Hacker schürften 2017 Millionenwerte mit Malware zum Krypto-Mining

Cyberkriminelle nutzen zum Schürfen neuer Kryptomünzen inzwischen ausgefeilte Mining-Software, die ein ähnliches Modell der Monetarisierung wie Ransomware verfolgt. [...]

Cyberkriminelle verbessern derzeit aktiv ihre Methoden und haben bereits begonnen, höherentwickelte Techniken bei der Verbreitung von Mining-Software einzusetzen. (c) Fotolia/valerybrozhinsky
Cyberkriminelle verbessern derzeit aktiv ihre Methoden und haben bereits begonnen, höherentwickelte Techniken bei der Verbreitung von Mining-Software einzusetzen. (c) Fotolia/valerybrozhinsky

Um Unternehmensrechner mit Mining-Malware zu infizieren, greifen Cyberkriminelle inzwischen zu ausgefeilten Methoden und Techniken, die bislang eher im Kontext zielgerichteter Angriffe bekannt waren. So fanden Kaspersky-Experten heraus, dass die erfolgreichste Gruppe im Jahr 2017 in nur sechs Monaten mindestens sieben Millionen US-Dollar erwirtschaften konnte. Laut den Cybersicherheitsexperten stiegen darüber hinaus die Angriffe von schädlichen Minern gegen Privatanwender und Unternehmen im vergangenen Jahr um 50 Prozent im Vergleich zum Jahr 2016.

Kryptowährungen haben schon viele Auf und Abs erlebt, doch im vergangenen Jahr hat die phänomenale Wertsteigerung des Bitcoin nicht nur die globale Wirtschaftsordnung, sondern auch die Cybersicherheitsbranche verändert. Der Grund: Cyberkriminelle nutzen zum Schürfen neuer Kryptomünzen jetzt Mining-Software, die ein ähnliches Modell der Monetarisierung wie Ransomware verfolgt. Anwender werden zwar nicht über die Zerstörung von Daten geschädigt, doch verharrt Mining-Malware unentdeckt längere Zeit auf den PCs ihrer Opfer, um deren Rechnerleistung auszubeuten. Bereits im September 2017 analysierte Kaspersky Lab, dass sich Miner weltweit stark ausbreiten, und prognostizierte deren Entwicklung.

„Wir stellen fest, dass Ransomware wieder in den Hintergrund tritt und den Weg für Miner frei macht“, erklärt Anton Ivanov, Lead Malware Analyst bei Kaspersky Lab. „Das wird von unseren Zahlen bestätigt, die ein stetiges Wachstum der Miner im Verlauf des ganzen Jahres ausweisen. Und auch dadurch, dass Gruppen von Cyberkriminellen aktiv ihre Methoden verbessern und bereits begonnen haben, höherentwickelte Techniken bei der Verbreitung von Mining-Software einzusetzen. Diese Entwicklung kennen wir bereits, denn solche Tricks nutzten Hacker schon, als Ransomware noch boomte.“

Laut Kaspersky Lab wurden im Jahr 2017 insgesamt 2,7 Millionen Anwender von schädlichen Minern angegriffen. Das entspricht gegenüber dem Vorjahr (1,87 Millionen) einem Anstieg um fast 50 Prozent. Um die Rechner ihrer Opfer heimlich infizieren zu können, operierten die Cyberkriminellen mit Adware, gecrackten Spielen und Piraterie-Software. Eine weitere Infektionsmethode lief über einen speziellen Code, der auf infizierten Webseiten platziert war. So wurde der am weitesten verbreitete Miner CoinHive auf vielen populären Webseiten entdeckt.

Auf Mining-Software spezialisierte Bande nutzt ausgefeilte Methoden

Die Experten von Kaspersky Lab konnten jetzt zudem eine cyberkriminelle Bande ausmachen, die in ihr Arsenal für die Infektion mit Mining-Software Techniken aufgenommen hat, die man bisher von APTs (Advanced Persistent Threats) kannte. Sie verwendet hier erstmals Methoden der Prozess-Aushöhlung (Process Hollowing), die im Kontext von Mining-Angriffen noch neu sind, aber bei anderer Malware und zielgerichteten Attacken durch APT-Akteure bereits eingesetzt werden.

Die Angreifer gehen dabei wie folgt vor: die Opfer werden zum Download und zur Installation von Adware verleitet, die einen versteckten Installer für Mining-Software in sich trägt. Der Installer legt eine legitime Windows-Utility-Software ab, dessen Hauptzweck darin besteht, den eigentlichen Miner von einem entfernten Server herunterzuladen. Nach der Ausführung startet ein legitimer Systemprozess, dessen Code mit schädlichem Code überschrieben wird. Im Ergebnis operiert der Miner anschließend in der Maske eines legitimen Tasks. Damit kann der Nutzer den Schädling nicht als Mining-Infektion identifizieren. Auch Sicherheitslösungen haben Schwierigkeiten bei der Erkennung. Bemerkenswert ist außerdem, wie es dieser neue Prozess schafft, nicht gelöscht zu werden. Versucht der Anwender ihn zu stoppen, kommt es zu einem Neustart des Systems. So gelingt es Cyberkriminellen, ihre Verweildauer im System der Opfer zu verlängern und dort lange produktiv zu operieren.

Laut den Kaspersky-Experten schürften die Akteure hinter diesen Attacken Einheiten der Kryptowährung Electroneum. Sie konnten so in der zweiten Hälfte des Jahres 2017 nahezu sieben Millionen US-Dollar erwirtschaften – eine Summe, die mit über Ransomware erzielten Einnahmen verglichen werden kann.

Schutz für Privatanwender und Unternehmen

Kaspersky Lab rät Privatanwendern, sich wie folgt zu schützen: nicht auf unbekannte Webseiten, verdächtige Banner oder Werbeanzeigen klicken, keine unbekannten Dateien von unsicheren Quellen herunterladen und öffnen sowie eine verlässliche Sicherheitslösung installieren, die alle potenziellen Gefahren erkennt und damit auch vor schädlicher Mining-Software schützt.

Unternehmen empfiehlt Kaspersky Lab folgende Maßnahmen: regelmäßige Durchführung von Sicherheits-Audits, Installation von Sicherheitslösungen, möglichst auf allen Workstations und Servern und regelmässige Aktualisierung dieser Lösungen.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*