Der Smartphone-Hersteller hat mit dem M9 ein neues Flaggschiff für den europäischen Markt abgeliefert, das wenig Grund zur Kritik gibt – außer vielleicht die nur marginalen Abweichungen zum Vorgänger. Die wesentliche Schwäche des M8 hat HTC aber durch die stärkere Haupt-Kamera ausgebügelt. Trotzdem bleibt noch Luft nach oben. [...]
Neu in HTC Sense 7 ist das „HTC Sense Startseite“-Widget. Es erkennt anhand der Position des Handys, ob man in den eigenen vier Wänden, am Arbeitsplatz oder unterwegs ist, und blendet automatisch die an diesem Ort meistgenutzen Apps ein. Das Widget ist lernfähig, lässt sich aber auch anpassen – oder komplett abdrehen. Ebenfalls neu ist die App „Themes“, die mittlerweile auch für HTC Sense 6 im Playstore zu finden ist. Mit ihr lassen sich sogar Icons und Fonts anpassen und inklusive BIldschirmhintergrund als Paket speichern und über die App teilen. Die App kann sogar die Farben eines selbstgestalteten Themes an ein selbst geknipstes Foto anpassen.
KAMERA UND SOUND
Eine weitere Veränderung zum HTC One M8 sticht auf der Rückseite ins Auge. Die Kamera ist nicht mehr hinter einem runden Loch eben ins Gehäuse eingelassen. Sie sitzt nun hinter einem leicht hervorstehenden, viereckigen Kunststoff-Rahmen und ist durch Saphirglas geschützt. Deswegen liegt es auf dem Tisch nicht mehr ganz plan auf. Die viel wesentlichere Änderung sieht man jedoch nicht auf den ersten Blick: HTC hat sich bei seiner Hauptkamera von der bei den Vorgägngern kritisierten Ultra-Pixel-technologie verabschiedet und verbaut stattdessen eine Kamera mit 20-Megapixel-Auflösung (BSI-Sensor, f/2,2, 27,8-mm-Objektiv). Damit ist einer der wesentlichen, wenigen Kritikpunkte, die bei den Vorgängern geblieben sind, ausgeräumt. Trotzdem macht auch die aktuelle Lösung nicht wunschlos glücklich: Die Kamera reagiert zwar schnell und lässt sich gut bedienen, die Bildqualität ist aber gerade bei schwachem Licht nicht überragend (siehe Beispielfotos). Das machen andere Hersteller besser. Immerhin hat HTC bereits mit einem Softwareupdate nachgebessert, das die größten Schwächen beseitigt hat. Die aktuelle Firmware im europäischen Raum (1.32.401.15) ist laut Auskunft von HTC bereits mit den Änderungen an der Kamera-Software versehen. Ganz von seiner UltraPixel-Technologie wollte HTC dann aber doch nicht lassen: Die Front-Kamera für Selfies vertraut darauf.
Die Videofunktion lässt keine Klagen aufkommen. Bewegte Bilder lassen sich sogar mit 4K-Auflösung (30 fps) aufzeichnen, aus technischen Gründen dann aber nur mit einer Maximallänge von 6 Minuten. Auch in sehr lauten Umgebungen, etwa bei einem Konzert, machen die drei eingebauten Mikrofone einen guten Job und bannen keine Verzerrungen auf die Tonspur – höchstens kleine Lautstärkeschwankungen. Die HTC-typischen Kamerafunktionen, -Apps und -Effekte lasen zum Experimentieren ein und führen rasch zu interessanten Ergebnissen.
Auf dem Audio-Sektor gibt sich das HTC One M9 keine Blöße. Die beiden Lautsprecher erzeugen wieder ein für Smartphones hervorragendes Klangbild, dank BoomSound mit Dolby Audio wirkt es auf Wunsch ungewohnt räumlich – besonders im für Videos und Spiele prädestinierten Theatermodus; alternativ steht auch ein Musikmodus zur Verfügung, oder man dreht die Klangverbesserung komplett ab. Das Smartphone erkennt im Regelfall auch automatisch den richtigen Modus für das jeweils wiedergegebene Medium. Auch bei eingestöpselten Kopfhörern greifen die Klangverbesserungen, nur via Bluetooth verbundene Kopfhörer und Lautsprecher werden nicht mit veredeltem Klang beschickt. Hier hat HTC wiede rganze Arbeit geliefert.
Leider fehlt in der Standard-Musik-App wieder ein Sleep-Modus (allerdings ist das auch bei der Konkurrenz nicht ungewöhnlich), der eigentlich zum Standard-Repertoire gehören sollte. Das lässt sich zum Glück aber leicht verschmerzen und bei Bedarf durch eine andere Musik-App aus dem Playstore (beispielsweise „Shuffle“) ausgleichen. Etwas ärgerlicher: Das Verbinden mit einem Medienserver (Netgear ReadyNas) führte im Test zu einem Absturz der Musikplayer-App, die sich daraufhin zwar weiterhin öffnen ließ, aber nicht vernünftig nutzen. Wiederholt wollte die App in einer Endlosschleife Absturzberichte senden und weigerte sich, Dateien abszuspielen. Ein manuelles Stoppen der App über die Einstellungen half nichts, mit einem ordentlichen Zugriff auf den Medienserver (der zugegebenermaßen eine relativ große Sammlung an Audio-Dateien beherbergt, was auch schon so manche andere App ins Straucheln gebracht hat) wollte es nicht klappen. Selbst nach einem kompletten Neustart des Gerätes wiederholte sich die Meldung „Music wurde unerwartet gestoppt…“ unablässig. Erst das Löschen aller Daten des Musik-Players im App-Menü – also das komplette Zurücksetzen der App – löste das Problem. Allerdings nur bis zu einem neuen Versuch, der Fehler war also reproduzierbar. Interessanterweise traten die Probleme mit der Standard-Musik-App eines HTC One Mini (erste Generation) nicht auf. Mit dem Medienserver eines Windows-7-Laptops klappte die Verbindung dann anstandslos – dieser war allerdings auch mit deutlich weniger Dateien gefüttert.
DISPLAY UND INNEREIEN
Der 5-Zoll-Super-LCD3-Bildschirm bietet Full-HD-Auflösung (1920 x 1080 Pixel) im Seitenverhältnis 16:9, daraus errechnet sich eine Pixeldichte von 441 ppi. HTC sieht im Gegensatz zu Herstellern wie Samsung oder LG keinen Mehrwert von QHD bei dieser Größe, da das menschliche Auge selbst bei Full-HD keine einzelnen Pixel mehr erkennt. Deshalb würde sie nur unnötigerweise eine zusätzliche Belastung für die Rechenkraft sowie den Akku bedeuten.
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