Zwei von drei Internetnutzern geben in Online-Formularen absichtlich falsche Daten an, weil sie den Unternehmen nicht vertrauen. Immer häufiger mündet die Angst um Diebstahl oder Missbrauch der eigenen Daten in ein unehrliches Verhalten im Netz. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der GBGroup. [...]
„Dass die Verbraucher immer häufiger zu ihren persönlichen Verhältnissen falsche Angaben machen, dokumentiert ein tiefsitzendes Misstrauen gegen die umfassende Praxis datensammelnder Unternehmen. Letztlich ist es für die Betroffenen kein Akt der Sabotage, sondern einer der digitalen Selbstverteidigung. Die Kapitalisierung von personenbezogenen Daten unter Einsatz aller zur Verfügung stehenden technischen Mittel schafft keine Transparenz und damit auch kein Vertrauen“, verdeutlicht der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar die derzeitige Lage gegenüber dem Nachrichtenportal pressetext.
Größte Sorge der meisten Online-Kunden von Unternehmen ist der lasche Umgang mit privaten Daten. So glaubt eine Vielzahl, dass ihre privaten Angaben an dritte Unternehmen weitergegeben werden, ohne dass sie dies in einem expliziten Punkt eines Formulars zuvor bestätigt haben. Andere sind sich zudem sicher, dass sie bei zu häufiger Angabe der korrekten Adresse Spam und unerwünschte Zuschriften von Firmen erhalten könnten.
Besonders misstrauisch sind vor allem junge Kunden im Internet. 81 Prozent der zwischen 18- und 24-Jährigen sagen, dass sie schon mindestens einmal in einem Online-Formular gelogen haben. Die Älteren sind hingegen wesentlich ehrlicher. Hier geben gerade einmal 41 Prozent an, dass sie beim Ausfüllen absichtlich falsche Angaben gemacht haben. Im Ländervergleich zeigen sich deutsche Internetnutzer am misstrauischsten (71 Prozent), während Australier am wenigsten Sorge um ihre persönlichen Daten haben (57 Prozent).
„Wenn nun vonseiten der digitalen Wirtschaft laut beklagt wird, ist darauf hinzuweisen, dass gerade die global agierenden Internetdienste die Goldgräber-Stimmung erzeugt haben, die zu einer verbreiteten Verweigerungshaltung Betroffener führt. Erst wenn es gelingt, tatsächlich Angebote zu unterbreiten, die den Datenschutz und die Datensouveränität Betroffener transparent und rechtswirksam berücksichtigen, wird es möglich sein, das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen. Hierzu braucht es mehr als einer Kampagne“, ergänzt Caspar.
Am häufigsten wird bei der Telefonnummer geschummelt. Hier tippen zahlreiche Kunden bloß ein Zahlengewirr ein, um dem Pflichtfeld zu entgehen. Auch im Vergleich der Geschlechter gibt es Unterschiede. So sind Frauen eher bereit, in einem Online-Formular wahre Angaben zu machen, während sich Männer weniger um ihre falschen Auskünfte sorgen. Die Lösung des Problems wäre simpel, denn Unternehmen müssten in ihren Online-Formularen deutlicher machen, warum sie spezielle Angaben benötigen und wie sie anschließend damit verfahren. (pte)
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