das von Qualcomm in Zukunft deutlich erschweren könnten. Qualcomm kassiert eine Lizenzgebühr für praktisch jedes auf der Welt produziert Mobiltelefon, sogar wenn darin keine Qualcomm-Chips stecken, und hat auf diese Weise seit dem Jahr 2000 mehr als 50 Milliarden Dollar Royalties eingenommen.

Sobald ein Mobiltelefon 3G (UMTS) beherrscht, verlangt Qualcomm von dessen Hersteller bis zu 5 Prozent vom Einkaufspreis. Qualcomm-Chef Steve Mollenkopf findet das auch voll in Ordnung so – schließlich investiere seine Firma oft schon Milliarden in die Entwicklung neuer Technologie, bevor über Organisationen wie das IEEE Standards verabschiedet und entsprechende Lizenzgebühren zu fließen beginnen würden. „Tatsächlich ist das ein sauguter Deal“, sagte Mollenkopf erst kürzlich in einem Interview.

Was man freilich auch anders sehen kann. So wie China, das Qualcomm einer 15-monatigen Kartelluntersuchung unterzog. Just am Tag nach der IEEE-Entscheidung teilte Qualcomm mit, dass es in China einen Vergleich erzielt habe und dort seine Royalty-Formel kürzen werde. Ein Schuldeingeständnis gab es zwar (wie in solchen Fällen üblich) nicht, Qualcomm zahlt aber eine Strafe von fast 1 Milliarde Dollar. Mollenkopf hofft nun auf eine Phase neuer Stabilität im „Reich der Mitte“. In den USA, Europa und Südkorea sind aber weitere Untersuchungen gegen Qualcomm anhängig.

* Thomas Cloer ist leitender Redakteur von computerwoche.de.


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