IBM und Facebook schmieden Werbepakt

Der IT-Riese IBM hat heute, Mittwoch, eine neue strategische Partnerschaft mit Facebook angekündigt, die es in Zukunft ermöglichen soll, Werbeanzeigen noch gezielter auf die persönlichen Interessen der User zuzuschneiden. [...]

Wie beide Unternehmen wissen lassen, geht es bei der Kooperation vor allem darum, das Datenanalyse-Geschäft von IBM mit den aus Marketingsicht unschätzbar wertvollen User-Informationen zu verschmelzen, die auf den Servern des sozialen Netzwerks liegen. Obwohl die Bündnispartner versprechen, die Privatsphäre der Nutzer schützen zu wollen, reagieren Datenschützer mit heftiger Kritik auf die Ankündigung.

„Personalisierte Werbung ist aus datenschutzrechtlicher Sicht ein riesiges Problem“, so beispielsweise Thilo Weichert vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein gegenüber dem Nachrichtenportal pressetext. Bei derartigen Praktiken würde die gesamte Bandbreite des Datenschutzes ignoriert. „Hier wird ganz klar gegen EU-Regeln verstoßen. Es gibt weder eine ausreichende Information der Nutzer, noch haben sie eine freie Wahlmöglichkeit, sich diesen Methoden zu entziehen“, kritisiert Weichert.

Dass sich nun auch noch zwei große Player wie IBM und Facebook gegenseitig sensible User-Daten überlassen wollen, wird die Lage nach Auffassung des Experten sicherlich nicht verbessern. „Wir haben derzeit einige Klagen in diesem Zusammenhang in Europa laufen und arbeiten mit Hochdruck daran, eine rechtliche Grundlage zu schaffen, die die Privatsphäre der User schützt“, betont Weichert, der an dieser Stelle auch die Notwendigkeit einer europäischen Datenschutzgrundverordnung unterstreicht. „Diese Verordnung sollte noch 2015 beschlossen werden und könnte dann 2017 in Kraft treten“, hofft der Experte.

Aus Sicht von IBM und Facebook bringt das neue Bündnis klare Vorteile: Während der IT-Konzern hofft, dadurch sein eigenes Datenanalyse-Geschäft weiter anzukurbeln, verspricht sich das soziale Netzwerk davon vor allem, seine Mitglieder mit noch passender zugeschnittenen Werbeeinschaltungen bedienen zu können. In einem offiziellen Statement sprechen beide Unternehmen von „gleichen Zielen“, die man mit der Kooperation verfolgen möchte.

„Unsere Kunden haben uns dazu gedrängt, Facebook aufgrund seiner großen Bedeutung in unsere Analysen mitaufzunehmen. Dort verbringen die Leute schließlich besonders viel Zeit“, zitiert die „New York Times“ Deepak Advani, General Manager bei IBM. Um Probleme des Datenschutzes zu entschärfen, sollen im Zuge der Zusammenarbeit zumindest keine konkreten Namen und E-Mail-Adressen der User ausgetauscht werden, was eine eindeutige Identifikation der Person ermöglichen würde. „Diese persönliche Zuordnung ist auch ohne Kenntnis des Namens möglich. Das ist im EU-Recht unbestritten“, so Weichert abschließend. (pte)


Mehr Artikel

News

Lauf-Apps als Sicherheitsrisiko

Lauf-Apps sammeln Informationen über das eigene Training und tracken somit alle Fortschritte, die man beim Laufen gemacht hat. Allerdings benötigen sie um richtig zu funktionieren präzise Daten, darunter auch den Standort von Nutzern.
Diese Daten stehen oft öffentlich zur Verfügung. […]

News

Heimischer Seilbahn-Spezialist Doppelmayr wechselt zu IFS Cloud

Der Schritt hin zu einer zentralen Cloud bedeutet, dass die weltweiten Vertriebsstandorte von Doppelmayr ebenso wie die Produktionsstätten mit demselben System arbeiten können. Die Implementierung, die sofort beginnen soll, wird die meisten Funktionsbereiche des Doppelmayr-Geschäfts abdecken und mehr als 3.000 Mitarbeiter an mehreren Standorten betreffen. […]

News

Game Development Studie 2024: Knowhow aus Österreich ist weltweit gefragt

Nie zuvor hat eine so große Zahl heimischer Entwickler zum Erfolg internationaler Top-Games aber auch zur digitalen Transformation der österreichischen Wirtschaft beigetragen. Die heimischen Game Developer generieren einen gesamtwirtschaftlichen Umsatz von 188,7 Millionen Euro. Jeder Arbeitsplatz in einem Unternehmen der Spieleentwicklung sichert mehr als einen weiteren Arbeitsplatz in Österreich ab. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*