Hybrid Work: Die Videokonferenz in 3D kommt

Die Zukunft der Arbeit wird von Hybrid Work geprägt. Um Meetings realistischer zu gestalten, sollen Videokonferenzen in 3D stattfinden. Eine Lösung hierfür ist Cisco Webex Hologram. [...]

Mit AR-Brille sollen Videokonferenzen künftig in 3D stattfinden (c) Cisco

Nach dem Remote Work der Corona-Krise kommt die Ära des Hybrid Work. Denn die Deutschen haben sich nach ihren Erfahrungen in der Pandemie zu Office-Muffeln entwickelt – oder „Deutsche Mitarbeiter hassen das Büro„. So arbeiten weiterhin fast über 60 Prozent ganz oder zumindest teilweise im Homeoffice. Damit entsteht eine Arbeitswelt, die Führungskräfte und IT vor neue Herausforderungen stellcoront: Wie gestaltet man diese Arbeitswelt so, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort und remote Kolleginnen und Kollegen gleichberechtigt miteinander arbeiten können? Wie lässt sich vermeiden, dass sich remote Teilnehmer in Meetings nicht gegenüber den Kollegen im realen Besprechungsraum diskriminiert fühlen und auch alle Diskussionsbeiträge mitbekommen?

Ein Ansatz auf technischer Ebene ist, Videokonferenzen künftig in 3D abzuhalten. Im ewigen Rennen um das State-of-the-Art Collaboration-Tool der großen Drei Zoom, MS Teams und Cisco Webex hat jetzt Cisco nachgelegt. Mit Cisco Webex Hologram sollen Videokonferenzen um die dritte Dimension erweitert werden.

Hologramm im Studio

So hat Cisco etwa das Studio des Wall-Street-Journalisten Markus Koch mit Hologrammtechnologie ausgestattet, um die virtuelle mit der physischen Welt zu verbinden. Gäste aus Deutschland können so dreidimensional in das Studio an der Wall Street gestreamt werden. Dank des virtuellen Auftritts entfällt so für die Studiogäste eine zeitraubende Anreise. Der Trick dabei: Für den virtuellen 3D-Auftritt wird das Bild der Studiogäste als Hologramm auf einen lebensgroßen, halbdurchlässigen Spiegel projiziert.

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3D-Videokonferenz mit AR

Das Ergebnis sieht zwar überzeugend und lebendig plastisch aus, dürfte aber für den Alltag in deutschen Besprechungsräumen kaum brauchbar sein, denn zum einen wird der Platz fehlen, zum anderen werden die Beleuchtungsverhältnisse kaum mit einem TV-Studio vergleichbar sein. Eher für den Office-Alltag konzipiert ist dagegen Webex Hologram, das bereits an ausgewählte Betakunden ausgeliefert wird. Der Charme der Lösung ist dabei, dass sie ohne Hilfsmittel wie halbdurchlässige Spiegel auskommt, sondern Augmented-Reality-Headsets verwendet, um einen 360-Grad-Blickwinkel zu erzeugen. Dabei können AR-Brillen wie etwa die Magic Leap oder Microsofts HoloLens verwendet werden.

Einsatzszenarien für Webex Hologram

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Auf diese Weise soll Webex Hologram in Meetings ein Gefühl der physischen Anwesenheit geben, indem es fotorealistische Echtzeit-Hologramme der Teilnehmer liefert. Ein weiteres potenzielles Einsatzgebiet sieht man bei Cisco in Schulungen, zumal physische und digitale Inhalte gemeinsam genutzt werden können. So könnten bei einem Autohersteller beispielsweise ein physischer Prototyp eines Fahrzeugs virtuell als Hologramm geteilt werden damit die Mitarbeiter etwa den Motor und den Unterboden des Prototyps untersuchen können. Zusätzlich könnten digitale Elemente wie Design-Renderings einbezogen werden, um den Eindruck des künftigen Modells zu vervollständigen.

Ein anderes Einsatzszenario wäre die Einführung neue Maschinen oder Geräte. Per Webex Hologram könnten die Mitarbeiter aus der Ferne geschult werden und dennoch das Gerät in seiner tatsächlichen Größe vor sich sehen und aus jedem Winkel betrachten. Gerade in Pandemiezeiten mit entsprechenden Reisebeschränkungen dürfte dies für viele Unternehmen interessant sein. Hierzu unterstützt das Tool auch einen „One-to-Many“-Präsentationsmodus. Hier erhält jeder Benutzer, so Cisco, gleichzeitig ein mehrdimensionales Erlebnis, das im Gegensatz zu anderen Angeboten, nicht auf die Nutzung einzelner Blickwinkel beschränkt sei.

Luxus-Headset für 549 Dollar

Das von Bang & Olufsen und Cisco entwickelte Luxus-Headset soll 549 Dollar kosten (c) Cisco

Konkrete Angaben zur allgemeinen Verfügbarkeit macht Cisco derzeit nicht. Auf Nachfrage heißt es lediglich, Webex Hologram werde in Kürze die Webex Suite erweitern. Sicherlich ist die Videokonferenz in 3D die augenfälligste Neuerung für Webex, doch auch im Detail bessert Cisco nach, um seine Plattform für die Hybrid-Work-Welt fit zu machen. So verspricht Cisco etwa, mit einer AI gesteuerten Audio-Intelligenz die Sprachqualität zu verbessern. Dabei sollen die Stimmen sind alle Teilnehmer unabhängig vom Standort gleich laut sein.

Darüber hinaus unterscheidet der Algorithmus zwischen beabsichtigter Sprache und entfernten Hintergrundgeräuschen. Wer dabei das ultimative Hörerlebnis wünscht, für den haben Cisco und Bang & Olufsen ab Anfang 2022 etwas in petto: Gemeinsam haben die Partner das Luxus-Headset Bang & Olufsen Cisco 980 entwickelt – empfohlener Verkaufspreis 549 Dollar.

Gleichzeitig arbeitet der Konzern an einer Verbesserung der Videoqualität. Mit der Kamerafunktion People Focus verspricht man ab Dezember eine bessere Klarheit sowie eine optimierte Darstellung der Mimik und Körpersprache der Teilnehmer im Raum. Zudem legt man künftig mehr Wert auf Interoperabilität. Webex-Geräte sollen Zoom, Microsoft und Google unterstützen – unabhängig von Gerät oder Plattform.

Whiteboard-Funktion

Um die virtuelle Zusammenarbeit weiter zu fördern, gibt es die Funktion Webex Whiteboarding. Sie ermöglicht es den Benutzern, Whiteboards zu erstellen, zu finden, zu bearbeiten und mit jedem zu teilen – auch mit Personen außerhalb ihres Unternehmens – und zwar mit jedem beliebigen Gerät, sei es ein Mobiltelefon, Tablet oder Laptop. Selbstredend empfiehlt Cisco dazu natürlich seine eigenen Devices wie das neue Webex Board Pro. Das digitale Whiteboard verfügt über eine integrierte Videokonferenzoption, zwei 4K-Kameras, direktionales Audio, zwei aktiven Eingabestifte und ein 55- oder 75-Zoll-Display mit hoher Auflösung. Die 55-Zoll-Variante soll hierzulande 11.995 Dollar kosten.

Webex Whiteboard Pro mit integrierter Videokonferenzoption (c) Cisco

Ähnlich wie Microsoft mit Teams setzt Cisco bei Webex verstärkt auf eine Integration von Apps. So können etwa Lösungen der Webex-Tochter Socio Labs und Slido direkt genutzt werden – etwa bei hybriden Events. Insgesamt sollen bereits über 60 Partner die Integration ihrer Apps angekündigt haben – darunter beispielsweise Smartsheet, Hacker Rank, Thrive Reset, Miro oder Mural.

Stress beim Hybrid Work vermeiden

Apps von über 60 Partnern werden in Webex integriert (c) Cisco

Bei aller Begeisterung für Hybrid Work, nach anderthalb Jahren zeichnet sich bei so manchem User im Homeoffice mittlerweile auch eine gewisse Videokonferenz-Müdigkeit ab und zu viele Videokonferenzen werden als Stress empfunden – eine Entwicklung der Cisco gleich mit mehreren Ansätzen entgegentritt. Einer davon ist die Funktion Webex Collaboration Insights. Sie gibt Teams einen anonymen Einblick in Arbeitszeitmuster, Stimmungsbewertungen und Ziele. So kann ein Manager beispielsweise feststellen, ob viele seiner Teammitglieder bis spät in den Abend hinein arbeiten und womöglich deshalb negative Bewertungen abgeben. Als Lösung kann er dann proaktiv Maßnahmen ergreifen, um die Probleme zu beheben.

Ermüdungserscheinungen und Stress in Meetings soll die Funktion Thrive Reset vorbeugen. Dazu können die Benutzer vorinstallierte „Resets“ zu einer Reihe von Themen herunterladen oder persönliche Fotos hochladen, die ihnen helfen, sich auf die Atmung zu konzentrieren, Probleme neu zu betrachten oder einfach aufzustehen und sich zu strecken.

Moderne Technik macht es möglich: Obwohl die Kinder herumtollen, ist dank KI nichts davon zu hören (c) Cisco

Hintergrund, so Cisco ist, dass Forschungsergebnisse gezeigt hätten, dass schon 60 bis 90 Sekunden Ablenkung reichen, um wieder munter zu werden.

Mit Vidcast erhalten die Mitarbeiter die Möglichkeit, asynchron in einem „Meeting“ zu kommunizieren. Das erleichtert nicht nur die Zusammenarbeit über mehrere Zeitzonen hinweg, sondern eröffnet auch die Option, sich an einer Konferenz dann zu beteiligen, wenn es in den persönlichen Zeitplan passt. Hierzu werden Diskussionsbeiträge aufgezeichnet und können dann zu einer anderen Zeit betrachtet werden – ebenso kann die Antwort zeitversetzt erfolgen. Eine ähnliche Funktion hatte Wettbewerber Zoom unlängst mit Continuous Collaboration vorgestellt.

Farbenfrohe Devices

Um den Wohlfühlfaktor zu erhöhen, bringt Cisco bei seinen Devices der Reihe Webex Desk nun Farbe ins Spiel. In die Welt des IT-Grau halten nun Farben wie First Light, Carbon Black, Woodland Green, Nordic Blue oder Desert Sand Einzug. Gleichzeitig wird die Reihe um ein Webex Desk Mini erweitert. Mit dem Gerät, das über eine 15,6 Zoll großen Bildschirm verfügt, sollen sich so gut wie überall Videokonferenzen abhalten lassen. Die Preise beginnen bei 1.695 Dollar.

*Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 


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