Nach Mail-Accounts und sozialen Netzwerken haben findige Unternehmer in den SMS-Postkästen von Handys ein neues kostengünstiges Ziel für Spam ausfindig gemacht, berichtet die New York Times. [...]
Das Problem ist nicht so schlimm wie bei E-Mails, die Zahl der Betroffenen steigt aber. In den USA wurden im vergangenen Jahr rund 4,5 Mrd. Spam-SMS verschickt. Das Volumen hat sich seit 2009 mehr als verdoppelt, wie Ferris Research herausfand. Die Hintermänner verkaufen die erschlichenen Daten von Usern oder profitieren direkt durch kostenpflichtige Antworten auf ihre Nachrichten.
„Die Maschen sind oft dieselben wie bei E-Mail-Betrügereien. Wer ähnliche Vorsicht walten lässt, hat nicht viel zu befürchten. In Österreich gibt es noch kein akutes Problem mit SMS-Spam, Einzelfälle gibt es aber auch hierzulande. Probleme mit Mehrwertnummern sind vor allem in Russland verbreitet, weil die Rechtslage dort anders ist. SMS-Spam ist sehr billig. Eine SIM-Karte kommt meist mit einer großen Zahl an Gratis-Kurzmitteilungen. Handynummern sind einfach zu bekommen“, sagt Jürgen Eckel von Ikarus-Software im Gespräch mit der Nachrichtenagentur pressetext.
Neben den geringen Anfangsinvestitionen hat das Versenden von Spam via SMS noch andere Vorteile. Die große Zahl der Endgeräte, die nach wie vor steigt, garantiert eine breitflächige Verteilung der Botschaften. „Die Filtersoftware für SMS steckt noch in den Kinderschuhen. Auf Betreiber-Ebene könnten hier effektivere Filter eingeführt werden. Es zeichnet sich ab, dass die Zahl der Spam-Nachrichten auf Handys insgesamt steigen wird“, so Eckel.
Ein Teil der fragwürdigen SMS sind Marketing-Botschaften, die entweder nur Werbeflugblätter sind oder versuchen, die User zur Eingabe von Daten zu überreden, etwa mittels Gewinnspiel oder Umfrage. Oft reicht den Hintermännern schon der Versuch einer Abbestellung als Bestätigung der Aktivität einer Handynummer. Dann wird die Nummer in Verzeichnissen weiterverkauft. Einige Nachrichten sind deutlich hinterhältiger. Aus den USA sind Fälle bekannt, bei denen ein einziger Klick auf dem Smartphone zur Bestellung eines Abo-Services geführt hat, der sich auf normalem Weg nicht kündigen lässt.
US-Experten sagen, dass die Rückverfolgung von Spam-SMS zunehmend schwieriger wird. Selbst Hinweise von betrogenen Usern helfen meist nur bedingt weiter. Als Reaktion haben sich die US-Mobilfunkanbieter jetzt mit dem Antispam-Software-Entwickler Cloudmark verbündet. US-Telefonierer können Spam-Nachrichten nun an eine Nummer weiterleiten, die die Urheber-Sim dann sperrt. Auch diese Vorgehensweise hilft nur bedingt weiter. Die Hintermänner finden stets neue Möglichkeiten, ihre Massenmitteilungen zu versenden.
„Spam ist über alle Kanäle möglich. Es gibt ein technologisches „Katz und Maus“-Spiel zwischen den Urhebern von Spam und den Sicherheitsanbietern“, so Eckel. Gegenüber Spam in sozialen Netzwerken oder Instant-Messaging-Programmen haben SMS-Nachrichten den Vorteil, dass sie einfacher zu bedienen sind und nicht für jeden Anbieter eigens konfiguriert werden müssen.
Trotzdem steigt auch das Spam-Aufkommen bei Facebook und Co. Allein das größte soziale Netzwerk muss inzwischen täglich Millionen schädlicher Links blocken. Dass sich Spam ganz auf neue Technologien konzentriert, ist trotzdem unwahrscheinlich. „Spam per Mail ist noch immer die günstigste Möglichkeit zur massenhaften Verbreitung“, so Eckel. (pte)
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