Im Gegensatz zu vielen Österreich-Niederlassungen international tätiger IKT-Konzerne befinden sich heimische IKT-Anbieter derzeit geradezu im Höhenflug. Auch den Vergleich mit der gesamten Wirtschaft brauchen die IKT-Unternehmen nicht zu scheuen: Sie wachsen fast zehn Mal so schnell wie der Rest der Wirtschaft. [...]
Der Gesamtumsatz der in der jährlich von der COMPUTERWELT veröffentlichten Top-1001-Rangliste der umsatzstärksten heimischen IKT–Unternehmen hat 2016 zum fünften Mal in Folge zugelegt und betrug 21,749 Milliarden Euro. Das bedeutet gegenüber dem Gesamtumsatz 2015 von 21,205 Milliarden Euro ein Plus von knapp 2,6 Prozent. Soweit die gute Nachricht. Die nicht so gute Nachricht: Im Jahresvergleich 2014/2015 fiel das Umsatzwachstum der Top-1001-Unternehmen mit 4,3 Prozent deutlich höher aus.
Auch das jährlich im Auftrag des WKÖ-Fachverbandes Unternehmensberatung und IT (UBIT) von der KMU Forschung Austria erstellte UBIT Radar bestätigt das anhaltende Wachstum der IT–Branche, kommt allerdings auf wesentlich höhere Zuwachsraten. Im Jahresvergleich 2014/2015 konnten die UBIT-Mitglieder beim Umsatz um 6,9 Prozent auf 25,24 Milliarden Euro zulegen und 2016 sogar um 9,5 Prozent auf 27,64 Milliarden Euro.
Der doch große Unterschied zwischen den Wachstumsraten des Top-1001-Rankings und des UBIT Radars lässt sich jedoch relativ einfach erklären: Das Top-1001-Ranking beinhaltet auch die Umsätze von Österreich-Niederlassungen großer internationaler Anbieter, während das UBIT Radar nur heimische Betriebe berücksichtigt. Da sich die Umsätze der Österreich-Niederlassungen internationaler Anbieter – mit einigen wenigen Ausnahmen – jedoch eher im Abwärtstrend befinden, und die Umsätze heimischer Unternehmen zulegen, kommt das UBIT Radar daher auf deutlich höhere Zuwachsraten.
Im Bundesländervergleich tragen die in Wien angesiedelten IKT-Betriebe der Top-1001-Rangliste mit 16,44 Milliarden Euro auch 2016 wieder den Löwenanteil zum Umsatz (76,55 Prozent) der IKT–Branche in Österreich bei. Allerdings fällt das Wachstum im Jahresvergleich mit 1,28 Prozent eher mager aus. Abgesehen von Vorarlberg, das 2016 als einziges Bundesland gegenüber 2015 einen Umsatzrückgang verzeichnet hat, ist Wien damit bei den Wachstumsraten Schlusslicht. Auch das ist letztendlich auf den rückläufigen Trend der Österreich-Niederlassungen internationaler IT-Konzerne zurückzuführen, die vielfach in Wien angesiedelt sind. Wachstumskaiser unter den Bundesländern war 2016 Kärnten, das beim Umsatz um 18,18 Prozent zulegen konnte.
Hardware-Umsätze gehen weiter zurück
Vergleicht man die verschiedenen Sparten des Top-1001-Rankings, so belegt der Bereich »Telekommunikation« mit einem Plus von 2,7 Prozent auf 7,584 Milliarden Euro Gesamtumsatz den ersten Platz. Auf Platz zwei folgt mit 6,859 Milliarden Euro Umsatz die Sparte »IT– Services«, die gegenüber 2015 um 5,2 Prozent zulegen konnte. Das größte Wachstum erzielte der Bereich »Software«, der um 5,3 Prozent auf 2,784 Milliarden Euro Umsatz anwuchs. Rückläufig waren dagegen die Bereiche »IKT–Handel« (minus 1,7 Prozent) und »Hardware« (minus 6,5 Prozent).
Was die Top 10 des Top-1001-Rankings 2016 betrifft, so hat sich auf den ersten sechs Plätzen gegenüber 2015 nichts verändert. An der Spitze steht nach wie vor die Telekom Austria Group, gefolgt von Kapsch, T- Mobile Austria, Hutchison Drei Austria, S&T AG und Microsoft Österreich.
Platz 7 belegt 2016 die ACP Gruppe, die sich damit gegenüber 2015 um zwei Plätze verbessern konnte. Platz 8 geht wie 2015 an IBM Österreich, auf Platz 9 folgt als einziger Neuzugang in der Top 10 Tech Data, das HP Österreich aus der Top 10 verdrängen konnte, und Platz 10 geht an Ingram Micro, das im Jahr davor Platz 7 belegte.
Was den Ausblick für das laufende Jahr 2017 betrifft, so kann man getrost davon ausgehen, dass die IKT-Betriebe in Österreich weiter zulegen werden. Die Auftragslage im 1. Quartal 2017 wurde von den im Rah- men des UBIT Radars befragten Betrieben als »eher gut« beurteilt. Die UBIT-IT-Betriebe erwarten heuer ein Umsatzplus von 8,1 Prozent. »Diese Zahlen unterstreichen einmal mehr die standort- und wirtschaftspolitische Wichtigkeit der österreichischen IT– und Beratungsbranche«, kommentiert UBIT-Obmann Alfred Harl die Ergebnisse. »Unsere wissens-basierten Dienstleister sind mit jährlichen Umsatzwachstums- raten von durchschnittlich rund 8,4 Prozent seit 2008 Innovationsvorreiter, kurbeln Wachstum sowie Beschäftigung an und treiben die Digitalisierung der Wirtschaft voran.«
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