Schauen wir vielleicht in die falsche Richtung, wenn wir nur dieses eine Tal kopieren wollen? [...]
Die Digitale Transformation wurde schon lange als vierte industrielle Revolution ausgerufen. Das Elektroauto wird als Auto der Zukunft proklamiert – selbstredend ist das Auto der Zukunft selbstfahrend. Dennoch setzt die Automobilindustrie auf Assistenz-Systeme, die einen (Selbst-) Fahrer unterstützen und auf den Hybrid-Antrieb, einer Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor.
Hybrid-Systeme sind zu teuer, zu kompliziert und deshalb nur eine Übergangslösung, bis der innovative Teil der Hybrid-Lösung die Oberhand gewinnt. Keine Innovation hat je in einem Hybrid-Stadium geendet. Unternehmen, die zu lange und zu viel in Hybrid-Technologien investieren, verschwenden Geld. Auch die IT setzt auf Hybrid-Architekturen aus On-premise- und Public-Cloud-Infrastrukturen. Eine emotionsgeladene Diskussion über Sicherheitsaspekte setzt meist jede Logik außer Kraft. Es gibt drei Gründe (noch) nicht in die Public Cloud zu migrieren: Erstens, die aktuellen Gesetze erlauben dies nicht; zweitens, die notwendige Funktionalität ist in der Public Cloud (noch) nicht verfügbar; drittens, es steht keine hinreichende Konnektivität zur Verfügung. Für Industrie-4.0-Projekte kann dies auf einen Satz reduziert werden: Die Physik muss funktionieren!
Die Digitalisierung durchdringt die Unternehmen und über die Produkte und Dienstleistungen die Gesellschaft gleichermaßen stark. Trends, wie Cloud- und Mobile Computing, Big Data und Analytics fördern die Entwicklung neuer Produkte und Services – neue Märkte und Branchen entstehen. Diese Innovationen wurden aber erst durch folgende Basis-Technologien ermöglicht:
- Internet: die Vernetzung von Daten, Systemen, Produkten, Maschinen und Menschen.
- Breitbandnetz: der schnelle Zugriff auf Computer-Ressourcen. Alles ist immer und überall verfügbar.
- Virtualisierung: Befreiung der Computerleistung aus dem engen Blechmantel.
Kondratieff-Zyklen sind 40 bis 60 Jahre andauernde Langwellen der Konjunktur, die einen Reorganisationsprozess der gesamten Gesellschaft hervorrufen. Ein Kondratieff-Zyklus ist durch gesamtwirtschaftliche Daten nachweisbar, zum Beispiel durch die amtliche Statistik der Konjunkturdaten. Verschiedene Ebenen werden durch den Zyklus durchdrungen:
- Technologische Ebene: Ein Bündel von vernetzten Technologien bestimmt das Innovationsgeschehen über Jahrzehnte. Immer neue Produkte und Dienstleistungen werden entwickelt.
- Wirtschaftliche Ebene: Ein großer neuer Markt entsteht. Basis-Innovationen geben Innovationsimpulse. Hohe Wachstumsraten zeichnen sich über Jahrzehnte hinweg ab.
- Gesellschaftliche Ebene: Diffusion der Basis-Innovationen in die Gesellschaft, was zu weitreichenden Reorganisationen führt.
Staaten, in denen die Digitalisierung sowohl Wirtschaft, als auch Gesellschaft radikal durchdringt, werden einen enormen Wachstumsschub und Vollbeschäftigung bekommen. Leider ist Deutschland immer noch zu sehr von der produzierenden Automobilindustrie abhängig, das heißt weite Teile von Wirtschaft und Gesellschaft befinden sich noch im vierten Kondratieff-Zyklus. Aber auch die Erfinder der Digitalen Transformation aus dem Silicon Valley haben es nicht geschafft, die US-Wirtschaft und -Gesellschaft ins digitale Zeitalter zu katapultieren. Vielleicht geht es den großen Playern wie einst den Erfindern des Automobils: Der Durchbruch der Digitalisierung – wie auch der des Automobils – findet nicht in den Staaten statt, die diese Innovationen hervorgebracht haben. Vielleicht werden wir später erkennen: ein Tal war nicht genug!
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