IBM THINK 2019: Ein neues Kapitel der digitalen Transformation

KI, Blockchain und Quantencomputer sind für IBM längst der Entwicklungsphase entstiegen. Auf der THINK 2019 in San Francisco läutet die IBM-Chefin Ginni Rometty die nächste Phase der Digitalen Transformation ein. [...]

IBM-CEO Ginni Rometty schlägt auf der THINK 2019 mit einsatzfähiger KI, Blockchain und Quantencomputertechnik ein neues Kapitel – sie spricht von "Chapter 2" - in der digitalen Transformation auf.
IBM-CEO Ginni Rometty schlägt auf der THINK 2019 mit einsatzfähiger KI, Blockchain und Quantencomputertechnik ein neues Kapitel – sie spricht von "Chapter 2" - in der digitalen Transformation auf. (c) IBM

Die IBM THINK-Konferenz, die dieses Jahr vom 10.-14.2. im Moscone Center in San Francisco stattfand, ist das größte jährliche Treffen von Führungskräften und Entwicklern, die sich auf dem Event austauschen beziehungsweise in Sachen Technik oder Anwendung weiterbilden. Die Konferenz ist ein Großereignis: 26.000 Geschäftsführer, IT-Leiter und Entwickler aus 180 Ländern und 22 Branchen kamen nach San Francisco, darunter 1.700 IBM-Businesspartner. Über 50 CEOs, IT-Experten und Wissenschaftler gaben in ihren Keynotes und Vorträgen Einblicke in technisch Entwicklungen und entsprechenden Geschäftschancen. Zudem boten über 2.000 Sessions den Teilnehmern die Möglichkeit, ihre Kenntnisse der diversen Technologien zu vertiefen. 

In ihrer Eröffnungsrede (Video hier) betonte IBM-CEO Ginni Rometty, dass Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Blockchain und Quantencomputer längst der Entwicklungsphase entstiegen und bereits bei handfesten Lösungen im Einsatz seien. Dementsprechend sei es an der Zeit ein neues Kapitel der IT aufzuschlagen, Rometty nennt es „Chapter 2“. Drei Kerngebiete seien für die neue Phase der digitalen Transformation von essentieller Bedeutung, nämlich Digital und AI, die Hybrid Cloud und Verantwortungsbewusstsein (»Responsible stewardship«).

1. Digital und AI: In der nächsten Phase von Digital and KI geht es um Skalierung und den Übergang vom Experimentieren zur Transformation. Deswegen kündigt IBM Watson Anywhere an: Dank der Integration mit IBM Cloud Private for Data (ICP for Data) lassen sich Watson und Watson OpenScale nun in jeder Cloud-Umgebung betreiben – herstellerunabhängig, also auch für die Cloud-Plattformen anderer Hersteller wie AWS, Microsoft Azure oder die Google Cloud. Somit können Unternehmen die KI auf Daten anwenden, wo immer sie gehostet werden. Diese Ankündigung ermöglicht es Unternehmen, ihre KI-Anwendungen einfacher und schneller zu erstellen, breitzustellen und auszuführen. Im Mittelpunkt steht dabei eine Reihe neuer Watson-Microservices für ICP for Data, die auf Open-Source-Technologien basieren und leicht in Cloud-Umgebungen skalierbar sind. Noch in diesem Jahr wird IBM zusätzliche Watson-Services für ICP for Data anbieten, darunter Watson Knowledge Studio und Watson Natural Language Understanding. 

Der neue Watson Machine Learning Accelerator ist jetzt auch für IBM Power Systems erhältlich und bietet bis zu 46 Mal schnelleres Training als andere Anbieter.

2. Hybrid Cloud: Unternehmen haben bisher die ersten 20 Prozent ihrer Cloud-Reise absolviert. In der nächsten Phase gehe es darum, geschäftskritische Apps (die übrigen 80 Prozent) in die Cloud zu verschieben. Dabei müssen Unternehmen jedoch die speziellen Anforderungen hinsichtlich Compliance, Sicherheit oder Standort berücksichtigen. Das Ergebnis ist ein komplexes Netz von Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen. Bereits 94 Prozent der Unternehmen nutzen mehrere Clouds, deswegen sind Möglichkeit gefragt, Apps und Daten effizient und sicher zwischen Clouds zu verschieben. Im letzten Jahr hat IBM den Multi-Cloud-Manager eingeführt. Auf der THINK kündigte IBM neue Cloud-Angebote an, die den Weg zur Hybrid Cloud vereinfachen und beschleunigen sollen, wie die neuen End-to-End IBM Hybrid Cloud Management- und Beratungsdienste, die IBM Cloud Integration Platform und die IBM Cloud HyperProtect Services. 

Zudem läuft die Übernahme von Red Hat durch IBM. Zusammen wollen IBM und Red Hat nicht nur Open Source für Unternehmen gut nutzbar und verfügbar machen, sondern Unternehmen die Expertise bieten wie sie ihre Daten am besten aufbereiten und für ihre Zwecke nutzbar machen.

3. Verantwortungsbewusstsein: Die neue Phase der Digitalisierung bietet gewaltige neue Möglichkeiten, so Rometty,  aber es ist mehr als nur Technologie und Business gefragt. Es gehe darum verantwortungsbewusst zu handeln und Vertrauen aufzubauen, z.B. dadurch, dass die Daten der Kunden sicher seien, sie die Herrschaft über ihre Daten behielten und der KI-Technologie und ihren Empfehlungen vertrauen könnten, so die IBM-Chefin. Dabei sei es wichtig, dass die KI vorurteilsfrei entscheiden kann. Hier kommen den Daten, mit denen die KI trainiert wird, eine hohe Bedeutung zu. So hat IBM unlängst der globalen Forschungsgemeinschaft eine Million kommentierter Bildern von Gesichtern zur Forschungszwecken zur Verfügung gestellt (die COMPUTERWELT berichtete).

Zur Verantwortung zählt für Rometty auch in Bildung zu investieren, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein wichtiges Thema. Mit entsprechenden Programmen (Tech-Re-Entrty-Programm, PTECH-Progamm (Pathway to Technology für Jugendliche) oder die Veteran-Employment-Initiative) hilft IBM Studenten und Berufstätigen, investiert in deren Ausstattung, um diesen Menschen den Erwerb der für die heutige Arbeitswelt  benötigten Fähigkeiten und Kompetenzen zu ermöglichen. 

Fünf zukunftsträchtige Technologien im Bereich Nahrung

Jedes Jahr präsentiert IBM fünf Technologien, von denen das Unternehmen glaubt, dass sie Wirtschaft und Gesellschaft in den nächsten fünf Jahren grundlegend verändern werden (deswegen das Motto „5-in-5“). In diesem Jahr stellen die IBM Forscher fünf Möglichkeiten vor, wie Technologie Lebensmittel – vom Saatgut bis zum Regal – verändert, um den Bedürfnissen einer wachsenden Bevölkerung gerecht zu werden. 

  1. Digitalen Zwillinge der Landwirtschaft sollen dazu beitragen, eine wachsende Bevölkerung mit weniger Ressourcen zu versorgen.
  2. Spoiler-Alarm: Der Einsatz der Blockchain-Technik soll verhindern, dass mehr Lebensmittel verschwendet werden.
  3. Culture-Club: Die Kartierung („Mapping“) des Mikrobiomssoll uns vor schlechten Bakterien schützen.
  4. Teller-Detektive: KI-Sensoren sollen lebensmittelbedingte Krankheitserreger zu Hause erkennen.
  5. „Plastic Surgery“: Ein radikal neuer Recyclingprozess wird alten Kunststoffen neues Leben.

Blockchain-Lösungen auf der THINK 2019

In San Francisco wurden auch weitere Blockchain-Lösungen vorgestellt. So wollen Boehringer Ingelheim und IBM Blockchain in klinische Studien integrieren, um ein dezentrales Framework zu testen, das Datenintegrität, Provenienz, Transparenz und Patientenbefähigung ermöglicht und letztlich die Studienqualität und Patientensicherheit verbessert, bei reduzierten Kosten.

Weiters will IBM mit ihrer Blockchain-Technologie helfen, Wasser einzusparen: So werden der Fresh Water Trust, IBM Research und SweetSense ein Blockchain- und Remote-IoT-Netzwerk aufbauen, um die Grundwassernutzung in Echtzeit genau zu messen. Dazu testen Landwirte, wie Wasseranteile genutzt werden können, um Grundwasser zu sparen und Dürren zu bekämpfen.

Kooperationen und Anwendungen

Anfang des Jahres betrat die legendäre Motorrad-Marke Harley-Davidson neues Terrain und stellte mit LiveWire ihr erstes vollelektrisches Motorrad vor. Das Harley-Davidson Connect Service ist dabei ein neuer Mobilitätsservice, der auf der IBM Cloud aufbaut und Fahrern ermöglicht, über ein Mobilfunknetz Verbindung zu ihrem Bike aufzunehmen. Fragen wie „Wo ist mein Bike?“ oder „Wie lange hält meine Batterie noch?“ können nun im Handumdrehen mit einem Blick auf die App beantwortet werden. Auch Sicherheitswarnungen werden verschickt, wenn die Maschine manipuliert, bewegt oder angefahren wird. Darüber hinaus erhalten Fahrer automatische Service-Erinnerungen, wenn eine Wartung ansteht. 

IBM kündigt die Zusammenarbeit mit Garmin Health, Guardhat, Mitsufuji und SmartCone zur Überwachung der Arbeitssicherheit in unfallgefährdeten Umgebungen – das umfasst das Baugewerbe, den Bergbau sowie Fabriken – unter Verwendung von IoT-Technologien an. Dank IoT verstehen Unternehmen, was die Arbeitnehmer tun, welcher Hitze, Höhe, welchem Wetter und Gaspegel sie ausgesetzt sind. Dadurch können zeitnah vorschriftsmäßige Sicherheitsmaßnahmen einführen.

IBM Maximo Worker Insights von IBM überwacht biometrische und Umweltdaten, um festzustellen, ob Mitarbeiter Gefahren oder Risiken ausgesetzt sind. Obwohl Sicherheitskontrollen und persönliche Schutzausrüstungen bei den meisten gefährlichen Arbeitsplätzen obligatorisch sind, soll diese Lösung Unternehmen helfen, Probleme zu identifizieren und darauf oder auf veränderte Umweltbedingungen zu reagieren. Tatsächlich wurden nach Angaben des amerikanischen Bureau of Labor Statistics in den USA im Jahr 2017 fast drei Millionen nicht tödliche Arbeitsunfälle registriert.

Videos von einzelnen Vorträgen auf der Konferenz stehen im Web zu Verfügung und finden sich unter unter: https://www.ibm.com/events/think/watch.


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