„Harakiri“-Chip zerstört sich auf Befehl selbst

Forscher des Xerox Palo Alto Research Center (PARC) haben einen neuartigen Computerchip präsentiert, der sich auf Befehl binnen weniger Sekunden selbst zerstört. [...]

Ziel der „Harakiri“-Strategie ist es, Unbefugten gänzlich die Möglichkeit zu nehmen, sich Zugang zu besonders sensiblen Daten zu verschaffen. Der im Rahmen eines Projekts des Pentagon-Forschungsarms DARPA entwickelte Chip realisiert seine Zerstörung mithilfe eines speziellen Hartglases, das bei Erhitzung explodiert und in tausende kleine Stücke zerfällt.

„Sie können Ihr Handy in kochendes Wasser oder auf den Boden werfen oder versuchen, seinen Speicher zu löschen, indem Sie eine starke Stromladung hindurch schicken“, zitiert „LiveScience“ den Materialforscher und PARC-Manager Gregory Whiting. All diese „low tech“-Möglichkeiten, sensible Daten schnell zu löschen, hätten aber ein Problem: Sie können nicht aus der Ferne ausgeführt werden. „Außerdem ist es etwa auch mit den meisten dieser Methoden schwierig sicherzustellen, dass wirklich alle Informationen von einem elektronischen Gerät gelöscht werden“, ergänzt Whiting. Oft würden schon wenige Bits ausreichen, um einen Speicher wiederherzustellen.

Mit dem neuen Ansatz sei es nun gelungen, gleich beide Probleme auf einmal zu lösen. „Unser Chip lässt sich ganz leicht aus der Ferne steuern. Um die Selbstzerstörung einzuleiten, kann so gut wie alles von WLAN-Signalen bis hin zu Radiowellen verwendet werden“, erklärt der Wissenschaftler. Dabei sei auch die Sicherheit wesentlich höher. „Das Hartglas, das wir einsetzen, zersplittert auf Kommando in so kleine Teile, das nicht nur die Daten gelöscht werden, sondern auch die einzelnen Bits neu angeordnet oder überhaupt völlig zerstört werden. Um diese Daten wiederherzustellen, müsste man alle diese winzigen Stückchen wieder in die ursprüngliche Ordnung bringen“, so Whiting.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Interessant ist, dass sich dem Experten zufolge jeder handelsübliche Computerchip in ein derartiges „Harakiri“-Bauteil verwandeln lässt. Hierfür wird einfach die Siliziumscheibe direkt auf dem Hartglas angebracht. Dieses oft auch als Sicherheitsglas bezeichnete Material ist besonders widerstandsfähig und wird deshalb etwa auch bei Smartphones verbaut. „Wenn man ein Stück davon abbricht, zerspringt es explosionsartig in viele winzige Teile“, erklärt der PARC-Experte.

Genau das machen sich die Wissenschaftler zunutze. Sie setzen die Methode des sogenannten „Ionenaustausches“ ein, um das Glas an einer bestimmten Stelle gezielt zu erhitzen. „Das erzeugt eine enorme Spannung im Material. Aufgrund des Hitzeschocks bildet sich eine Fraktur, die immer größer wird und letztlich das Glas zerbersten lässt“, erläutert Whiting die Vorgehensweise. (pte)


Mehr Artikel

News

Mehr als nur ein Compliance-Kriterium: Cybersicherheit ist eine Angelegenheit der Unternehmenskultur

Ein Blick in die Praxis zeigt: IT-Sicherheit scheitert nicht an Technologien oder Fehlverhalten, sondern bereits grundsätzlich an einem Mangel an Unternehmenskultur. Wenn Cybersicherheit in einer Organisation nur als eine schlecht durchgesetzte Aufgabe von anderen für andere verstanden wird, entsteht vielleicht eine oberflächliche Compliance, aber keine wirkliche Cyberresilienz. […]

Michael Maier, Director Austria iteratec (c) iteratec
Kommentar

KI-Transformation in Unternehmen – Eine Revolution in fünf Schritten 

Wie weit wird die Evolution der Künstlichen Intelligenz gehen und wie wird sie sich auf Wirtschaft und Gesellschaft als Ganzes auswirken? Was für Privatpersonen interessante Fragen sind, sind für Unternehmer existenzielle Themen, schließlich müssen diese wirtschaftlich gegenüber Konkurrenten bestehen, von denen viele bereits an einer effektiven Nutzung von KI arbeiten. […]

News

Produktionsplanung 2026: Worauf es ankommt

Resilienz gilt als das neue Patentrezept, um aktuelle und kommende Krisen nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Doch Investitionen in die Krisenprävention können zu Lasten der Effizienz gehen. Ein Dilemma, das sich in den Griff bekommen lässt. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*