Der chinesische Netzausrüster und Handy-Hersteller Huawei wehrt sich gegen Vorwürfe der Spionage mit Hilfe seiner Technik. Der US-Kongress hatte vor dem Einsatz von Huawei-Produkten gewarnt, weil das Unternehmen mit den chinesischen Geheimdiensten verbandelt sei. [...]
„Ich kann nicht nachvollziehen, wie es zu dieser Behauptung kommt“, sagte Guo Ping, einer der drei Vorstandschefs des Konzerns, der „Welt am Sonntag“. Er habe den Bericht des Kongresses gelesen, allerdings habe er darin keine wirklich konkreten Vorhaltungen entdecken können. „Wenn uns echte Probleme aufgezeigt werden, sind wir natürlich bereit, bei der Hard- und Software entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um genau diese Zweifel auszuräumen.“
Huawei ist inzwischen zum drittgrößten Smartphone-Hersteller der Welt nach Samsung und Apple aufgestiegen. Bei der Netzausrüstung ist das Unternehmen die Nummer zwei hinter Ericsson.
KEINE ÜBERNAHMEN
Huawei will vorerst darauf verzichten, gewichtigere Konkurrenten zu übernehmen. „Wir haben uns größere Übernahmen noch nicht vorgenommen, weil wir meinen, dass unsere Integrationsfähigkeiten dafür noch nicht ausreichen“, sagte Guo. Er widersprach der Darstellung der Europäischen Kommission, dass Huawei sich mit Niedrigpreisen Marktanteile erkaufe.
„Wir machen kein Preisdumping“, sagte der Manager der Zeitung. „Wir sind ein innovatives Unternehmen mit tausenden Patenten und haben im letzten Jahr allein 4,8 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung ausgegeben.“ Wegen der Vorwürfe würden derzeit Gespräche mit der Europäischen Kommission geführt.
Huawei expandiert aggressiv in Europa, Afrika und Asien und ist als Netzwerkausrüster bereits zur Nummer zwei der Branche hinter Ericsson aufgestiegen. Immer wieder gibt es Vorwürfe wegen illegaler Subventionen und unzulässig niedriger Preise, auch seitens der EU-Kommission. „
KEIN BÖRSENGANG
Im vergangenen Jahr kamen immer wieder Gerüchte auf, dass Huawei einen Börsengang anstrebt. Dies sei nicht geplant, sagte Guo und wegen des chinesischen Gesellschaftsrechts auch gar nicht möglich. Sobald ein Unternehmen mehr als 200 Anteilseigner habe, könne dieser Weg nicht mehr gegangen werden.
Schon im Sommer sah sich Huawei mit Spionage-Vorwürfen konfrontiert. Damals warnte der ehemalige CIA- und NSA-Chef Michael Hayden vor der Spionage-Bedrohung durch den chinesischen Elektronik-Hersteller. Huawei selbst stuft Haydens Vorwürfe als rassistischen Angriff ein. (apa/rnf)
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