I-New hofft auf Boom bei virtuellen Mobilfunkern

Der Software-Entwickler I-New mit Sitz in Mattersburg, an dem der frühere Telekom-Austria-Chef Boris Nemsic über seine Firma TT Beteiligungs GmbH 8,25 Prozent hält, will mit neuen virtuellen Mobilfunkern (MVNO) in Österreich ins Geschäft kommen. [...]

Möglich wird das u.a. durch die wettbewerbsrechtlichen Auflage bei der Fusion von „Drei“ (Hutchison) und Orange, die Hutchison zwingt, sein Mobilfunknetz für MVNOs zu öffnen. Was I-New dabei den potenziellen neuen Mobilfunkern anbietet ist „MVNO in a MiniBox“, also die komplette Technik für virtuelle Mobilfunknetzbetreiber in einem einzigen Gehäuse.
„Derzeit sind wir im Gespräch mit fünf MVNOs in Österreich, die von 2.000 bis zu 20.000 Kunden haben“, sagte Firmengründer und CEO Peter Nussbaumer, der selbst knapp 21 Prozent an I-News hält. Ein künftiger neuer Untermieter bei Hutchison soll der Internet- und Kabel-TV-Anbieter UPC sein. Verhandelt werde aber direkt mit Hutchison, nicht mit UPC, sagte Nussbaumer.
„Das nennt sich in der Fachsprache MVNA, Mobile Virtual Network Aggregator“, erläuterte Nemsic. „Wir sind in der Lage, mehreren potenziellen kleinen MVNOs, die sich bei uns einmieten, eine Plattform zu bieten. Wir selbst machen einen Vertrag mit dem Netzbetreiber und bieten Software als Service an.“ Bereits Ende dieses Jahres könnten die neuen Mobilfunker den Endkunden ihre Dienste andienen, so Nussbaumer.
Rechnen kann sich das für einen MVNO bereits mit 10.000 Kunden oder sogar weniger. „Der erfolgreiche MVNO ist nicht der einfache Wiederverkäufer“, sagte Hauptaktionär Thomas Polak, der über seine Mirabeau-Privatstiftung knapp 41 Prozent der Anteile an I-New hält. Es gehe vielmehr darum, bestehende Interessen einer Kundengruppe mit Mobiltelefonie-Services zu verbinden, wie es z.B. der britische Einzelhandelskonzern Tesco mache. „Es sind ca. 70.000 Pfund, die ein Kunde von Tesco in seinem Leben bei Tesco ausgibt. Jedes Mal, wenn man bei Tesco einkauft, gibt man seine Handynummer an und der Einkauf wird registriert. Daraus lässt sich ableiten, was kauft der Kunde, wann kauft er es und wo kauft er es.“
Für die künftigen MVNOs in Österreich, die Hutchison-Frequenzen nutzen werden, wird sich das Geschäft sicher lohnen, ist Nemsic überzeugt. „Durch den Orange-Hutch-Deal wurde ein bestimmtes Preislevel für die Wiederverkäufer (MVNOs) reguliert. Das hat der Regulator, ich will jetzt nicht bewerten ob gut oder schlecht, auf ein Level gelegt, das eine Profitabilität sehr wohl ermöglicht, wenn man den Rest schlau macht. Da kommen wir ins Spiel.“
Hutchison ist verpflichtet, bis zu 16 MVNOs in sein Netz zu lassen. „Wir haben die Lösung für alle 16.“ In Österreich gebe es acht oder neun Millionen Handys, sagte Nussbaumer. „Der Markt für MVNOs wird so um die eineinhalb bis zwei Millionen liegen.“ Klassischer Weise bewege sich der MVNO-Markt in Richtung 20 Prozent.
In Großbritannien seien es derzeit z.B. 15 Prozent, in Österreich mit „Bob“ und „Yesss“ rund 10 Prozent.
Im vergangenen Jahr habe die 2004 gegründete I-New ihren Umsatz um 85 Prozent gesteigert, sagte Polak, ohne absolute Zahlen zu nennen. „Wir veröffentlichen noch keine Umsatzzahlen, aber die Rede ist von siebenstelligen Beträgen“, ergänzte Nemsic. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 60 Leute, von denen ca. 45 in Mattersburg sitzen. „Der Rest ist verteilt und baut die Projekte aus“, so Polak. „Wir haben ja auch Leute in Chile, Kolumbien und Neuseeland sitzen.“
Über die Causa Telekom Austria spricht der ehemalige TA-Chef Nemsic gar nicht gern. Richtig sei, dass er in drei Fällen nach wie vor als Beschuldigter geführt werde. Dabei geht es um vermutete Schmiergeldzahlungen im Zusammenhang mit dem Erwerb des weißrussischen Mobilfunkers Velcom, um vermutete illegale Parteienfinanzierung bei der Anmietung des Burgtheaters während der Fußball-EM 2008 sowie um den Verdacht auf Amtsmissbrauch bei einem Kartellverfahren. „Das sind teilweise anonyme Anzeigen, da kann man sich nicht wehren. Die Ermittlungen laufen noch, zum letzten Mal befragt wurde ich dazu vor drei, vier Monaten. Seitdem hat sich nichts mehr getan, ich sehe das sehr entspannt.“

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