Handy-App schafft Bluttest in Sekundenschnelle

Angesichts steigender Opferzahlen der Ebola-Epidemie in Westafrika stehen alternative Diagnose-Tools derzeit hoch im Kurs. [...]

Ein Team aus Computerexperten und Medizinern hat nun auf dem derzeit im kalifornischen Mountain View über die Bühne gehenden „Hackathon“ YC Hacks ein neuartiges Projekt namens „Athelas“ präsentiert, das gerade in abgelegeneren Gegenden mit schlechter medizinischer Versorgung Leben retten soll: Mithilfe eines speziellen Aufsatzes für die Kameralinse und einer entsprechenden Smartphone-App können Nutzer laut Hersteller in Sekundenschnelle eine Analyse ihrer Blutzellen durchführen, um festzustellen, ob sie mit dem tödlichen Virus infiziert sind und an Krankheiten wie Malaria, Krebs oder Parasiten leiden.
„Mehr als zwei Jahrhunderte lang war die Zellmorphologie oder die Praxis des Betrachtens und Analysierens des Bluts einer Person der primäre medizinische Ansatz, um verschiedene Krankheiten aufzuspüren“, erklärt Projektleiter Tanay Tandon. Trotz der enormen Bedeutung, den die Blutanalyse einnimmt, habe sich dieses lange und teure Verfahren in den vergangenen 150 Jahren kaum verändert. „Sie müssen zu einem Arzt gehen, um eine große Probe abzugeben und einige Tage lang warten, bis ein Profi ihr Blut untersucht hat, um ein Resultat zu erhalten. Athelas verändert diesen Prozess von Grund auf“, so Tandon. Ein Malaria-Test könne nun etwa in wenigen Sekunden und „beinahe kostenlos“ durchgeführt werden. „Das alles funktioniert einfach via Smartphone und hat das Potenzial, Tausende von Leben zu retten.“
Die Vorgehensweise aus Sicht der Nutzer ist denkbar einfach: Um das eigene Blut auf bestimmte Krankheiten hin testen zu können, müssen sie lediglich einen speziellen Aufsatz auf die Kameralinse ihres Smartphones aufstecken. Die zusätzliche Hardware, die während der Präsentation auf dem Hackathon noch etwas provisorisch mit Klebeband an einem iPod touch befestigt wurde, verfügt über eine Ein-Millimeter-Vergrößerungslinse in Kugelform, die eine stark fokussierte Betrachtung der Blutzellen ermöglicht.
Mithilfe des Aufsatzes wird ein Foto des eigenen Blutes erstellt, das anschließend per dazupassender App auf einen Server der Betreiber hochgeladen wird. Dort wird die vergrößerte Aufnahme von einem eigens zu diesem Zweck programmierten Algorithmus nach verschiedenen Krankheiten durchforstet. „Dabei werden unter anderem automatisch die Zellen im Blutstrom identifiziert und gezählt“, erläutert Tandon. Die Analyseergebnisse werden daraufhin umgehend – laut Hersteller innerhalb von Sekunden – an den User zurückgeschickt.
Dem Entwicklerteam von Athelas zufolge soll die Smartphone-App, die sowohl Apple- als auch Android-Geräte unterstützt, vor allem Blutuntersuchungen in Regionen erlauben, in denen Ärzte und Krankenhäuser Mangelware sind. „Wir wollen damit aber auch generell eine schnellere und billigere Alternative zu gängigen Diagnoseverfahren eröffnen“, betont Projektleiter Tandon.
In einer ersten Einschätzung sprechen Experten zwar von „einem prinzipiell sinnvollen Ansatz“, geben sich aber auch skeptisch, was die Qualität der neuen Bluttest-Methode betrifft. „Es ist nicht möglich, mit einem Smartphone die Qualität eines medizinischen Labortests zu reproduzieren. Es besteht die Gefahr von falschen Diagnosen, die mehr Verwirrung und Angst auslösen als zu nutzen“, zitiert BBC News stellvertretend einen US-Mediziner. (pte)

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