IKT bleibt Österreichs Wachstumsmotor

Das Jahr 2013 endete für Wirtschaftsforscher, aber auch für viele Unternehmen mit enttäuschenden Zahlen. Kaum Wirtschaftswachstum, hohe Arbeitslosigkeit, gleichzeitig Mangel an hochqualifizierten Arbeitskräften. 2014 ist ein wenig Besserung in Sicht, im IKT-Markt Österreich stehen die Zeichen auf Cloud und Big Data. [...]

WACHSTUMSMOTOR
Dass aktuell eine positive Grundstimmung in der ITK-Branche herrsche und man nun auf stärkere Investitionen hoffe, unterstrich in der nachfolgenden Podiumsdiskussion auch Christian Wenner der Kapsch BusinessCom. „Die IKT-Branche fungiert in zweifacher Hinsicht als Wachstumsmotor. Einerseits wächst sie selbst stärker als der Gesamtmarkt und bringt damit Impulse für den Arbeitsmarkt und andere Branchen. Andererseits bauen sowohl neue Geschäftsmodelle als auch neue Arbeitsplatzmodelle stark auf den Möglichkeiten auf, die diese Branche hervorbringt“, so Wenner. Kapsch BusinessCom unterstützt daher Unternehmen nicht nur im Bereich der klassischen IKT-Infrastruktur sondern verstärkt auch bei der „Übersetzung“ von Business Anforderungen in zukunftssichere IKT-Architekturen.

Als Herausforderung sieht Wenner allerdings, dass auch die IKT-Branche selbst einem massiven Umbruch gegenübersteht. Gerade der Trend zur Cloud und automatisierter IT, aber auch die neu entstandene Dynamik durch bereits reife Themen wie Enterprise Mobility und Digital Transformation mache völlig neue Arbeitsprofile und Geschäftsmodelle notwendig. „Das Wachstum fällt daher auch innerhalb der Branche entsprechend inhomogen aus“, sagt Wenner.

FACHKRÄFTEMANGEL HAUSGEMACHT
Aus Arbeitsmarktsicht steht die österreichische IKT-Branche laut Winfried Göschl vom AMS weiterhin auf gesunden Beinen. Die Arbeitslosigkeit sei merklich geringer als in anderen Wirtschaftszweigen, die Beschäftigung steige zudem noch immer an. „Gleichzeitig ist aber nicht zu übersehen, dass sich auch die IKT-Branche von der internationalen Konjunkturentwicklung nicht abkoppeln kann und es in den vergangenen Jahren da und dort spürbare Einbrüche gegeben hat“, sagte Göschl.

Zwar würden für die Menschen, die dabei ihren Arbeitsplatz verloren haben, die Chancen auf Wiederbeschäftigung äußerst gut stehen. Jene Gehälter und Anstellungsbedingungen, die noch vor einigen Jahren Standard waren, werden dabei aber nur noch in seltenen Fällen wieder erreicht. Zur Arbeitsmarktverschärfung trage unter anderem bei, dass viele gut ausgebildete Kräfte aus EU-Nachbarländern nach Österreich drängen. Um den in der Branche paradoxerweise weiterhin herrschenden Fachkräftemangel auszugleichen, versuche das AMS mehr Frauen in technische Berufe zu holen und deren Beschäftigung zu fördern.

Laut Christian Polster, Senior Vice President bei Atos, ist der Fachkräftemangel zu einem Gutteil auch hausgemacht. „Wie stark Österreich in den vergangenen Jahren an Know-how abgebaut hat, macht einen schon betroffen. Wir haben schon vor Jahren auf die fehlenden Fachkräfte hingewiesen und eine entsprechende Schul- und Hochschulpolitik mit Fokus auf marktnahe, technische Ausbildungen gefordert. Passiert ist leider gar nichts“, sagte Polster.

Angesichts der schwierigen Voraussetzungen, hochqualifizierte Arbeitskräfte in Österreich zu finden, dürfe man sich nicht wundern, wenn Unternehmen und ganze Branchenzweige nach Osteuropa abwandern würden. Um diesem Trend entgegenzuwirken, werde man in Zukunft noch stärker mit Fachhochschulen und technischen Universitäten zusammenarbeiten versuchen und auch eigene Initiativen wie die Lehrlingsausbildung oder eigene Ausbildungsprogramme intensivieren.

NEUE BERUFS- UND GESCHÄFTSMODELLE
Laut Günther Seyer, Senior Manager bei PwC Österreich habe die jahrelange Auslagerung von IT und somit weg von Österreich auch einen Teil dazu beigetragen, dass Arbeitskräfte hierzulande keine Incentives hatten. Neue Geschäfts- und Arbeitsanforderungen wie das Thema Datenmanagement und Data Analytics würden hier aber völlig neue Betätigungsfelder erschließen.

„Aus Sicht von PwC gibt es hier ein neues Berufsfeld, der Datenwissenschaftler, welcher in Zukunft maßgeblich an der Produktentwicklung, Kundenbindung und damit zur Profitabilitätssteigerung beitragen wird“, zeigt sich Seyer überzeugt. Das Thema Digitalisierung, also die Öffnung der Wertschöpfungskette über die Unternehmensgrenzen hinweg, ermögliche durch neue Technologien weitere neue Arbeitsmethoden und Geschäftsmodelle, die allerdings auch neue Herausforderungen mit sich bringe – Stichwort Regulatorien und Standards.

Die Einschätzung, dass gerade die Cloud in Österreich in den kommenden Jahren ein großer Markttreiber sein wird, sieht man auch bei PwC so. Eigenen Studien unter Kunden zufolge habe das Thema an Relevanz stark zugenommen, als Hauptnutzer von Cloud-Services sind neben der IKT-Branche (88 Prozent) auch der Handel (77 Prozent), die Automobilindustrie (68 Prozent) und der Finanzsektor (65 Prozent) im Boot.

Als teilweise ungelöst bezeichnete Seyer allerdings das Thema Security. Zwar würden zwei Drittel der Cloud-Nutzer angeben, dass sich ihre Sicherheit dadurch verbessert habe. Nicht einmal jedes fünfte Unternehmen habe jedoch überhaupt besondere Maßnahmen ergriffen, um die Cloud-Sicherheit in ihre Security-Policy aufzunehmen. „Das zeigt, dass neue Technologien wie Cloud Computing oder die mobile Anbindung der Mitarbeiter bereits implementiert werden, bevor sie abgesichert sind“, ortet Seyer hier Nachholbedarf. (pi)


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