Gute Firmenführung keine „Kommandowirtschaft“

Nicht die Spitze einer Hierarchie, sondern demokratische Strukturen auf allen Ebenen sind das Geheimnis guter Unternehmensführung. Herbert Unterköfler, Unternehmensberater bei Korn Ferry, erläutert die für viele Unternehmen zwangsweise gemachte Erfahrungen. [...]

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Herbert Unterköfler, Unternehmensberater bei Korn Ferry. (c) Korn Ferry

Die Umstellung auf Home Office im Zuge der Corona-Krise hat dies deutlich gezeigt: „Wir erleben hier das genaue Gegenteil von ‚Kommandowirtschaft‘. Die rasche Umstellung wurde zwar meist ‚von oben‘ initiiert, der Kraftakt der Umsetzung hat aber nur deshalb funktioniert, weil ein hohes Maß an Selbstorganisation wirksam wurde“, erläutert Herbert Unterköfler, Unternehmensberater bei Korn Ferry.

Herbert Unterköfler zählt zu den profiliertesten Personalberatern und Headhuntern Österreichs. Er sieht gerade bei Top-Managern in Zeiten der Krise große Verantwortung, die sie an die äußersten Grenzen ihrer Belastbarkeit treiben kann. Und dieser Verantwortung hält nicht jeder stand. „Ich sehe rundherum, dass Verantwortungsträger sehr brutale Wechselbäder erleben. Es ist schon schwer genug, in solchen Zeiten Unternehmen halbwegs am Laufen zu halten. Doch viele spüren oder erleben gerade jetzt, dass sie scheitern werden“, sagt der ManagementExperte.

Führungskräfte können und sollten angesichts dieser Lage nicht die ganze Last auf sich nehmen. Alle Ebenen der Unternehmenshierarchie müssen zusammenarbeiten. „In Krisensituationen läuft alles auf die grundlegenden Anforderungen guter Unternehmensführung hinaus: Übersicht bewahren, den richtigen Leuten vertrauen, sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren, klar und aufrichtig kommunizieren und – vielleicht mehr denn je – auf Kunden und Mitarbeiter hören, deren Erfindergeist ist in solchen Situationen schier unerschöpflich“, so Unterköfler.

„Mehr Zusammengehörigkeit“

Das bisherige Krisenmanagement von österreichischen Unternehmen beurteilt Unterköfler sehr positiv. Zwar haben Firmen „Business-Continuity-Pläne“, die sie auf kurzfristig-geschäftsunterbrechende Unfallereignisse vorbereiten, die aktuelle Pandemie ist jedoch eine völlig neue Erfahrung. Dennoch halten viele durch. „Ich nehme ein beeindruckendes Maß an Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme, Einsatzbereitschaft und Dankbarkeit wahr. Ich kenne viele Firmen, wo Führungskräfte und Beschäftigte in den letzten Wochen mehr Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt haben als je zuvor“, resümiert der Unternehmensberater.

Unterköfler gibt jedoch auch zu bedenken, dass nicht alle Firmen durch gelungene Kooperation auf allen Ebenen dem Virus standhalten können. „Viele Branchen wie etwa Tourismus, Eventagenturen, Gastronomie, Handel oder Dienstleister funktionieren nur auf physisch-realem Kundenkontakt. Dort stehen viele Menschen gefühlt vor dem Abgrund“, warnt der Experte.

Herbert Unterköfler ist Unternehmens- und Personalberater bei Korn Ferry International in Wien mit den Schwerpunkten Banken und Finanzdienstleister, Immobilien, staatsnahe Unternehmen und öffentlicher Sektor. Er hält regelmäßig Vorträge zu Management– und Führungsthemen sowie Corporate-Governance-Fragen und publizierte zahlreiche Aufsätze unter anderem zur Wiener Schule der Nationalökonomie, zur gesetzlichen Geschlechterquote und zum Thema „Politiker als Wirtschaftsmanager“. Beim Wirtschaftsforum der Europäischen Toleranzgespräche am 29. Mai wird er mit Thomas Cik über das Thema „Blackout: Was tun, wenn Manager und Unternehmer scheitern? Und die Belegschaft darunter leidet?“ sprechen.


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