Gefährliches Spielzeug, nicht zugelassene Kosmetika, fehlerhafte Elektrogeräte: 8 von 10 Paketen des asiatischen Online-Händlers sind mangelhaft. Eine Abschaffung der EU-Zollfreigrenze im 1. Quartal 2026 ist daher laut Handelsverband und Greenpeace überfällig. [...]
Nach dem jüngsten Skandal um kindlich aussehende Sexpuppen hat die französische Verbraucherschutzbehörde letzte Woche innerhalb von 24 Stunden rund 200.000 Pakete der Onlineplattform SHEIN am Flughafen Paris Charles de Gaulle beschlagnahmt. Erste Auswertungen belegen: Rund 80 Prozent der Produkte verstoßen gegen EU-Sicherheitsstandards, etwa durch nicht zugelassene Kosmetika, gesundheitsschädliche Chemikalien, gefährliches Spielzeug oder fehlerhafte Elektrogeräte.
8 von 10 Paketen mangelhaft
Das bedeutet: 8 von 10 Artikeln weisen teils gravierende Mängel auf. Damit sind europäische Verbraucher:innen akut gefährdet, wenn weiterhin unsichere und teilweise sogar für Kinder hochgefährliche Produkte unkontrolliert in europäischen Haushalten landen.
„Weg mit dem Gift heißt´s! Die Dimensionen sind gewaltig. Im Vorjahr wurden 100 Millionen Fernost-Pakete nach Österreich geliefert. 80 Millionen davon sind vermutlich nicht EU-rechtskonform. Die Risiken für heimische Verbraucher:innen können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des freiwilligen, überparteilichen und unabhängigen Handelsverbands.
Madeleine Drescher, Konsumexpertin bei Greenpeace Österreich, dazu: „Das ist ein Skandal in einem Skandal. Während SHEIN mit aggressiver Werbung und Dumpingpreisen die europäischen Märkte überschwemmt, zeigt sich jetzt, dass zehntausende dieser Produkte unsicher oder illegal sind. Das beweist einmal mehr, dass das Geschäftsmodell von SHEIN auf systematischer Missachtung von Schutzstandards basiert – auf Kosten von Menschen und Umwelt.“
SHEIN bereits auf Rang 5 der umsatzstärksten Webshops in Österreich
Der Kern des Problems ist ein tiefes regulatorisches Ungleichgewicht. Während sich europäische Händler an die Spielregeln halten, umgehen viele Fernost-Plattformen systematisch Zölle, Steuern und Sicherheitsauflagen.
„Es ist absurd, dass E-Commerce-Plattformen aus Drittstaaten Milliarden Produkte frei Haus vermitteln und keinerlei Verantwortung dafür tragen. Heimische Händler müssen hingegen für jedes einzelne CE-Zeichen geradestehen. Der unfaire Wettbewerb hat SHEIN bereits auf Rang 5 der umsatzstärksten Webshops des Landes katapultiert. 174 Millionen Euro hat der Online-Ramschhändler im Vorjahr in Österreich erwirtschaftet“, so Rainer Will.
Gefahr in Verzug: Greenpeace & Handelsverband fordern sofortige Sperre von SHEIN
Der Handelsverband und Greenpeace fordern deshalb:
- eine sofortige Sperrung von SHEIN in ganz Europa, weil Gefahr in Verzug ist,
- verstärkte Schwerpunktkontrollen der Zollbehörden in Österreich und in allen anderen EU-Staaten gegen Fernost-Plattformen,
- die Einführung einer Plattformhaftung für die korrekte Warendeklaration auf nationaler Ebene, um Sicherheitsstandards zu garantieren und Zoll- und Mehrwertsteuerbetrug sofort und effektiv zu bekämpfen.
„Wenn acht von zehn Produkten nicht EU-konform sind, dann gefährdet das nicht nur Konsumentinnen und Konsumenten, sondern auch die Umwelt. Diese Produkte enthalten oft giftige Chemikalien, die in unseren Haushalten, im Abwasser und am Ende in der Umwelt landen. Wenn Unternehmen wie SHEIN unsere Standards ignorieren, dann müssen Behörden handeln und die Plattform sperren – und zwar sofort. Solche Konzerne dürfen in Europa keinen Freifahrtschein mehr haben“, sagt Madeleine Drescher.
Rasche Abschaffung der Zollfreigrenze wichtiger Schritt, weitere müssen folgen!
Sowohl Greenpeace als auch der Handelsverband begrüßen die gestrige Einigung der EU-Wirtschafts- und Finanzminister:innen in Brüssel ausdrücklich, die Zollfreigrenze von 150 Euro für Pakete aus Drittstaaten bis spätestens 2028 abzuschaffen – möglicherweise auch schon im 1. Quartal 2026. Ziel ist, die Paketflut aus Fernost einzudämmen und den systematischen Zoll- und Mehrwertsteuerbetrug zu stoppen.
„Das Schadensausmaß liegt allein in Österreich bei bis zu 4,5 Mrd. Euro. Damit gehen Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Lebensqualität in unseren Innenstädten verloren. Im Vorjahr ist der Leerstand in Österreichs Innenstädten so stark gestiegen wie nie zuvor. Den Gemeinden entgehen durch die Dezimierung der Handelsjobs in den Ortskernen zusätzlich Kommunalsteuern in Millionenhöhe“, weist Handelssprecher Rainer Will auf die Zusammenhänge und Auswirkungen für jede Gemeinde Österreichs hin.

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