Handynutzer in der Europäischen Union zahlen für die gleichen Dienste sehr unterschiedliche Preise. Den größten Preisunterschied gibt es bei Inlandsgesprächen: Zwischen Litauen, dem Land mit den niedrigsten Tarifen, und den Niederlanden, dem teuersten Land, beträgt der Unterschied 774 Prozent. Österreich liegt mit durchschnittlich 7,9 Cent pro Minute im guten unteren Mittelfeld. [...]
Derartige Preisunterschiede lassen sich der EU-Kommission zufolge nicht durch Unterschiede in der Qualität, bei den Kosten für die Erbringung der Dienstleistung oder die unterschiedliche Kaufkraft der Verbraucher in den betreffenden Ländern erklären.
Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, erklärte hierzu: „Wie aus der Statistik deutlich hervorgeht, ist es für die Verbraucher nicht von Vorteil, dass es in Europa heute 28 nationale Telekommunikationsmärkte statt eines Binnenmarktes gibt. Deshalb muss die gesamte EU unbedingt Schritte zur Schaffung eines echten Binnenmarkts und zur tatsächlichen Vernetzung des Kontinents unternehmen.“
Bei anderen Arten grundlegender Waren und Dienstleistungen gäbe es auf dem europäischen Binnenmarkt wesentlich geringere Preisunterschiede. So kostet ein Liter Milch in der EU beispielsweise zwischen 0,69 und 0,99 Euro – ein Preisunterschied von 43 Prozent. Bei Produkten, die nur gelegentlich angeschafft werden, wie beispielsweise iPads, beträgt der Preisunterschied innerhalb der EU lediglich elf Prozent.
Im September will Vizepräsidentin Neelie Kroes deshalb ein neues Paket vorstellen, mit dem der Telekommunikationsbinnenmarkt vorangebracht werden soll – sprich: Es soll ein Binnenmarkt entstehen.
Auch im Juni, im Rahmen der Veröffentlichung des jährlichen Fortschrittsanzeigers zur Digitalen Agenda („Digital Agenda Scoreboard“), pochten Kroes und die EU-Kommission auf die Schaffung eines europäischen Telekommunikationsbinnenmarktes und kündigten Maßnahmenvorschläge an. (pi/rnf)
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