Mit dem Honor 70 will der Hersteller eine preiswerte Alternative zu den Flaggschiffen der Platzhirsche bieten. Es zeigt sich, dass der Preis aber auch Abstriche bedingt. [...]
Wer eines der Flaggschiffe der Smartphone-Hersteller kaufen will, ist inzwischen meist vierstellig dabei. Doch es geht auch günstiger; einige Anbieter werben damit, auch schon für 600 Euro Highend-Qualität zu bieten. Dazu gehört auch die ehemalige Huawei-Tochter Honor, die mit dem Modell 70 für rund 500 Euro an den Start geht.
Eigener Look
Dass Honor individuelle Wege gehen will, wird optisch deutlich: So hat das 70 als eines von wenigen Modellen ein seitlich über die Kanten gebogenes Display, und auch die Ränder oben und unten sind extrem schmal – insgesamt deckt der Bildschirm 91 Prozent der Oberseite ab.
Trotz der üppigen 6,67-Zoll-Diagonale ist so eine relativ kompakte Bauweise möglich, auch das Gewicht fällt mit 178 Gramm rund 25 Gramm geringer aus als beim vergleichbaren iPhone 14 Plus.
Das in Schwarz, Grün und Silber erhältliche Gehäuse aus gehärtetem Glas wirkt wertig, allerdings verzichtet Honor auf eine IP-Zertifizierung, die den Schutz vor Wasser oder Staub belegt.
Zudem gibt es nur einen schwachen Mono-Lautsprecher und keinen Klinkenstecker für Kopfhörer.
Bei der Platzierung der Kameras auf der Rückseite setzt Honor wie schon bei anderen Modellen auf seine charakteristischen Kreise in Form einer Acht, in denen die Linsen angeordnet sind. Leider ragen sie etwa zwei Millimeter aus dem Gehäuse, sodass das Smartphone nicht voll auf dem Tisch aufliegt.
Der obere Kreis enthält die 54-Megapixel-Hauptlinse mit dem neuen Sony-IMX-800-Sensor und den Tiefensensor. Im darunter angeordneten Kreis befinden sich die 122-Grad-Ultraweitwinkellinse und ein LED-Blitz.
Diese Kombo nimmt am Tag schön scharfe Bilder auf, doch nachts werden die Aufnahmen zu schnell verwackelt, hier macht sich der fehlende optische Bildstabilisator bemerkbar. Auch der lediglich bis zu zehnfache digitale Zoom ist eher schwach. Bei Videos ist die Qualität gut, aber nicht überragend.
Das Curved-Display mit OLED-Technologie sieht nicht nur schön aus, sondern bietet auch eine gute Helligkeit, maximal 120 Hz Bildwiederholrate und eine Always-on-Funktion.
Die 32-Megapixel-Frontkamera befindet sich in einem winzigen Loch im oberen Bereich, der schnell ansprechende Fingerabdrucksensor am unteren Ende des Bildschirms.
Kein Flaggschiff-Feeling gibt es dagegen beim Prozessor, denn es kommt nicht die 8er-Serie von Qualcomm, sondern der etwas langsamere Snapdragon 778G+ zum Einsatz.
Im Antutu-Benchmark werden rund 550’000 Punkte erreicht, was das Honor 70 auf ein Niveau mit anderen – auch manchen deutlich preisgünstigeren – Mittelklasse-Smartphones bringt. Im Alltag reicht die Leistung für fast alle Anwendungen aber völlig aus.
Der Arbeitsspeicher ist mit 8 GB ordentlich bemessen. Für einen erhöhten Datenbedarf lohnen sich die 50 Euro Aufpreis für die 256-GB-Version, da Honor keinen Speicherkarten-Slot einbaut.
Google an Bord
Auf dem Honor 70 kommt die hauseigene Benutzeroberfläche MagicUI 6.1 auf Android-12-Basis zum Einsatz, auf der sich leider wieder einige überflüssige Apps befinden.
Die Google-Dienste werden unterstützt. Honor verspricht, dass das Honor 70 zwei Jahre lang Betriebssystem-Updates und drei Jahre lang Sicherheits-Updates erhalten wird – das ist inzwischen auch bei anderen Herstellern Standard.
Eine gute Leistung bietet der 4800-mAh-Akku, mit dem man locker über einen Tag kommt. Das mitgelieferte Ladegerät füllt den Kraftspender mit 66 Watt in knapp einer Stunde.
Das ist ordentlich, aber nicht ganz so schnell wie bei einigen Konkurrenten von Xiaomi oder OnePlus. Auf drahtloses Laden muss man beim Honor 70 leider verzichten – auch das unterscheidet es von den echten Flaggschiffen.
Fazit
Insgesamt präsentiert sich das Honor 70 als guter Begleiter im Alltag. Vor allem das Display und die Hauptlinse der Kamera sind auf Oberklasseniveau. Doch bei genauem Hinsehen gibt es Lücken in der Ausstattung, die zu einem Abstand zur Spitzenklasse führen.
*Boris Boden leitet die Testredaktion für die Zeitschriften Telecom Handel und com!, außerdem ist er stellvertretender Chefredakteur der Telecom Handel. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Handy, Smartphones und Tablets. Vor seinem Drang, technische Spielzeuge auszuprobieren, ist kein Gerät sicher.
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