2012 war für Hewlett-Packard ein lausiges Jahr - der Konzern war der viertschlechteste Performer im Standard and Poor’s 500. Dafür gibt es vielfältige Gründe. Beispiele? Das PC- und Druckergeschäft erlahmt, dazu die massiven Abschreibungen in der Service-Sparte und auf die Autonomy-Übernahme. [...]
Viele Anleger und Analysten denken angesichts dessen wieder verstärkt darüber nach, ob HP nicht aufgeteilt in mehrere Unternehmen besser dastehen könnte als in seiner jetzigen monolithischen Form. Aktuell gießt laut Technikblog „All Things Digital“ etwa der Sanford-Bernstein-Analyst Toni Sacconaghi Öl in dieses Feuer: Er schrieb gestern in einer Research Note an sein Kunden, ein zerteiltes HP könnte bis zu 29 Dollar pro Aktie wert sein, das wären gut 88 Prozent mehr als der Schlusskurs von 15,39 Dollar am Dienstag.
Für die PC-Sparte von Hewlett-Packard setzt Sacconaghi zum Beispiel einen Marktwert von 7,1 Milliarden Dollar oder 3,70 Dollar pro Aktie an. Dazu hat der Analyst den Umsatz der vergangenen zwölf Monate mit dem Faktor 0,2 multipliziert – das ist eine Bewertung, zu der IBM, Gateway und eMachines ihre PC-Sparten an Käufer veräußert hatten (wobei diese allesamt geringere Gewinnmargen aufwiesen als die von Hewlett-Packard heute).
Die Druckersparte verglich der Analyst mit denen von Lexmark und Xerox, allerdings mit einem 15-prozentigen Abschlag, weil bei HP der schwierigere Consumer-Anteil dieses Geschäftsbereichs größer ist, und bewertet sie mit 16,3 Milliarden Dollar oder 8,30 Dollar je Anteilschein. Analog kommt Sacconaghi auf 15,50 Dollar pro Aktie für Enterprise Hardware und Support sowie fünf Dollar für die Enterprise Services. Abzüglich 3,70 Dollar für diverse buchhalterische Anpassungen landet er summa summarum eben bei 29 Dollar.
Der Sanford-Bernstein-Experte schreibt aber auch, dass trotz der höheren stückweisen Bewertung eine Aufspaltung von Hewlett-Packard in der näheren Zukunft nicht zu erwarten sei. Konzernchefin Meg Whitman hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach betont, dass sie HP als Ganzes erhalten wolle – allerdings schrieb HP unlängst in einer Pflichtveröffentlichung an die US-Börsenaufsicht SEC auch, dass man sich möglicherweise von Unternehmensteilen trennen könnte, die ihre Ziele nicht erreichen.
So oder so geht Toni Sacconaghi davon aus, dass die CEO sich mit einer Entscheidung Zeit lassen kann. „Wir glauben, dass Meg Whitman und das aktuelle Management zwölf bis 24 Monate haben, um einen Turnaround umzusetzen, bevor Chefetage, Verwaltungsrat oder Aktionärsaktivisten auf eine Aufteilung des Unternehmens drängen, um Shareholder Value freizusetzen“, schreibt er.
Sollte es tatsächlich dazu kommen, sieht der Experte zwei möglich Szenarien: Das erste wäre der Verkauf des PC-Geschäfts an Lenovo oder eine Private-Equity-Gruppe mit anschließendem Spinout der Druckersparte „um Cash einzsammeln“; das Enterprise- und Services-Geschäft würde HP behalten. Zweite Option wäre ein doppelter Spinout. Und in beiden Fällen würde das Ganze schwierig werden, tippt Sacconaghi – es drohten unter anderem Dis-Synergien durch die nötige Verdoppelung von Funktionen und reduzierte Skaleneffekte sowie geringere Performance (und damit Bewertung) durch die Störungen, die ein Verkauft oder Spinoff zwangsläufig mit sich brächte.
* Thomas Cloer ist Redakteur der deutschen Computerwoche.
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