Hololens: Microsofts AR-Brille probegetragen

Unsere Kollegen von der deutschen PC-Welt durften abseits der BUILD 2015 in San Francisco und unter strengen Sicherheitsauflagen als eines der ersten deutschsprachigen Fachmedien Microsoft Hololens ausprobieren – und waren begeistert. Microsofts Entwicklung scheint offenbar zu halten, was sie verspricht. [...]

Nun sind wir dran. Über Hololens betrachten wir erneut den ganzen virtuellen Raum, in dem wir den Kopf drehen und uns dabei etwas bewegen. Uns fällt ein falsch positioniertes Rohr auf. Wir markieren es mit der Daumen-Zeigefinger-Geste. Es leuchtet blau auf. Wir können nun über das in Hololens eingebaute Mikrofon eine Sprachnachricht verfassen, in der wir den Architekten auffordern, das Rohr an einer anderen Stelle zu verlegen. Sobald der Architekt mit Hololens den virtuellen Raum das nächste Mal betritt, wird er sofort unsere Sprachnachricht mit dem blau markierten Rohr vorfinden.

Die Demo ist beendet. Schade. So schnell können 10 Minuten vergehen…

SKYPE UND MINECRAFT
Als Zugabe und kleine Entschädigung – wir mussten zu Beginn etwas länger als geplant auf den Start der ersten Demo warten – erhielten wir noch eine zweite Hololens-Demo, die allerdings zwei Hololens-Entwickler selbst vorführten. Der eine Mitarbeiter verschwand hinter einer Tür in ein anderes Zimmer. Der zweite Entwickler setzte die Hololens auf. Über Monitore konnten wir verfolgen, wie der eine Mitarbeiter mit aufgesetzter Hololens-Brille seine Umgebung sieht, während er über eine Hololens-Skype-Version mit seinem Kollegen ein Video-Gespräch führt.

In der Mitte des Raums blendet Hololens zunächst eine virtuelle, interaktive Wand mit den Gesichtern verschiedener Skype-Kontakte ein. Per Daumen-Zeigefinger-Geste wählt der Hololens-Träger das Gesicht seines Kollegen aus und startet damit das Video-Gespräch. Es öffnet sich im realen Raum wieder ein neues, großes virtuelles Fenster, in dem der Kollege zu sehen ist. Das Fenster kann beliebig vergrößert und verkleinert werden. Als das Fenster auf einen realen Tisch gezogen wird, der im Zimmer steht, reagiert das virtuelle Fenster sofort, erkennt also eine feste Oberfläche und legt sich dort ab. Der Hololens-Träger geht um das Video-Player-Fenster herum und demonstriert damit, dass es sich um ein echtes 3D-Objekt handelt. Auf der Rückseite des Video-Player-Fensters prangt ein großes Skype-Logo.

Die beiden Mitarbeiter reden miteinander über Skype und als erstes wird demonstriert, dass der in der Ferne sitzende Gesprächspartner in den Raum des Hololens-Trägers Informationen einblenden kann. Wie beispielsweise einen Pfeil, wo doch demnächst eine Vase stehen könnte.

Als nächstes zeigt der Gesprächspartner dem Hololens-Träger, was er neulich in Minecraft mit vielen, vielen Klötzchen nachgebaut hat. Den in Seattle stehenden Space Needle. Einen Mausklick später steht das Klötzchengebäude als Modell im Zimmer des Hololens-Trägers. Er kann es nun mit Gesten verkleinern oder vergrößern. Schließlich stellt er es als Trophäe auf einem real im Zimmer stehenden Schrank. Auch hier erkennt das virtuelle Objekt den realen Boden des Schranks und lässt sich physikalisch korrekt dort ablegen.

Auch diese Demo ist beendet. Diese Demo hat gezeigt, wie Konsumenten in ihren eigenen vier Wänden Hololens einsetzen können. Beispielsweise zum Zweck der Unterhaltung oder um gemeinsam kreativ zu werden.

FAZIT: POSITIV ÜBERRASCHT
Bisher hatten wir von Hololens nur einige Demos gesehen. Zuerst, bei der Erstvorstellung von Hololens im Januar und zuletzt bei der Eröffnungs-Keynote zur BUILD 2015.  Jetzt haben wir Hololens selbst ausprobiert und sind verblüfft, wie gut Hololens bereits jetzt funktioniert und welche neuen Möglichkeiten die Technologie bietet. Und vor allem, wie flüssig sich die AR-Inhalte in die reale Welt einfügen und wie schnell Hololens auf unsere Blickrichtung, Kopf- und Körperbewegungen reagiert. Da ist keinerlei nennenswerte Latenz zu verzeichnen.

Und: Die gesamte Demo lief innerhalb von Hololens und damit vollständig in der AR-Brille. Es stand also nirgends ein Rechner, der Daten an die Brille sendete. Hololens ist ein ungebundender („untethered“) holografischer Computer, hatte Microsoft bisher immer über Hololens gesagt. Das durften wir nun selbst erleben.

Auf der BUILD 2015 hat Microsoft auch demonstriert, wie leicht sich dank dem Prinzip der universellen Apps für alle Windows-10-Geräteklassen – und damit inklusive Hololens – Anwendungen entwickeln lassen. Wir sind gespannt, auf welche Ideen die Entwickler kommen werden. Hololens eröffnet jedenfalls viele neue Möglichkeiten in den Bereichen Forschung, Bildung und der Medizin. Und ja – auch im privaten Bereich in den eigenen vier Wänden dürfte Hololens viel Spaß bereiten.

* Panagiotis Kolokythas ist Redakteur der PC-Welt.


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