Hasskommentare: Lesen begünstigt Vorurteile

Rassistische Online-Kommentare scheinen bei Lesern Vorurteile zu begünstigen, wie eine Studie von Forschern der neuseeländischen University of Canterbury zeigt, bei der Teilnehmer einen Kommentar zu einem Artikel verfassen mussten. Denn wer davor an einer Reihe eher rassistischer Postings vorbeiscrollen musste, hat selbst auch eher hetzerisch geschrieben. Allerdings legt die Studie auch nahe, dass vorurteilsfreie Kommentare helfen können, die Voreingenommenheit eines Nutzers einzudämmen. [...]

„Es ist wichtig zu verstehen, wie die Online-Kommentare anderer unsere eigenen Gefühle und das Verhalten beeinflussen können“, sagt Psychologe Kumar Yogeeswaran. Er und sein Team haben 137 Erwachsene gebeten, Kommentare zu einem Artikel zu verfassen. Darin ging es um Stipendien für ostasiatische Studenten, die aufgrund einiger Fälle von Schummelei ausgesetzt werden könnten. Die Teilnehmer mussten vor dem Schreiben an einer Reihe anderer Kommentare vorbeiscrollen, die entweder alle vorurteilsbeladen oder alle unvoreingenommen waren. Die dadurch vorgegebene Richtung hat die Testpersonen offenbar klar beeinflusst.

„Es scheint, dass die voreingenommenen Kommentare anderer selbst unsere unbewussteren Vorurteile gegen eine Gruppe beeinflussen“, sagt Yogeeswaran. Denn Teilnehmer, die mit Hetze gegen asiatische Studenten konfrontiert waren, haben nicht nur selbst eher von Intoleranz zeugende Kommentare verfasst. Sie haben auch in einem Nachbefragungsbogen Antworten gegeben, die einen höheren Grad an Vorurteilen gegenüber Asiaten zeigten.

Der Psychologe betont jedoch, dass nicht klar ist, wie lang der Effekt anhält. Zudem gibt es auch einen Lichtblick. „Die Kehrseite ist, dass unvoreingenommene Kommentare einen eher nützlichen Einfluss haben können, indem sie Rassenvorurteile abbauen“, verdeutlicht Yogeeswaran. Jedenfalls biete die in „Human Communication Research“ veröffentlichte Studie Einblicke in die Vor- und Nachteile von Partizipationsmöglichkeiten im Internet und gibt Aufschluss darüber, wie eigene Kommentare andere beeinflussen können. (pte)


Mehr Artikel

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*